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mein Nonnweiler
Ausgabe 45/2025
Allgemeine Nachrichten
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Vom Chemielabor zum Altar

Pfarrer Patrik Krutten

Wenn Patrik Krutten lacht – und das tut er oft – spürt man sofort diesen feinen Humor, der nie aufgesetzt wirkt. „Eine Strategie, um Stress abzubauen“, sagt er augenzwinkernd. Geboren wurde er 1977 in Merzig, an einem Aschermittwoch, wie er gern erzählt. Sein Vater sei gerade vom Feiern gekommen, da habe es geheißen: „Gerhard, wir müssen ins Krankenhaus, das Kind kommt.“

Aufgewachsen und zur Schule gegangen ist Krutten ebenfalls in Merzig. Eigentlich nichts deutete darauf hin, dass er einmal Priester werden würde. „Der untypischste Priesterweg, den man sich vorstellen kann“, schmunzelt er. Nach der Realschule machte er Fachoberschule Chemie und studierte anschließend in Mannheim. Später kam noch ein Ingenieurstudium der Lebensmitteltechnologie in Trier hinzu – mit Diplomabschluss. Er arbeitete in Betrieben, lernte Prozesse, Menschen, wirtschaftliches Denken kennen. „Ob man Brötchen verkauft oder Radlader – Hauptsache, es wird verkauft“, habe ein BWL-Professor gesagt.

Ein europäisches Forschungsprojekt, das kleine und mittlere Unternehmen vernetzen sollte, faszinierte ihn besonders. „Warum soll nicht ein Bäcker aus Nonnweiler von einem aus Helsinki lernen?“ fragt er rückblickend. Doch dann kam dieser Moment an einer roten Ampel – plötzlich und unvermittelt: „Es war, als würde mir jemand sagen: Du musst zurück zur Kirche. Du musst Priester werden.“ Er erinnert sich an den Satz, der ihm spontan entfuhr: „Danke, Gott.“

„Wenn nur die Hälfte stimmt, dann lohnt es sich“

Zuerst wollte er diesen Impuls verdrängen. Statt darüber zu reden, griff er zum Katechismus der katholischen Kirche. „Ich dachte mir: Wenn davon nur die Hälfte stimmt, lohnt es sich“, erzählt er. Doch der Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Über den Menüpunkt „Ratsuchende“ auf der Bistumshomepage in Trier nahm er Kontakt auf – und erhielt nach 45 Minuten Antwort. Ein Jahr später bat er den Bischof um Aufnahme ins Priesterseminar.

Von der Tätigkeit als Ingenieur zurück ins Studentenleben – dieser Bruch war groß. Nun standen Kirchengeschichte, Philosophie und alte Sprachen auf dem Stundenplan. Doch schnell wusste er: „Ich bin hier richtig.“ Sein Studium führte ihn nicht nur durch Trier, sondern auch nach Bonn und St. Augustin. Begegnungen mit Missionaren aus aller Welt prägten ihn nachhaltig. Besonders berührte ihn ein Praktikum im Hospiz. „Auch wenn’s zu Ende geht – das Beste aus der Zeit machen“, habe er dort gelernt.

Der Weg nach Nonnweiler

Nach seiner Priesterweihe diente Krutten als Kaplan in Mayen und Losheim. Seine erste Pfarrstelle führte ihn nach Merchweiler, wo er die Gemeindereferentin Evelyn Finkler kennenlernte – „eine schicksalhafte Begegnung“. Fünf Jahre blieben sie ein starkes Team, bis sie in ihre Heimat zurückkehrte. Krutten folgte bald darauf seinem eigenen Ruf: Nach Nonnweiler, wo 2024 eine Pfarrstelle frei war. „Ich wurde nicht strafversetzt“, betont er mit einem verschmitzten Lächeln, „das war meine freie Entscheidung.“

Heute wirkt er im Pastoralraum Tholey, mit engagierten Gemeinden und Kolleginnen und Kollegen. Er will bleiben – „für Jahrzehnte, wenn Gott will“. Seine Aufgabe sieht er darin, Menschen durchs Leben zu begleiten: bei Taufen, Hochzeiten, aber auch beim Abschiednehmen. „Wir stehen vor großen Herausforderungen – Gebäude zerfallen, die Zahl der Gläubigen sinkt, das Geld wird knapper. Aber die Fragen nach Gott, Liebe und Anerkennung werden mehr. Da hat die Kirche etwas anzubieten.“

Unsere Antwort kann nur „Liebe“ sein

„Du bist wertvoll“, sagt Krutten oft. Auch mit einem Augenzwinkern, wenn er anmerkt, dass selbst Frau Finkler „viele Macken habe – wie wir alle“. In einer Welt, in der große Staatsmänner vom Atomkrieg reden, bleibe für ihn nur ein Gegenwort: „Liebe.“ Diese Überzeugung zieht sich durch alles, was er tut – vom Gespräch im Kindergarten bis zum letzten Segen am Sterbebett.

„Lieben heißt nicht, jede Dummheit gutzuheißen“, sagt er. „Es heißt, im Konflikt aufeinander zuzugehen.“ Und egal, was noch kommen mag – eines steht für Patrik Krutten fest: „Wir lassen uns die Liebe nicht nehmen.“ (LeWe)