Ormesheimerinnen: (v-li) Hedwig Hussong ("Joschde Hedwich") und Hannelore Jost (Preis der Rostwurst: 1,60 EUR)
Geben Abend machte sich die ganze Herde auf in Richtung des Flusses Pruth und es begannen für mich die schlimmsten Tage des unseligen Krieges. Der Fluss war etwa so breit wie die Mosel. Die Brücke, die wir überqueren wollten, war abgebrannt. Stattdessen waren Bretter über Seilen gelegt. Da dachte ich, bis übermorgen würde es dauern, bis ich an die Reihe käme, um zum anderen Ufer zu kommen. Kurz entschlossen ergriff ich einen riesigen Traktorreifen mit Luftfüllung und versuchte, die Überquerung damit. Als es mir nicht recht gelungen ist, überließ ich den Reifen einem andern, der es tatsächlich schaffte. Dass ich nicht bei dem Reifen geblieben bin, habe ich bereut. Mit einem Pferd den reißenden Strom zu durchschwimmen, habe ich gar nicht versucht, als ich sah, dass verschiedene Tiere schrecklich gewiehert haben und jämmerlich ertranken. Auf einem Lastwagen lagen gefüllte Benzinkanister. Die habe ich geleert und mit Stricken zusammengebunden. Mit denen konnte ich den Fluss überqueren. Aber zuvor wurde ich einige hundert Meter abwärts getrieben und konnte mich irgendwann an einer herabhängenden Matte greifen und an Land ziehen. Ich bin der Herde nachgegangen bis zu einer Bücke, die über ein sumpfiges Gelände führte. Da sauste eine Granate herab und die Brücke war zerstört. Also wateten alle durch das sumpfige Wasser, das uns bis zum Halse stand. Als wir aus dem Wasser aussteigen konnten, standen die Russen vor uns mit der Flinte im Anschlag. Noch im Wasser stehend nahm ich unbemerkt meine Pistole aus der Tasche und ließ sie ins Wasser fallen, bevor sie mich mit der Waffe geschnappt hätten. Das erste, was mit mir geschah, einer der Soldaten zog mir die Reitstiefel aus und hat mir Lumpen gezeigt, mit denen ich meine Füße einwickeln sollte. Dann bin ich mit Lumpen und mit Riemen um die Füße in die Gefangenschaft marschiert. Fortsetzung folgt!