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Blickpunkt Merchweiler
Ausgabe 27/2023
Mitteilungen des Bürgermeisters
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100 Jahre Firma Monti

Familie Schneider heute

Die Firma Monti feierte am 24. Juni 2023 ein tolles Geburtsfest auf dem Firmengelände. Doktor Karl-Heinz Schneider und sein Team hatten eine schöne Geburtstagsfeier anlässlich des 100. Jubiläums der Firmengründung organisiert. Kulinarisch wurde einiges geboten. Aber auch für Spiel und Spaß war sehr gut gesorgt. Originelle Musik durfte nicht fehlen. Alles in allem eine sehr gelungene Jubiläumsfeier des Merchweiler Traditionsunternehmens.

Hier nochmals der historische Text aus den Merchweiler Heimatblättern des Jahrganges 1994.

Josef Monti gründete die Firmendynastie Monti.

Der „alte Monti“, so nannte man ihn, wenn man von dem Firmengründer sprach, war ein einem kleinen Dörfchen bei Mailand am 13. Mai 1859 als Guiseppe Monti geboren. Er erlernte das Maurerhandwerk und ging, wie damals üblich, auf Wanderschaft. Diese führte ihn zunächst nach Süddeutschland, wo er in Rideschingen bei Donaueschingen seine Frau Karoline, geborene Keller kennenlernte. Nach ihrer Hochzeit zogen beide ins Lothringische weiter und kamen schließlich nach Merchweiler, wo er um 1890 als Maurer im Tunnelbau der Fischbachbahn bei der Firma Johann Ackermann Arbeit und Brot fand. Und im Umfeld dieses Tunnels blieb die Familie Monti hängen. Der Tunnel und die Eisenbahn bestimmten das Geschick der Familie bis auf den heutigen Tag. Zunächst blieb Monti nach der Fertigstellung des Tunnels, die sich durch Wassereinbrüche verzögert hatte – der Fischbach entspringt im Tunnel – noch bei der Firma Ackermann. Meine Mutter (die Mutter des Verfassers Lutwin Schreiner) die 1902 nach Merchweiler in das Haus ihrer Tante Ackermann gekommen war, erinnerte sich noch gut an den „Monti Sepp“ – aus dem italienischen Guiseppe war schon das deutsche „Sepp“ geworden – der mit dem Mauerhammer im Gürtel und der Kelle in der Hand auf dem firmeneigenen Ackermannschen Gelände herumwerkelte.

Er wohnte damals mit seiner Familie auch im Solch. Später zog er auf die Glashütte um, wo er ein Haus bewohnte, dass in den Dreißiger Jahren abgerissen wurde. Inzwischen hatte er sich von der Firma Ackermann losgelöst und war zur Dörrschen – nachmals Kraemerschen – Ziegelei als Maurer gewechselt. „Meinem Großvater war er der liebst Maurer im Betrieb“ weiß Franz Kraemer Junior zu berichten und „Dörr Philipp gud Speiß!“ … soll der alte Monti vom Ziegeleibesitzer Philipp Dörr gesagt haben, wohl weniger im Hinblick auf die Güte des Mörtels als auf die hochprozentige Zugabe bei guter Arbeit. Die Frau Monti arbeitete später im Kraemerschen Haushalt und in der Landwirtschaft mit. Dabei hat sie einmal der jüngsten Tochter der Familie Kraemer, Marianne, das Leben gerettet, als diese in eine Regentonne gefallen war und alleine nicht mehr herauskam. Das muss, so sagt Franz Kraemer, so 1919 oder 1920 gewesen sein.

Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte Guiseppe Monti die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Er tat das nur, um seinen ältesten Sohn Karl zu ermöglichen, Eisenbahnbeamter zu werden. Nach damaligen Recht hätte dieser als Ausländer nicht Beamter werden können. Die deutsche Staatsangehörigkeit kam aber die eben erst eingebürgerte Familie Monti teuer zu stehen, denn zwei der Montisöhne sind im Ersten Weltkrieg als Soldaten gefallen, Julius am 17. Oktober 1916 und Johann am 17. April 1917. Ihre Namen und Todesdaten sind auf dem Stein des Montischen Familiengrabes eingehauen. Die Änderung der Staatsbürgerschaft machte es auch einfach, den Vornamen einzudeutschen, aus Guiseppe wurde Joseph.

1923 machte sich Joseph Monti selbständig und gründete zusammen mit seinen Söhnen Karl, Jakob und Heinrich unter seinem Namen ein Baugeschäft. Das jungen Unternehmen, das zuerst mit kleinen Maurerarbeiten, mit der Herstellung von Terrazzofußböden, -platten und -treppenstufen beschäftigt war, konnte sich durch den Häuserbau in der Fröhn und am Käsborn, aber auch sonst in Merchweiler und Umgebung einen Namen machen. Die erste größere Baumaßnahme, welche die Firma ausführte, war der Bau des katholischen Schwestern- und Vereinshauses in der Poststraße. 1929 zog die Familie Monti mit ihrem Unternehmen in ihr neues Haus „auf dem Birkenweg“ (Peter-Wust-Straße 26 „Montis Haus“) um. Dort und in dem anschließenden Gelände zwischen Kreuz- und Eisenbahnstraße, das derzeit von der Gemeinde als Baugelände erschlossen wird (Anmerkung Patrick Weydmann: die Erschließung „Auf Birkenweg“ scheiterte Mitte der Neunziger Jahre – heute ist dort Designscape Creative GmbH, Nicolas Woll ansässig), war die Firma bis 1963 beheimatet. Der Firmengründer hat den Betrieb 1930 an seine Söhne übergeben und sich aus dem Geschäftsleben zurückgezogen. Er starb am 14. April 1932, seine Frau erlebte noch den Zweiten Weltkrieg und starb am 14. Dezember 1947.

Bis 1935 betrieb das Unternehmen nur Hochbau. Mit der Kanalisierung der Post- und der Dorfstraße von Merchweiler stieg die Firma dann in die Sparte Kanalbau ein. Diese Kanalisierung war eine nach der Rückgliederung des Saargebietes an das Deutsche Reich eingeleiteten Sofortmaßnahmen zur Linderung der Arbeitslosigkeit und Hilfe für das notleidende Bauhandwerk durch sogenannte Notstandsmaßnahmen. 1936 kamen Gleiserneuerungen auf Reichsbahnstrecken und Werksbahnhöfen der Industrie sowie die Beseitigung von Bergschäden an Gleisanlagen hinzu. Diese Gleisbauarbeiten wurden Hauptaufgabengebiet der Firma, der Hochbau eingestellt.

Mit Kriegsbeginn 1939 und den ab 1942 massiv einsetzenden Bombardierungen durch feindliche Flugzeuge wurde das Betätigungsfeld der Firma Monti erweitert. Zuerst waren es französische und dann bis zu 300 russische Kriegsgefangene sowie zahlreiche Ostarbeiter und Ostarbeiterinnen, die halfen, die Bombenschäden zu beseitigen und die Gleise wieder befahrbar zu machen, Flakstellungen und Schutzbunker zu bauen. Diese Gefangenen und kriegsverpflichteten Ostarbeiter waren in Lagern auf dem Firmengelände, im Kaisersaal, im Saal Tivoli im Unterdorf und im Stallgebäude der Jochumschen Ziegelei im Solch untergebracht. Um diese Arbeiter zu verpflegen zu können, bebaute die Firma auch umfangreiche, an gepachtete Ackerflächen. Es gab zahlreiche Opfer, insbesondere unter den russischen Kriegsgefangenen, aufgrund der Kriegseinwirkungen, Krankheiten und Misshandlungen durch Aufsichtskräfte.

1942 wurde auf Veranlassung der Reichsregierung in Alkmaar, im besetzen Holland, eine Zweigniederlassung der Firma für den Bau von Verteidigungsanlagen an der niederländischen Kanalküste eingerichtet, wo bis zu 100 holländische Fach- und Hilfskräfte, neben einer deutschen Stammmannschaft, eingesetzt waren. Nach Kriegsende wurden Gebäude, Bauhof und Geräte von der holländischen Regierung als Feindgut entschädigungslos konfisziert.

Die kritische Zeit nach dem zweiten Weltkrieg wurde durch die Herstellung von Betonsteinen in der ehemaligen Unterkunft der Kriegsgefangenen in der Ludwigstraße (Peter-Wust-Straße) überbrückt. Anstelle der feindlichen Kriegsgefangenen wurden nun ehemalige deutsche Soldaten beschäftigt. Sie wurden der Firma als Arbeitskräfte zugeteilt. Mitte der Fünfziger Jahren kamen die ersten Italiener als Gastarbeiter in das Unternehmen. Sie wurden vom Arbeitsamt und, nachdem das Saarland Bundesland geworden war (1959), über das Ausländeramt in Bonn und das deutsche Arbeitsamt in Rom vermittelt. Die Anwerbung, die Tauglichkeitsuntersuchungen und der Hertransport gingen zu Lasten der Firma Monti.

Die Bauunternehmung, inzwischen durch Straßen- und Rohrleitungsbau erweitert, verlegte, wie schon gesagt, 1963 den Betriebssitz und den Bauhof in das Kraemersche Gelände am Güterbahnhof, wo der große Fuhr- und Maschinenpark besser untergebracht werden konnte. Das unzureichend gewordene Bauhofsgelände auf dem Wolf wurde am 12. Juli 1977 an die Gemeinde Merchweiler verkauft. Im Gleisbau sind die Zeiten der nur mit Stopfhämmern bewehrten Rottenarbeiter längst vorbei. An deren Stelle sind aufwendige Gleisstopf-, Schwellenwechsel- und andere Maschinen getreten. Maschinen aber müssen ständig eingesetzt werden, wenn sie rentabel sein sollen. Wegen der schwachen Konjunktur an der Saar entschloss sich deshalb die Firma 1986 in Deidesheim/Pfalz eine Niederlassung einzurichten. Auch der Werksbahnhof der Arbed in Neunkirchen/Saar wurde erworben, wodurch die Kapazitäten der Gleisbaumaschinen erweitert werden konnten. Heute (1994) werden über 220 Arbeitnehmer (Ingenieure, Meister, Fach- und Hilfskräfte) beschäftigt. Die Monti GmbH & Co. KG ist immer noch ein Familienunternehmen im Besitz von Nachfahren des Firmengründers, Erich und dessen Sohn Doktor Karl-Heinz Schneider.

Der vormalige Firmeninhaber Erich Schneider, geboren am 28. September 1923 in Merchweiler, verstarb am 07. August 2007 in seinem Heimatort. Ebenfalls zur erwähnen ist Julius Monti. Er war Mitglied der Geschäftsführung und verstarb bereits im Jahre 1976. Doktor Karl-Heinz Schneider führt die Firma um- und unternehmerisch weitsichtig sein 1982. Die Firma Monti ist ein sehr verlässlicher Partner der Gemeinde Merchweiler und seit Jahrzehnten ein Förderer des Vereinswesens in der Gemeinde Merchweiler. Als Jahresunternehmer ist die Firma schon seit vielen Jahren für die Gemeinde Merchweiler tätig.

Die Familiengeschichte der Firma Monti ist sicherlich ein wichtiges Beispiel, wie ein „Gastarbeiter“ Guiseppe Monti nicht nur zu Joseph Monti werden konnte. Sie zeigt wie durch Fleiß, Verlässlichkeit und Weitsicht Menschen sich nicht nur in eine Gesellschaft integrieren können, sondern auch in diesem Umfeld wirtschaftlich fußfassen konnten. Dass dann über Generationen hinweg sogar Führungspositionen - die Firma Monti ist bundesweit im Gleisbau eine der gefragtesten Firmen - erlangt werden können, ist nicht zuletzt den vielen guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verdanken. Neben den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kommt der umsichtigen, von handwerklichem sowie ingenieurtechnischem Können geprägte Führung dieser Verdienst zu. Daneben haben Joseph Monti, Karl Monti, Jakob Monti, Julius Monti, Heinrich Monti, Erich Schneider und nicht zuletzt Doktor Karl-Heinz Schneider durch ihr wirtschaftliches „Know-how“ die Firma zu dem gemacht was sie heute ist: ein Mittelstandsunternehmen von Format...

Quelle: Merchweiler Heimatblätter, Jahrgang 1994, Seiten 97 bis 101
Fotos: Patrick Weydmann und Heimatblätter, Jahrgang 1994, Seiten 97 bis 99 und Firma Monti GmbH & Co. KG