Der Männerchor Neuhütten bestritt gemeinsam mit dem Ensemble 85 die Zugabe zum Ende des 4. Aaaaa-Capella-Abends in Neuhütten.
Wenn 250 Menschen gebannt lauschen, ohne dass ein einziges Instrument erklingt, zeigt sich die ganze Magie der menschlichen Stimme. Genau das war am vergangenen Samstag im voll besetzten Bürgerhaus am Dollberg zu erleben: Der 4. Aaaaa-Cappella-Abend des Männerchors Neuhütten bot Vokalkunst in ihrer reinsten Form – mitreißend, bewegend und beeindruckend vielseitig.
Den ersten Teil des Konzertabends gestalteten der Männerchor Neuhütten unter der Leitung von Andreas Schäfer sowie die Chorgemeinschaft Vivace aus Kirnsulzbach, dirigiert von Holger Schön, im Wechsel.
Der 18-köpfige Männerchor eröffnete den Abend und nahm das Publikum mit auf eine musikalische Reise, die von ironischen Pop-Arrangements bis zu romantischer Lyrik reichte. Vorsitzender Mathis Engel führte charmant in den Abend ein, der mit humorvollen Songs wie „Nette Begegnung“ und „Das Rendezvous“ von Maybebop begann, bevor mit „Wie kann es sein?“ (Wise Guys) nachdenklichere Töne angeschlagen wurden.
Besonders eindrucksvoll erklang „Schöne Nacht“, eine Vertonung romantischer Poesie, die die Schönheit der Nacht feierte. Anschließend ging es musikalisch auf die britischen Inseln – mit Werken wie „The Water is Wide“ (Carolyn Gates), dem stimmungsvollen „Down by the Salley Gardens“ mit markanten Basslinien und dem schottischen „Loch Lomond“. Bei letzterem, das augenzwinkernd und spöttisch auch als inoffizielle Nationalhymne bezeichnet wird, setzten Mathis Engel und Andreas Schäfer solistische Akzente.
Die rund 30 Sängerinnen und Sänger von Jung bis Alt der Chorgemeinschaft Vivace (einige fehlten krankheitsbedingt) spannten einen musikalischen Bogen von gesellschaftskritischer A-cappella-Musik bis hin zu berührenden Balladen.
Mit Nenas „Wunder geschehen“ erinnerte der Chor an die Höhen und Tiefen des Lebens, während „Laut sein“ (Maybebop) als leidenschaftlicher Appell an Toleranz und Solidarität erklang. Der mitreißende Schlussruf „Wir sind mehr!“ sorgte für begeisterten Applaus.
Sanft und emotional wurde es mit „Ist da jemand“ (Adel Tawil), das das Thema Einsamkeit aufgriff, ehe „Tage wie diese“ von den Toten Hosen den Saal zum Mitschwingen brachte – in fünfstimmigem Satz und mit spürbarer Lebensfreude.
Mit dem Spiritual „Bring Me Little Water, Silvy“ brachte Vivace ein nordamerikanisches Volkslied auf die Bühne: Lead Bellys Onkel Bob Ledbetter rief beim Pflügen seiner Maultiere oft seiner Frau Silvy zu, sie möge ihm Wasser bringen – aus diesem Ruf entstand im Lauf der Zeit ein Lied.
„Radio“ (Wise Guys) und das irische Segenslied „Irish Blessing“ bildeten einen stimmungsvollen Abschluss. Mathis Engel nutzte die Gelegenheit, dem aus Braunshausen stammenden Holger Schön für sein langjähriges Engagement zu danken – hatte dieser doch auch den Neuhüttener Chor selbst mehrere Jahre geleitet und ihn bis zur Auszeichnung als „Meisterchor“ geführt.
Nach der Pause betrat das Ensemble 85 die Bühne – ein Männerkammerchor, der in diesem Jahr Jubiläum feiert und weit über die Grenzen des Saarlandes bekannt ist. Trotz krankheitsbedingter Ausfälle – nur elf der sonst 18 Sänger konnten anreisen – präsentierte das Ensemble unter Leitung von Matthias Rajczyk einen beeindruckenden Querschnitt durch sein Repertoire.
Mit Werken wie „Kyrie eleison“, „Ich ging durch einen grasgrünen Wald“ und „Das Morgenrot“ zeigte der Chor klangliche Präzision und große Ausdruckskraft. Afrikanisch inspirierte Rhythmen bei „Non Nobis Domine“ (Rosephanye Powell) und Billy Joels Popklassiker „For the Longest Time“ belegten eindrucksvoll die stilistische Bandbreite des Ensembles.
Einen Ausblick bot Rajczyk auf die bevorstehende Weihnachtstournee mit dem Stück „The Word Was God“, das die Weihnachtsgeschichte nach Johannes vertont und im Bürgerhaus in einem klangstarken Schlussakkord mündete.
Zum Abschluss dankte Mathis Engel dem Ensemble herzlich – nicht ohne eine kleine Anekdote: Die Rückmeldung des Ensemble 85 auf ihre Einladunf sei zunächst im Spam-Ordner gelandet, erzählte er schmunzelnd. Umso größer sei die Freude gewesen, dass es am Ende doch mit der Teilnahme geklappt habe.
Zum großen Finale vereinten sich das Ensemble 85 und der Männerchor Neuhütten unter der Leitung von Andreas Schäfer zu einer gemeinsamen Zugabe – ein würdiger Abschluss eines Abends, der ganz im Zeichen der menschlichen Stimme stand.
Beim anschließenden Afterglow, den Vivace mit ihrem Lied vom „Scheidebecher“ einleitete, wurde noch lange gefeiert. Die Standing Ovations am Ende machten deutlich: Der Aaaaa-Cappella-Abend hat sich endgültig als musikalisches Highlight der Region etabliert. (LeWe)