Am 3. Oktober 2025 feiert Deutschland zum 35. Mal den Tag der Deutschen Einheit – den zentralen Nationalfeiertag der Bundesrepublik. Dieser Tag markiert nicht nur die Wiedervereinigung zweier getrennter Staaten, sondern auch das Ende einer Ära des Kalten Krieges und den Beginn eines geeinten Europas. Nach 45 Jahren der Teilung wurde Deutschland an diesem Tag 1990 endlich wieder ein Staat – mit Berlin als vereinigter Hauptstadt.
Die Wiedervereinigung Deutschlands war das Ergebnis einer tiefgreifenden politischen, gesellschaftlichen und historischen Entwicklung. Vier Jahrzehnte lang hatte die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) das politische Leben in der DDR monopolisiert. Doch im Herbst 1989 kam die friedliche Revolution in Gang: Bürgerinnen und Bürger der DDR traten in einer Welle gewaltfreier Proteste für Freiheit, Demokratie und Reisemöglichkeiten ein.
Die berühmten Montagsdemonstrationen in Städten wie Leipzig wurden zum Symbol des Widerstands. Am 6. Oktober 1989 gingen 150.000 Menschen auf die Straße, einen Monat später fast eine halbe Million. Der Ruf „Wir sind das Volk!“ entwickelte sich zum Schlachtruf einer Bewegung, die letztlich die Teilung Deutschlands beenden sollte.
Der entscheidende Moment kam am 9. November 1989, als die Berliner Mauer fiel. Eine Pressekonferenz mit dem SED-Politiker Günter Schabowski führte zu einer spontanen Öffnung der Grenzübergänge. Tausende Menschen aus Ost und West feierten noch in derselben Nacht die neu gewonnene Freiheit – ein Ereignis, das noch heute als Beginn der Wiedervereinigung gilt.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Einheit war die Volkskammerwahl vom 18. März 1990, die erste freie Wahl in der DDR. Die Wähler entschieden sich klar für Parteien, die eine schnelle Wiedervereinigung und die Einführung der sozialen Marktwirtschaft befürworteten. Die „Allianz für Deutschland“ unter der CDU gewann 48 % der Stimmen, während die SPD nur auf 21,9 % kam – ein deutliches Votum für den Beitritt zur Bundesrepublik.
Auf außenpolitischer Ebene mussten die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs (USA, Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion) zustimmen. Die „Zwei-plus-Vier-Gespräche“ regelten die Ablösung der alliierten Rechte und sicherten die volle Souveränität des wiedervereinigten Deutschlands. Ein entscheidender Durchbruch gelang im Juli 1990, als Michail Gorbatschow die Zustimmung der Sowjetunion zur Wiedervereinigung und zur NATO-Mitgliedschaft Deutschlands erteilte.
Am 31. August 1990 unterzeichneten DDR-Staatssekretär Günther Krause und Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble den Einigungsvertrag, der die Auflösung der DDR, ihren Beitritt zur Bundesrepublik und die staatliche Einheit regelte. Das Werk umfasste neun Kapitel, 45 Artikel und rund 1.000 Seiten. Es enthielt unter anderem:
Änderungen des Grundgesetzes, um die Integration der DDR-Länder zu ermöglichen.
Die Festlegung Berlins als Hauptstadt Deutschlands.
Den 3. Oktober als gesetzlichen Feiertag, wodurch er der einzige bundesweit festgelegte Feiertag in Deutschland wurde.
In Artikel 2 des Einigungsvertrags heißt es:
„Der 3. Oktober ist als Tag der Deutschen Einheit gesetzlicher Feiertag.“
Damit löste der 3. Oktober für die alte Bundesrepublik den 17. Juni ab, in der DDR den Tag der Republik am 7. Oktober.
Der Beschluss der DDR-Volkskammer erfolgte in einer historischen Sondersitzung in der Nacht vom 22. auf den 23. August 1990. Mit 294 Ja-Stimmen, 62 Nein-Stimmen und sieben Enthaltungen wurde der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik beschlossen – wirksam ab dem 3. Oktober 1990. Sabine Bergmann-Pohl, Präsidentin der Volkskammer, bezeichnete das Ergebnis als „wirklich historisches Ereignis“ und erinnerte an die Verantwortung vor den Bürgerinnen und Bürgern der DDR.
Mit dem Beitritt am 3. Oktober 1990 wurden die bisherigen DDR-Gebiete zu neuen Bundesländern: Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Berlin wurde Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands und vom Besatzungsstatut befreit. Die Bundesrepublik Deutschland war nach 45 Jahren der Trennung endlich wieder ein einheitlicher Staat.
Der 3. Oktober hat auch über die Tag der Deutschen Einheit hinaus viel Historisches zu bieten. Folgend einige Beispiele aus den Jahren:
1912: In Leipzig wird die Deutsche Bücherei gegründet – die spätere Deutsche Nationalbibliothek.
1951: 19 Schüler aus Werdau werden zu langen Haftstrafen verurteilt, weil sie gegen das SED-Regime protestierten.
1961: Tausende DDR-Bürger werden im Rahmen der „Aktion Kornblume“ aus Sperrgebieten zwangsumgesiedelt.
1990: Joachim Gauck wird Sonderbeauftragter für die Stasi-Unterlagen – ein Schritt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
2010: Deutschland begleicht die letzte Rate der Kriegsschulden aus dem Ersten Weltkrieg – 20 Jahre nach der Wiedervereinigung.