Klöpfeln? Was soll das schon wieder sein? – So erstmal der Gedanke, wenn man sich über verschiedene Adventsbräuche informiert. Das Klöpfeln ist hierzulande weniger verbreitet, spielt aber insbesondere in Süddeutschland und Österreich eine deutlich größere Rolle.
Ursprünglich hat dieser Brauch seine Wurzeln im Jahr 431, als das Konzil von Ephesos die Adventszeit ins Leben rief.
Die historischen Hintergründe
Die drei Donnerstage vor Weihnachten, auch als „heilige Klöpfelnächte“ bekannt, sind eng mit christlichen Lehren verbunden. Die Bergpredigt, in der es heißt: „Klopft an, so wird euch aufgetan“ (Matthäus 7,7), spielt eine zentrale Rolle in diesem Brauch. Diese Nächte waren nicht nur eine Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest, sondern auch eine Möglichkeit für die Gläubigen, Segen und Schutz für die kommenden Ernten zu erbitten.
Ursprünglich fand das Klöpfeln in den Dörfern in den frühen Abendstunden nach Einbruch der Dämmerung statt. In dieser Zeit erhofften sich die Menschen, böse Geister und finstere Gestalten, die in den längsten und dunkelsten Nächten des Jahres umherstreifen, durch das Klopfen zu vertreiben.
Klöpfeln als sozialer Brauch
Der Brauch des Klöpfelns hatte darüber hinaus auch eine sozial verantwortliche Dimension. Die Klöpfer, häufig Hirten und bedürftige Menschen, zogen von Haus zu Haus, um Lebensmittel wie Eier, Fleisch und Mehl zu erbitten. Diese Gaben sicherten nicht nur ihre eigene Versorgung für das Weihnachtsfest, sondern förderten auch den Zusammenhalt innerhalb der Dorfgemeinschaft.
Allerdings geriet das Klöpfeln im 18. Jahrhundert in eine Krise, als der Brauch zunehmend als allgemeine Bettelei wahrgenommen wurde, was zu Verboten durch die Behörden führte. Während der Zeit des Nationalsozialismus verschwanden viele traditionelle Bräuche oft gänzlich, da Bettelei untersagt war. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte das Klöpfeln jedoch eine Wiederbelebung, da man sich insbesondere aufgrund der damaligen Nahrungsmittelknappheit wieder an diese Tradition erinnerte.
Die heutige Praxis
Im modernen Kontext hat das Klöpfeln in den letzten Jahrzehnten eine Neuerung erfahren, insbesondere als Kinderbrauch. Kinder ziehen heute an den Adventsdonnerstagen von Haus zu Haus, um Klöpfelverse aufzusagen und Klöpfellieder zu singen. Die Beschenkten reagieren in der Regel wohlwollend und geben kleine Gaben, die oft einem guten Zweck zugutekommen.
Trotz aller Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte sind im Wesentlichen vier Elemente des Klöpfelns bis heute erhalten geblieben: das Aussprechen von Glücks- und Segenwünschen, das Heischen um Geschenke, die Verbindung zur Weihnachtsgeschichte sowie das Rezitieren von Versen und Gegenversen zwischen den Klöpfern und den Hausbesitzern.
Das Klöpfeln ist ein bemerkenswerter Brauch, der nicht nur religiöse Bedeutung hat, sondern auch sozialhistorische Aspekte beleuchtet. In einer Zeit, in der viele traditioneller Bräuche in den Hintergrund treten, stellt das Klöpfeln eine Verbindung zur Vergangenheit her und bietet die Möglichkeit zur Gemeinschaft und zum gegenseitigen Austausch während der besinnlichen Adventszeit. Ein wenig erinnert es an das Sternsingen nach den Weihnachtsfeiertagen.