Titel Logo
Namborner Nachrichten
Ausgabe 33/2024
Nachrichten aus dem Rathaus
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe
-

Bürgerbrief

Eine Zukunft für die Liebenburg

In den 1970er und 1980er Jahren wurde die Liebenburg ausgegraben und saniert – leider mit falschen Materialien (Zement) und ohne burgenkundliche Fachkenntnis. Daher mussten die seitdem auftretenden Sanierungsschäden ab 2007 unter Anleitung von Dr. Joachim Zeune vom Büro für Burgenforschung jedes Jahr eine Woche lang ausgebessert und Bestandskorrekturen vorgenommen werden. Zudem gelang es im Jahr 2020 mit staatlicher Förderung zwei Infotafeln aufzustellen, die sich der Sanierungsgeschichte und Baugeschichte widmen und zwei virtuelle Rekonstruktionen der Burg um 1220 & 1630 zeigen. Letztes Jahr nun konnten die Reparatur- und Sicherungsarbeiten endlich abgeschlossen werden, so dass die Liebenburg im Jahr 2024/2025 den nächsten wichtigen Schritt zur Sicherung ihrer Zukunft gehen kann: die Erarbeitung eines „Masterplans“ zu ihrer Inwertsetzung.

Masterpläne fordert die Denkmalpflege bei Denkmälern, um eine Art verbindlichen Fahrplan für anstehende und sinnvolle Maßnahmen auf mehrere Jahre hinweg festzulegen. Ziel eines Masterplans ist der langfristige Erhalt eines Denkmals durch denkmalverträgliche bauliche Maßnahmen und eine öffentlichkeitswirksame Erschließung. Denn Denkmäler, die von der Öffentlichkeit wahrgenommen und sanft genutzt werden, sind leichter zu erhalten.

Daher haben sich in diesem Jahr Bürgermeister Sascha Hilpüsch und der Burgenbeauftragte Dr. Joachim Zeune, ein international anerkannter Burgenfachmann, zusammengesetzt, um einen solchen Masterplan auszuarbeiten, der bis 2030 unterschiedlichste Maßnahmen festlegt.

Deren Ziel ist es, das herausragende Wahrzeichen der Gemeinde Namborn so zu sichern, zu ergänzen und zu erschließen, dass es überregionale Bedeutung erlangt. Dieser Masterplan- Entwurf wurde mit den örtlichen Kultur- und Geschichtsvereinen diskutiert und von diesen als sehr gut befunden. Er wird nun ausgearbeitet und im Herbst/Frühwinter den Bürgern in einem Vortrag vorgestellt sowie dem Denkmalamt, das derartige Masterpläne in der Regel gut fördert, zur Abstimmung & Genehmigung vorgelegt.

Ein erster Schritt wurde soeben realisiert: die Anlage eines neuen Zugangs zur Burg. Bisher erreicht man die Hauptburg über eine steile, schlecht gemauerte Treppe vom Westen her, die nicht ungefährlich zu begehen ist (Hochzeitsgesellschaften!). Über diese Treppe betritt man die Burg allerdings an einer Stelle, wo früher nie ein Zugang war. Da Burgen ihre Architektur aber stets nach der Zugangsseite ausrichten, macht es die jetzige Treppe unmöglich, die Konzeption der Liebenburg zu verstehen. Überdies waren Burgen in erster Linie Herrschaftsmonumente, die daher besonders in der Landschaft inszeniert wurden. Hierzu legten die Burgerbauer oft den Burgweg zur optimalen Machtdemonstration um die gesamte Burg herum: das war auch bei der Liebenburg so! Früher musste man an drei Seiten des Burgfelsens vorbei, um in die Hauptburg zu gelangen, wobei die Burg vor allem an ihrer Ostseite ungemein imposant aufragt. Daher wurde ein neuer Burgweg so angelegt, dass man nun auf einem breiten Rasenweg den Burgfels komplett umrundet und die Hauptburg im Westen erreicht. Durch diesen mäßig ansteigenden Weg wird überdies das untere Niveau der Hauptburg erstmals barrierefrei erreichbar! Die alte Steiltreppe wird im Herbst abgebaut, wenn der neue Weg sich verfestigt hat. Dies ist ein erster wichtiger Schritt in eine bessere Zukunft unserer Burgruine.

Weiterhin werden mit staatlicher Bezuschussung die an der Nordseite abgelagerten Steine des äußeren Burgtores dreidimensional gescannt und anschließend virtuell zusammengesetzt, um herauszufinden, inwieweit dieses Tor überhaupt noch rekonstruierbar ist.

Dr. Joachim Zeune, Sascha Hilpüsch

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Ihr Bürgermeister Sascha Hilpüsch