Oh je, jetzt habe ich schon wieder oder wie so oft im Trubel des Alltagsgeschäftes verschwitzt, das Grußwort für den Rassegeflügelzuchtverein zu schreiben.
Eigentlich nicht so schlimm, wer liest denn heute noch ein Grußwort, wen und was will ich damit heute noch erreichen?
Sicherlich ist es auch ein wenig die Enttäuschung des Grußwortschreibers, dass er mit all dem Geschriebenen in seiner Amtszeit die Welt oder zumindest noch nicht einmal sein engstes Umfeld zum Guten verändert oder verbessert hat.
Warum noch schreiben? Nun, da sind die Menschen im Verein, in der Gemeinschaft, die nach dem Grußwort fragen. Es sind die Menschen, die trotz all dem „Ach und Weh“ und dem ständigen “ Du kannst mit Deiner Arbeit, mit Deinem Engagement eh nichts ändern“ ihre Arbeit für den Verein, für die Dorfgemeinschaft in aller Ruhe fortsetzen. Die, die unermüdlich an der Basis arbeiten, die weiterhin Gutes wie Brauchtum, spezielles Wissen und heimische Tierrassen pflegen und erhalten.
Sie warten. Sie erwarten von dem Grußwortschreiber einige Zeilen, sie erwarten ein wenig Unterstützung und Anerkennung für ihr jahrzehntelanges Engagement und ihre Arbeit.
Also Grußwortschreiber schreibe!
Da fällt mir das verlorene Grußwort ein. Es ist eigentlich eher so ein Gefühl - eine Idee in mir, so was wie ein Gewissen: Du hast doch mal ein Grußwort geschrieben das du nicht gebraucht hast oder vergessen hast oder eins, das du nicht zur Veröffentlichung freigegeben hast. Ein Grußwort in dem Du mal alles sagen wolltest, was gehört und gelesen werden muss. WO ist es?
Alle Dateien, alle Ordner mit gedruckten und ungedruckten Grußwörtern durchsucht und nichts gefunden.
Dann spürst Du in deinen Gedanken und Gefühlen nach. Da ist etwas, ehrlich, unverbraucht und noch unausgesprochen nur für die, die es ehrlich verdient haben, dass man über sie anerkennend und lobend spricht und schreibt. Die im Ehrenamt, die in den undankbaren Positionen am Arbeitsplatz, in den Vereinen, Institutionen, in den Familien, bei uns hier im Dorf, die still, diszipliniert und fleißig ihre Arbeit tun. Diejenigen, die unsere Gesellschaft unsichtbar, geräuschlos und ohne Dank zu erwarten tatkräftig unterstützen.
Also Grußwortschreiber, hole es aus dem Herzen heraus, bring es aufs Papier.
Danke! Dank Euch den Fleißigen, den Unermüdlichen, denen, die ohne persönlichen Vorteil für andere da sind.
Dies ist mein letztes Grußwort an Euch. Ich war immer sehr gerne in Eurem Kreis, ich habe mich bei Euch immer sehr wohl gefühlt. Ich hoffe ich war Eurer Gastfreundschaft, Teilhabe und Eurer Unterstützung für unsere Gemeinschaft würdig. Ich sage leise schon mal „Auf Wiedersehen“.
Ich wünsche Euch für Eure Verbandsarbeit weiterhin viel Erfolg, persönliche Zufriedenheit durch Eure verantwortungsvolle Leidenschaft als Züchter, ein wohlverdientes gutes Gefühl und Menschen um Euch herum, die Eure Arbeit weitertragen.
Grußwort des Bürgermeisters anlässlich der 40. Landesziergeflügelschau in der Litermonthalle Nalbach