Nachts war Dienstzeit und während des Tages wurde geschlafen. Wir waren meist mit dem zufrieden, was uns geboten wurde. Wir lebten zu fünf Personen in einem Zimmer. Wenn es regnete, fiel ein Teil des Regens wegen des undichten Daches auf mein Bett. Darüber beschwerte ich mich bei einem Vorgesetzten. Daraufhin wurde Abhilfe geschaffen. Den Sommer über war das einfache Leben leichter zu ertragen. Im Januar 1944 mussten wir Venica verlassen. Kurz vorher ereignete sich noch folgende, kleine Geschichte. Unerlaubterweise hatte ich meinem Cousin aus St. Ingbert meinen Standort mitgeteilt. Er gehörte zur kämpfenden Truppe. Mit großer Mühe hatte er sich durchgefragt und mich tatsächlich gefunden. Es waren am Vortag eine Menge Hähnchen requiriert worden, die wir nicht mehr essen durften, weil sie für die kämpfenden Soldaten vorgesehen waren. Mein Cousin war also zum richtigen Zeitpunkt aufgetaucht. Es folgte darauf eine schlimme und zugleich seltsame Zeit. Wir wurden in ein sogenanntes „Weißes Kloster“ einquartiert, in dem nur ein Teil von uns Schwestern zum Arbeiten eingeteilt war. Der Rest „hat in Ruhe gelegen“. In dem Kloster gab es drei verschiedene Arten von Nonnen, die von einer neunzigjährigen Oberin, einer Fürstin, geleitet wurden. Die noble Kapelle, die zum Gebäudekomplex gehörte, durften wir nicht betreten, obwohl wir an einem Gottesdienst interessiert waren. Weiterhin wohnten hier auch Professorinnen, die die adeligen Töchter Polens unterrichteten. Nicht vergessen darf ich die Arbeitsschwestern. Diese mussten barfuß gehen, auch im Winter, wenn Schnee lag. Im Hause gab es wohl keine Wasserleitung, denn die barfüßigen Schwestern mussten immer aus dem Bach das Wasser herbeischleppen. Statt Toiletten waren nur Latrinen (Plumsklo‘s) vorhanden. Zwei Schwestern, die in der Pflege waren, mussten zwei Todeskandidaten gesund pflegen, damit sie gesund erschossen werden konnten. Solch grauenhafte Dinge konnte man erleben. Im sogenannten Dreiländereck: Polen, Tschechoslowakei und Deutschland waren wir in einem Erholungsheim untergebracht und haben auch dort gearbeitet. Diese Arbeit auf dem Büro war nicht „mein Ding.“ In Krosnow ging es mir weit besser. Dort wandelten wir eine Schule in ein Lazarett um. Wir fühlten uns wohl, obwohl wir abends müde ins Bett fielen. Wir haben es vermieden, über die Straße in unser Nachtquartier zu gehen, weil uns dort die Flöhe und mehr noch die Wanzen quälten. (Fortsetzung folgt).