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Primsbote Gemeinde Nalbach
Ausgabe 42/2025
Seite 6
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Faszination Vogelzug Teil I

Teil I

In der Tierwelt gibt es kaum etwas Vergleichbares was unsere Fantasie so dermaßen beflügelt wie der alljährlich stattfindende Vogelzug. Ein wahres Wunder der Natur, das nicht nur an exotischen Plätzen der Welt stattfindet, sondern auch direkt vor unserer Haustür bzw. über unseren Köpfen.

Schon bald ziehen die ersten Kraniche wieder mit Zielrichtung Süden. Das laut hörbare, unverkennbare Rufen der Kraniche. Alleine das ist in meinen Augen schon Sinnbild für die Faszination dieses Naturschauspiels. Es gibt weltweit ungefähr 4000 Zugvogelarten, große und kleine, tropische und Polarvögel. Viele unserer Vögel machen sich tatsächlich alleine auf die große Reise, andere wiederum fliegen in Gruppen, die mal mehr mal weniger weite Strecke bis zu ihrem Ziel in wärmeren Gefilden.

Die größeren Zugvögel wie z. B. der Kranich oder der Schwarzstorch machen sich in Gruppen auf den Weg. Sie fliegen hier meistens in Etappen und machen hier und dort Rast unterwegs. Es gibt aber auch Arten, meistens bei den kleineren Individuen, die sich alleine auf den Weg machen. Und es gibt auch unter den kleineren Arten Vögel, die auf ihrem Weg in den Süden keine Rast machen. Das erstaunlichste Beispiel ist hier meiner Meinung nach der Zug der Mauersegler. Sie machen sich Mitte/Ende August schon auf den Weg. Und man soll es nicht für möglich halten, aber sie fliegen ihren Weg bis nach Afrika ohne Unterbrechung. D.h. sie fliegen auch im Schlaf weiter, da sie hier eine Hälfte des Gehirns in den Schlafmodus versetzen können und somit einerseits weiter fliegen und andererseits sich auch erholen können. So verrückt das auch klingt. Aber damit nicht genug mit unglaublichen Infos zum Mauersegler. Man könnte ja meinen sie ruhen sich dann aus, wenn sie in Afrika angekommen sind. Nein, ganz im Gegenteil. Die Mauersegler bleiben den ganzen Winter, also ihre ganze Zeit in Afrika in der Luft. Wenn sie dann im Frühjahr wieder in ihre Brutgebiete zurückkommen, dann und das muss man sich mal in Ruhe vergegenwärtigen, erst dann setzen sie sich das erste Mal wieder auf eine Stromleitung oder auf ein Hausdach. Und das nach vielen langen Monaten mit zwei langen Flugstrecken, nach Afrika und wieder zurück, ohne Rast. Es gibt Statistiken die besagen, dass einige Mauersegler bis zu 10 Monate am Stück in der Luft waren. Unglaublich wie ich finde!

Wenn man sowas liest kommt einem Schnell der Gedanke, warum die Vögel solche Strapazen auf sich nehmen. Warum gibt es den Vogelzug denn überhaupt? Die Antwort hierauf ist einfacher als man vielleicht denkt. Es ist schlicht und ergreifend der Überlebenstrieb. Im Frühjahr und Sommer gibt es für die Vögel genügend Nahrung um sich und die eigenen Jungvögel satt zu bekommen. Werden aber die Tage wieder länger und kühler, sterben auch die natürlichen Futterressourcen, hauptsächlich Insekten, nach und nach ab, sodass die Futterquellen fast komplett zum erliegen kommen. Instinktiv machen sich diese Vögel auf den Weg in den Süden. Genetisch vererbt wissen sie wo genau sie hin müssen. Über welche Routen sie dort hin kommen. Das ist ein Aspekt was den Vogelzug so faszinierend macht. In den südlichen Ländern, meistens das afrikanische Festland, gibt es zu unseren Wintermonaten dort Nahrung im Überfluss. Sodass das Überleben dort einfach gewährleistet ist. Wenn dann im Jahresverlauf die Brutzeit aber wieder näher rückt, werden die einheimischen Vogelarten zur Gefahr, die mit ihnen um die Nistplätze konkurrieren würden. Also machen sie sich dann wieder auf den Weg zurück in den Norden in ihre Brutgebiete.

Der Vogelzug an sich ist aber alles andere als einfach und sicher. Das offensichtlichste Problem bzw. die größte Gefahr geht von der langen Distanz aus, die die Vögel zu überbrücken haben. Hier müssen leider immer wieder viele Individuen den Zug abbrechen und verenden oftmals völlig erschöpft und am Ende ihrer Kräfte. In den Wochen nach beendeter Brutphase und Start gen Süden, gilt es für die Vögel so viel Energiereserven anzulegen wie möglich. Deshalb gilt es auch da wieder so viel Futter wie möglich zu fressen. Selbst das wird immer schwieriger, da die Futtervorkommen diverser Arten immer rarer werden. Aspekte wie Klimawandel und Landwirtschaft spielen hier eine große Rolle. Themengebiete über die man separat vieles erklären und beschreiben müsste. Da irgendwie alles ineinander greift und Auswirkungen auch auf den Vogelzug hat.

Der Autor dieses Artikels, Naturfotograf Marcel Braun, stellt zurzeit im Nalbacher Rathaus unter dem Titel „Vogelfrei“ über fünfzig seiner Vogelfotografien aus. Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu besichtigen.

Auf Instagram findet man weitere Fotografien von Marcel Braun unter: marcelbraun_photography