Ormesheimer: Karl Vogelgesang ("emm Schitz sein Karl") und Maria, geb. Feix. Im Hintergrund Stefan Toscani
Nachts mussten wir gefaulte Kartoffeln von noch intakten trennen. Von letzteren wurden wir allmählich hochgepäppelt und wieder fit gemacht. Nach einer gewissen Zeit wurden wir dann zur Arbeit eingesetzt. In aller Frühe mussten wir raus, jeder bekam eine Blechbüchse mit warmer Wassersuppe und man war froh, wenn man darin ein Stückchen Kartoffel fand. Hinzu kam ein Stückchen Brot von ca. 300 Gramm. Wir wurden in verschieden Arbeitsbereichen eingeteilt, ständig abwechselnd. Zu Beginn ging es in ein Stahlwalzwerk. Arm in Arm eingehängt wegen des hohen Schnees, flankiert von Soldaten mit Maschinenpistolen und Hunden. Dort mussten wir schwere und höchstgefährliche Arbeiten verrichten, monatelang. Meine schlimmste Zeit war die Arbeit in einer Kohlengrube. Nach einem 6 km langen Marsch durch hohen Schnee kamen wir am Schacht an. Jeder bekam ein Benzinlämpchen umgehängt, dann begann der Abstieg in den Schacht zur Kohle, die in einer Tiefe von 340 Metern lag. Man könnte darin den 30 m hohen Ormesheimer Kirchturm achtmal übereinanderstellen. Da hinunter mussten wir täglich auf primitiv zusammengenagelten Holzleitern steigen. Bei manchen fehlten Sprossen und wenn man durchrutschte, fiel die Benzinlampe auf die Brust und erlosch. So passierte es öfter, dass 4 bis 6 Leute mit nur einer Lampe arbeiten mussten. Ein paarmal bin ich dem Tod von der Schippe gesprungen. Beim Aufsetzen des Holzes wurden wir verschüttet. Zum Glück war es keine feste Kohle und der Holzstoß hat uns gerettet. Ein andermal war ich bei der Montage eines Rohres. Ohne Vorwarnung stürzte da von der Decke Gestein und Kohle herab. Ich steckte drin und habe um mein Leben gestrampelt. Damit nicht genug! Mit einem Stempel für den Gleisbau auf der Schulter sah ich wegen Dunkelheit das Loch zwischen den Gleisen nicht und fiel mit der rechten Körperseite hinein. Die Kameraden holten mich eilends heraus, sonst wäre ich 80 m in die Tiefe gefallen. Hinterher hatte ich bis über 40 Grad Fieber, tagelang. Aber da gab es kein Erbarmen: ich wurde jeden Tag zur Arbeitsstelle geschleppt. Als es gar nicht mehr ging, bin ich in ein Zimmer mit mehreren Kranken gekommen. Außer hohem Fieber waren meine Lippen aufgeplatzt, im Mund hat sich alles geschält und es gab nichts zu trinken. Nachts dachte ich, jetzt können sie mich erschießen, egal! Bekleidet mit Leinenunterwäsche und einer Decke drüber lief ich hinaus in die Kälte zum Ziehbrunnen, um Wasser zu holen, aber das Fieber ging nicht runter. Schließlich fuhren sie mich mit einem Lastwagen in ein "Lazarett".
Am Mittwoch, dem 29.05.2024 findet um 19 Uhr im großen Nebenzimmer des Gasthauses Niederländer ein Heimat- und Bilderabend des Heimatvereins Ormesheim statt.
Der Vortrag dauert ca. 45 Minuten, das anschließende „Schwätzchen“ bei einem oder mehreren Gläschen ….. in geselliger Runde kann sich länger hinziehen. Das gute Essen aus der Küche von Peter Maas kann zum Abschluss des Abends natürlich auch gekostet werden. Wir freuen uns über alle Besucher.