Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, Ihnen eine neue Interviewreihe in unserem Mitteilungsblatt vorstellen zu dürfen. In regelmäßigen Abständen möchten wir Ihnen verschiedene Persönlichkeiten aus der Gemeinde näherbringen. Unser Ziel ist es, einen Einblick in die Arbeit und das Leben der Menschen zu geben, die unseren Ort mitgestalten und prägen.
Den Anfang macht ein ausführliches Interview mit der Ommersheimer Ortsvorsteherin Carolin Usner-Reinhard, die Einblicke in ihre politische Laufbahn, aktuelle Herausforderungen und ihre Visionen für die Zukunft gewährt. Wir laden Sie herzlich ein, uns Ihr Feedback zu dieser Reihe zu geben und uns Ihre Vorschläge für zukünftige Interviewpartner mitzuteilen. Ihre Meinung ist uns wichtig, und wir möchten sicherstellen, dass diese Reihe auch Ihre Interessen und Fragen widerspiegelt.
Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!
Wie sind Sie zur Politik gekommen? Was hat Sie motiviert, in die Kommunalpolitik einzusteigen?
Das war ein schleichender Prozess. Ich war immer schon sehr dorfverbunden und aktiv in Vereinen – so ein richtiger Vereinsmeier eben. Ich wollte übergreifend etwas bewirken. Vor 15 Jahren bin ich in den Gemeinderat eingetreten, und vor drei Jahren wurde ich Mitglied im Ortsrat.
Seit wann sind Sie Ortsvorsteherin und was hat sich seitdem verändert? Welche Veränderungen in Ihrem Ort sind Ihnen besonders wichtig?
Mein Vorgänger sollte eigentlich noch bis 2024 im Amt bleiben, musste aber aus gesundheitlichen Gründen aufhören. So bin ich vor drei Jahren in den Ortsrat nachgerückt und wurde direkt zur Ortsvorsteherin gewählt und bei der diesjährigen Kommunalwahl im Amt bestätigt. Seitdem habe ich gemeinsam mit anderen Ortsvorstehern dafür gekämpft, Ortsteilarbeiter auf Minijob-Basis einzusetzen. Diese kümmern sich um Tätigkeiten wie die Pflege von innerörtlichen Grünflächen und kleinere Malerarbeiten. Das war mir sehr wichtig, und es gibt viel positives Feedback aus der Bevölkerung.
Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit? Welche Aspekte Ihrer Tätigkeit bereiten Ihnen am meisten Freude?
Ich habe wohl ein angeborenes "Hilfe-Gen". Obwohl es ehrenamtlich und sehr zeitaufwändig ist, bin ich froh, wenn ich weiterhelfen kann. Die Arbeit mit den Vereinen ist meine Welt, und ich freue mich wie ein „Schneekönig“, wenn ich das Dorfleben aktiv mitgestalten und etwas von unserem Brauchtum in die nächste Generation überführen kann. Das am ersten Septemberwochenende über die Bühne gegangene Musikfest als großes Gemeinschaftsprojekt ist ein gutes Beispiel – in den fünf Tagen waren 100e Stunden Schichten zu vergeben. Es war eine große Herausforderung, hat aber auch den starken Zusammenhalt unter- und miteinander widergespiegelt. Besonders freut es mich auch, wenn ich sehe, wie gut die Stimmung im Ortsrat ist, auch wenn es im übergeordneten Gemeinderat manchmal anders aussieht.
Was sind derzeit die größten Herausforderungen in Ihrer Gemeinde? Wie planen Sie, diese Herausforderungen anzugehen?
Die Starkregenvorsorge ist nach den beiden Ereignissen dieses Jahr eine der größten Herausforderungen. Dazu laufen aktuell viele Projekte und Begehungen. Kanalsanierungen sollen Entlastungen bringen. Ein weiteres großes Thema ist die Sanierung der Mehrzweckhalle, die gut frequentiert wird. Leider kommen immer wieder neue Anforderungen wie der Brandschutz hinzu. Außerdem wollen wir in Ommersheim Bauland ausweisen. Die Gemeinde selbst hat keine eigenen Grundstücke mehr. Die wenigen, die es noch gibt, sind in privater Hand und werden nicht verkauft. Das ist gerade für die Jüngeren frustrierend, die gerne ihr Eigenheim bauen wollen. Derzeit schiebt die Landesplanung hier noch einen gewissen Riegel vor. Die Sanierung der Straßen bleibt aufgrund des geringen jährlichen Budgets ein Dauerbrenner. Da stürzen sich natürlich acht Ortsvorsteher drauf. Der „Kampf um die wenigen Mittel“ dominiert irgendwo aber immer das Geschehen. Wir kämpfen um finanzielle Ausstattung, da wir wenig Industrie und Gewerbe haben, aber dennoch Infrastruktur wie unsere Feuerwehr vorhalten müssen. Ein Feuerwehrauto kostet für Mandelbachtal aber eben soviel wie für Hamburg. Gut ist, dass der kommunale Finanzausgleich neu gegliedert werden soll.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung in Ihrer Gemeinde?
Vor zwei Jahren haben sind wir mit der Energis den Glasfaser-Ausbau angegangen. Ich bin sehr froh, dass wir genügend Vorverträge abschließen konnten, um den Ausbau auch in Ommersheim flächendeckend voranzutreiben, da dieser für zb ortsansässige Betriebe und Arztpraxen unfassbar wichtig ist.
Wie fördern Sie die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an kommunalen Entscheidungen?
Wir bewerben die Ortsratssitzungen öffentlich und haben diese aus dem ehemaligen Sitzungssaal in den barrierefreien Mehrzweckraum in der Halle verlegt. Darüber hinaus plane ich Bürgerversammlungen, etwa zum Starkregen, wo alle Akteure vom Betroffenen bis zum Planer und Bauingenieur zusammenkommen können, um einerseits Frust abzulassen aber auch um Tipps zu bekommen. Um zeitnah Informationen zu streuen, nutzen wir stark unsere Social Media Kanäle auf Facebook und Instagram. Mir ist es sehr wichtig, den Bürgern alles zu erklären, besonders die Begründungen hinter Entscheidungen. Quasi Tag
und Nacht bin ich für Anfragen erreichbar, um Frust vorzubeugen und Transparenz zu schaffen.
Wo sehen Sie Ihre Gemeinde in fünf bis zehn Jahren? Was sind Ihre Visionen für die Zukunft?
Ein zentrales Ziel ist die Schaffung von Wohnraum, sowohl für junge Familien als auch für Senioren. Ich wünsche mir ein Seniorenwohnheim und Tagespflege, damit Menschen auch im Alter in der Gemeinde bleiben können. Außerdem möchte ich die Sanierung der Saar-Pfalz-Halle und den Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses vorantreiben und mitbegleiten. Die Feuerwehren sind bereits in einem engen Austausch. Man strebt ein gemeinsames Gerätehaus mit dem Nachbarort an.
Wie schaffen Sie den Ausgleich zwischen Arbeit und Privatleben?
Mein Mann würde vermutlich sagen, gar nicht. Mein Ausgleich ist tatsächlich meine Familie. Wir fahren gerne Fahrrad und gehen essen, wenn die Zeit es erlaubt. Mein Mann unterstützt mich sehr und mimt manchmal den Sekretär. Er hat den Kalender mit im Blick und ist mir oft
eine große Hilfe. Darüber bin ich froh und sehr dankbar.
Gibt es eine Person, die Sie besonders inspiriert oder motiviert hat? Wer war oder ist Ihr Vorbild in der Politik oder im Leben allgemein?
Wenn ich jemanden benennen müsste, dann ist es Peter Müller, der ehemalige saarländische Ministerpräsident. Er war blitzgescheit, hemdsärmelig und bürgernah. Seine Bodenständigkeit und Nahbarkeit haben mich immer fasziniert und mein Interesse an der CDU und übergeordneter Politik geweckt.
Was würden Sie jungen Menschen raten, die sich für Politik interessieren? Welche Tipps würden Sie zukünftigen KommunalpolitikerInnen mit auf den Weg geben?
Kommunalpolitiker müssen ein Auge für das haben, was vor Ort passiert. Man muss sich für die Menschen und ihre Bedürfnisse interessieren, darf keine Angst vor Gesprächen haben und muss ein Menschenfreund sein. Politik funktioniert nur, wenn man die Menschen kennt und versteht.
Möchten Sie den BürgerInnen der Gemeinde zum Schluss noch etwas mit auf den Weg geben?
Ich kann allen Leuten empfehlen, mit anzupacken und sich nicht zu scheuen, die Gewählten vor Ort anzusprechen. Was nicht geht, sind natürlich Beschimpfungen.
Mandelbachtal ist „arm aber sexy“ – das „sexy“ ist der Verdienst der Mitbürgerinnen und Mitbürger, und nicht unbedingt der Politik. Deshalb: immer weiter mit anpacken!