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mein Mandelbachtal
Ausgabe 22/2025
mein Ormesheim
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Verein für Heimatkiunde Ormesheim

Ormesheimer: (v-li) Oswald Hautz, Irene Post, geb. Kimmer, Richard Post, Herbert Hartz ("de Padd")

Kriegserlebnisse von Otto Lonsdorf (20)

In der Schulzeit früher hatten wir gelernt, dass Russland das Land der schwarzen Erde sei. Das erlebten wir hier. Die Erde war schwarz und leicht, gut zu bearbeiten und gut zu bepflanzen. Bevor die Saat ausgelegt wurde, musste das Unkraut mit den Händen gezupft werden, weil es keine Gartengeräte gab. Da der Boden noch unbebaut, sozusagen noch jungfräulich war, fiel die Ernte prächtig aus. Für die Russen war es streng verboten, etwas aus dem Felde mitzunehmen, denn es war ja alles Eigentum der Kolchose. Die gesamte Arbeit wurde von Deutschen geleitet und überwacht, zu denen die Russen mehr Vertrauen hatten als zu ihren eigenen Leuten.

In diesem Lager hatte ich ein folgenschweres Erlebnis. Nach Arbeitsschluss steckte ich mir heimlich ein paar Kartoffeln in die Taschen, um sie abends in der Baracke etwas zu rösten. Die deutsche Aufsicht muss das bemerkt haben und hat dies gemeldet. Bei der Ankunft an der Baracke wurden wir „gefilzt“, die Kartoffeln natürlich gefunden. Unsere eigenen Leute hatten uns, wir waren acht Mann, verraten. Bei der Wache mussten wir die Kartoffeln abgeben und harte Schläge einstecken. Dabei hat mir einer mit dem Gewehrkolben zwei Rippen gebrochen. Daran habe ich lange Zeit leiden müssen. Anschließend wurde ich in ein Bunkerlager verlegt. Nach einer Untersuchung wurde ich wegen Unterernährung krankgeschrieben, was bedeutete, dass ich vorläufig nicht zu arbeiten brauchte.

In dieser Zeit waren schon zwei Gefangenentransporte in die Heimat geschickt worden. Wir mussten unseren Kameraden helfen, in die Wagen einzusteigen, weil die meisten gesundheitlich nicht mehr in der Lage waren, dies eigenständig zu bewerkstelligen, vornehmlich aus Mangel an Kraft. Viele waren schon dem Tode nahe, Wochen später erfuhren wir, dass viele von ihnen die Heimat nicht mehr lebend erreicht hatten. Wir schrieben inzwischen das Jahr 1947. Es war für mich das vierte Jahr in russischer Gefangenschaft. Das Essen war hier etwas fettreicher, aber nicht zum Sattwerden. Inzwischen ging das Gerücht im Lager um, man plane einen neuen Transport in die Heimat. (Fortsetzung folgt).