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mein Mandelbachtal
Ausgabe 49/2025
mein Herzensthema
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Die kleine Geschichte vom Yule Log

In einer frostigen Nacht vor Yule, glitzerte der Schnee wie feiner Kristallstaub. Der Wind flüsterte durch die Fichten, doch im Kaminzimmer roch es nach Kakao, Zimt und warmem Holz. Am Tisch saßen Mae und ihre Großmutter, zwei Kerzen brannten leise neben dem Porzellangießer, in dem der Tee dampfte.

Die Großmutter hob einen kleinen Holzklotz auf, der wie ein vergessener Stern funkelte. „Heute Abend erzählen wir dir die Geschichte des Yule Logs“, sagte sie und legte den Klumpen behutsam in den Ofen. Das Feuer sprang auf, tanzte mit goldenen Funken und knisterte zu einer Melodie aus Wärme.

Mae beobachtete, wie der Knauf aus Rinde sich langsam in eine Figur verwandelte: ein winziger Hirsch mit Bernsteinaugen, der aus dem Flammenmeer zu schauen schien. Die Großmutter erzählte von langen Wintern, von Licht, das selbst durch die dunkelste Nacht bricht, und von Händen, die Geschichten wie Geschenke weiterreichen.

Draußen heulte der Wind, doch im Zimmer wärmte das Feuer Herz und Haus. Mae hörte das leise Knistern, als würde die Glut Geschichten aus der Vergangenheit in die Gegenwart ziehen. Der Hirsch im Feuer schickte schließlich einen Funken in die Luft, der wie ein Sternenstaub fiel.

„Jedes Licht, das wir anzünden, ist eine Spur von Hoffnung“, flüsterte die Großmutter. Mae nickte und wusste: So wie der Yule Log das Dunkel vertreibt, so trägt jede gute Erinnerung ein Licht weiter, bis der Morgen kommt.

Als die Nacht sich sanft senkte, legten sie sich nebeneinander ans Fenster. Der Himmel zeigte ein Band aus Nordlichtern, das sich wie ein stilles Versprechen über das Dorf zog. Im Kamin blieb ein letzter Funken zurück, der still murmelte: Frohe Yule.