Zwei Pfarrer: Herbert Stern und Markus Vinzent
Was ich in diesem sogenannten Lazarett erleben musste, ist nicht für Menschen mit schwachen Nerven zu ertragen. 700 deutsche Gefangene lagen in diesem Haus krank darnieder, die von vier Ärzten behandelt wurden. Nach einer Untersuchung kam ein Berliner Chirurg, der mir eine dicke Nadel in den Körper gerammt hat und festgestellt hat, dass alles vereitert ist. Der hat mich auch tags darauf operiert. Ich musste dann zusammen mit einem Kameraden das Bett teilen, in dem, statt einer Matratze, ein Sack mit Sägemehl lag. Oft wurde ich verbunden und immer kurz danach lief aus dem Verband die Brühe raus. Auf dem Rücken hatte ich eine 14 cm lange Narbe, in der zwei Röhrchen steckten, um den Eiter abzuleiten. Für den Weg zum Verbandsplatz und zurück gab es keine Tragepritsche oder ähnliches, man faste mich an den Beinen und unter den Armen und schleppte mich dahin. Dabei platzten immer die genähten Wunden auf. Das ging wochenlang so und ich dachte für mich, das schaffst du nicht, da gehst du jetzt kaputt. Alle Tage sind Leute weggestorben. Ein Pole im Bett neben mir war öfters operiert worden. Dem platzten ständig die Wunden auf und der ist nach Tagen qualvoll verendet. Wir waren mit 18 Mann in einem kleinen Zimmer gelegen. Mit einem Eimer Wasser sind alle Kranken gewaschen worden und dieses Wasser haben die Kameraden aus Durst getrunken. Es war Hochsommer und jeden Tag waren 2 Leute bestimmt, die mit Mückenklatschen die Plagegeister bekämpften. Wenn es dämmerte, kamen die Wanzen aus allen Löchern. Die Federn in den Betten haben voll gesteckt mit Wanzen. Die sind überall hin gekrabbelt und ich konnte mir ja nicht helfen. Das war furchtbar. Wir haben vor Angst gebetet, wenn es dunkel wurde. Alle 14 Tage wurden die Betttücher gewechselt. Die wurden mit Petroleum eingepinselt, dann wurde es für kurze Zeit etwas besser. Von den Käfern, die aus den Wänden gekrochen kamen will ich erst gar nicht reden. Zu essen und zu trinken gab es nichts außer einem halben Becher Tee und einem Stück Brot.
Hinweis:
Der nächste Heimat- und Bilderabend ist am Mittwoch, dem 26.06.2024. Wir bitten, den Termin im Kalender vorzumerken.