Am 4. Dezember feiert die christliche Tradition den Gedenktag der heiligen Barbara. Seit Jahrhunderten ist dieser Tag mit einem besonderen Brauch verbunden: dem Schneiden der sogenannten Barbarazweige. Sie sollen – rechtzeitig gepflegt – an Weihnachten erblühen und Glück für das kommende Jahr bringen.
Hinter dieser Tradition steht die bewegende Legende einer mutigen jungen Frau, die im Jahr 306 für ihren Glauben starb. Der Barbaratag markiert den Beginn des neuen Kirchenjahres und mit ihm eine Tradition, deren Ursprung sich geschichtlich nicht genau festlegen lässt. Bis heute schneiden Menschen am 4. Dezember Zweige von Obst- und Ziergehölzen und stellen sie ins Wasser. Besonders beliebt sind Kirschzweige, doch auch Pflaume, Apfel, Birne, Flieder, Linde, Weichsel, Zierpflaume oder Forsythie eignen sich gut.
Das Aufblühen der Zweige in der Weihnachtszeit galt im Volksglauben als Zeichen des Glücks und der Hoffnung. Um dieses Blütenwunder zu fördern, haben sich drei praktische Tricks bewährt:
1. Kälteimpuls für die Knospen
Die Zweige blühen am besten, wenn sie zuvor Frost ausgesetzt waren. In kalten Nächten stellt man sie ins Freie. Bei mildem Wetter kann ein kurzer Aufenthalt im Gefrierfach denselben Effekt erzielen.
2. Anschneiden und warmes Wasser
Nach dem Kältereiz werden die Enden der Zweige schräg angeschnitten oder leicht geklopft, damit sie Wasser besser aufnehmen. Ein Bad in lauwarmem Wasser weckt die Knospen aus ihrer Winterruhe.
3. Wärme und Feuchtigkeit
In einer Vase mit regelmäßig erneuertem Wasser und bei guter Luftfeuchtigkeit – etwa durch tägliches Besprühen – entwickeln sich die Blüten bis zum Weihnachtsfest.
Die Legende der heiligen Barbara
Barbara lebte im 3. Jahrhundert im heutigen Izmit in der Türkei. Ihr Vater, ein wohlhabender Mann, ließ sie in einem Turm unterrichten, um sie vor Einflüssen des Christentums fernzuhalten. Doch gerade durch ihre Lehrer hörte sie vom neuen Glauben – und ließ sich taufen.
Als Zeichen ihrer Überzeugung ließ sie in ihrem Turmzimmer ein drittes Fenster einbauen: ein Symbol für die Dreifaltigkeit. Damit gilt sie in der Überlieferung als erste Bekennerin dieses Glaubens.
Als ihr Vater sie mit einem reichen Mann verheiraten wollte und von ihrer Taufe erfuhr, floh Barbara in die Berge, wurde jedoch von einem Hirten verraten. Der Vater zerrte sie vor den Burggrafen Martian, der sie trotz Folter zum Tod verurteilte.
Auf dem Weg ins Gefängnis brach an ihrem Gewand ein Zweig ab, den sie ins Wasser stellte. Am Tag ihres Martyriums erblühte er – Ursprung des Barbarabrauchs.
Barbara starb durch Enthauptung – vollstreckt ausgerechnet durch ihren eigenen Vater. Der Legende nach erschlug ein Blitz diesen kurz darauf.
Patronin der Bergleute und Sterbenden
Weil sich Barbara auf der Flucht zwischen Felsen verstecken konnte, wurde sie im Mittelalter zur Patronin der Bergleute. Seit dem 14. Jahrhundert wird sie besonders in den Bergbauregionen Böhmens, Schlesiens und Sachsens verehrt. Häufig zeigt man sie mit einem Turm oder Bergbauwerkzeugen. Weitere Schutzbereiche sind Sterbende, Artilleristen, Baumeister, Turmwächter, Feuerwehrleute, Glockengießer und Glöckner.
Auch heute wird sie vielerorts als Fürsprecherin angerufen – besonders gegen einen plötzlichen Tod ohne Sterbesakrament.
Barbara als Gabenbringerin
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich im Rheinland ein eigener Brauch: Am Barbaratag stellten Kinder – ähnlich wie zum Nikolaus – einen Schuh vor die Tür, der mit Süßigkeiten und Obst gefüllt wurde. Bis in die 1960er-Jahre markierte der 4. Dezember dort den Beginn der vorweihnachtlichen Geschenkezeit.