Ormesheimer Geschäft: Berta Sommer ("Summersch Berta"), heute Architekturbüro Walle, Adenauerstr.
Dann stiegen wir in den Zug ein und waren am Abend in Erfurt angelangt. Nach einem kurzen Aufenthalt ging es weiter in Richtung Heimat. Nun wurden wir ja auf der Fahrt immer weniger, weil jeder ein anderes Ziel hatte. Während der Fahrt hatten wir immer Begleitpersonen bei uns, die dafür sorgten, dass wir heil bei der nächsten Station ankamen. In Eisenach mussten wir alle aussteigen, weil es da frische Verpflegung gab. Hier erhielten wir auch die ersten Tabakwaren. Ich hatte mir gleich eine Zigarette angezündet, aber beim ersten Lungenzug wurde mir derart schlecht, dass ich den Glimmstengel wegwarf und mich hinsetzen musste. Von da an habe ich keine Zigarette mehr angezündet. Wir hatten auch hier wieder viel Zeit und begegneten vielen Leuten, die Schilder mit Fotos von Angehörigen, Söhnen und Vätern um den Hals trugen, die in russischer Gefangenschaft saßen. Auch hier wollten uns viele mit nach Hause nehmen, aber es war uns nicht erlaubt. Am Abend fuhren wir mit einem Personenwagen weiter nach Frankfurt am Main. Auf dem Bahnhof war die Hölle los. Menschen über Menschen standen überall und fragten uns, woher wir kämen und wie es uns ergangen sei. Man sah ihnen an, dass sie Mitleid mit uns hatten. Vor der Bahnhofshalle erwartete uns das Rote Kreuz mit zwei Kesseln guter Suppe. Auf diesem Bahnhof hatte ich ein kleines Erlebnis mit einem guten Freund namens August aus Erbach. Wir standen da, als ein Herr auf uns zukam und uns einlud zu einem Essen im nahen Restaurant. Er wollte uns eine Freude machen. Das ist ihm mit einem Essen der feinsten Sorte auch gelungen. Nur hinterher erlebten wir eine weitere Überraschung, als unser Zug weg war. (Fortsetzung folgt)