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mein Nonnweiler
Ausgabe 50/2025
Allgemeine Nachrichten
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Ein Kino mit Geschichte

Im Portrait: Andreas Lauer

Als in den 1950er-Jahren im Saarland mehr als 260 Kinos um die Gunst der Zuschauer warben, ahnte niemand, dass das kleine Central in Nonnweiler eines der wenigen Häuser sein würde, die bis heute bestehen. Einer, der diese Entwicklung von Kindesbeinen an miterlebt hat und sie seit Jahrzehnten prägt, ist Andreas Lauer.

Geboren 1964, ist Lauer praktisch zwischen Filmrollen und Kinostühlen groß geworden. Schon mit elf Jahren saß er an der Kinokasse seines Vaters, als der Saal gerade mal drei oder vier Abende pro Woche bespielt wurde. Doch die Begeisterung für das Lichtspiel steckte ihm früh im Blut. „Wenn man einmal mit Zelluloid zu tun hatte, kommt man nicht mehr davon los“, sagt er rückblickend. Dieses „Kino-Gen“ scheint in der Familie zu liegen. Denn die Geschichte des Nonnweiler Kinos ist zugleich die Geschichte der Familie Lauer – eine Chronik über unternehmerischen Mut, Beharrlichkeit und die Liebe zum Film.

Die Anfänge

Die Geschichte des Central Kinos reicht bis ins Jahr 1823 zurück. Im Herzen von Nonnweiler steht das Anwesen, auf dem einst Fleischerei, Gastwirtschaft und ein großer Tanzsaal beheimatet waren. Im Saal fanden neben Festen, Theateraufführungen und Karnevalsveranstaltungen auch Filmvorführungen statt. Während des zweiten Weltkrieges diente er als Lager für Soldaten der Wehrmacht, bis er 1944 bei einem schweren Luftangriff auf das Eisenbahnviadukt von Nonnweiler durch zwei Bomben zerstört wurde. Nach dem Krieg aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, baute Wilhelm Lauer den Saal in veränderter Form wieder auf, sodass unter anderem wöchentliche Filmvorführungen eines Wanderkinos stattfinden konnten. Als jedoch Anfang der fünfziger Jahre im Nachbarort Otzenhausen ein stationäres Kino eröffnete, musste das Wanderkino seinen Spielbetrieb in Nonnweiler wegen der kurzen Entfernung von nur drei Kilometern einstellen.

Dieser Rückschlag wurde zur Geburtsstunde des Kinos. Andreas' Großvater, Wilhelm Lauer jun., wollte nicht aufgeben. Er kämpfte er vor Gericht um die Genehmigung für ein stationäres Kino. Am 20. August 1955 gewann er „Im Namen des saarländischen Volkes“ überraschenderweise diesen denkwürdigen Prozess. Ein Jahr später, im September 1956, flimmerte das Filmdrama: 'Du mein stilles Tal' mit Curd Jürgens, Winnie Markus und Bernhard Wicki bei der Eröffnung über die Leinwand.

Krisen, Konkurrenz und die Macht des Films

Die Geschichte des Kinos ist, in den Worten Lauers, „immer eine Achterbahnfahrt“. Sein Leben spannt sich über alle großen Umbrüche der Branche: die erste schwere Krise mit dem Aufkommen des Fernsehers in den 60er Jahren, die stabilen 70er mit wenig Freizeitalternativen, dann das Aufkommen der Privatsender Anfang der 80er, gefolgt von dem Aufkommen der Videotheken. Schließlich kamen irgendwann DVDs und Raubkopien auf den Markt und schließlich die größte aktuelle Herausforderung: die Streamingdienste.

Doch für Andreas Lauer ist die Formel relativ einfach: „Entscheidend ist der Film. Wenn der passende Film da ist, läuft es auch.“ Ihm sind die Höhen und Tiefen vertraut. Er erinnert sich an monumentale Erfolge wie „Titanic“ 1998/99, der pro Woche 700-800 Besucher anzog, oder an Klassiker wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ (1969), mit dem er „groß geworden“ ist. Er schwärmt von der Atmosphäre früherer Tage, als Filme wie „Ben Hur“ eine Pause mit sich brachte und das Publikum in die benachbarte Wirtschaft strömte.

Trotz aller Veränderungen – von den schweren, physischen Filmkopien, die man zuschneiden und kleben musste, bis zur heutigen digitalen Variante auf Festplatte nach DCI-Norm – ist für ihn der Kern geblieben: „Kino ist ausgehen – unter Leute gehen, Gesellschaft haben. Es ist ein intensiveres Filmerlebnis. Dafür werden Filme gemacht.“

Der Cineast: Leidenschaft als Antrieb

Diese Leidenschaft treibt ihn an. Seit Juni 2008 bietet er jeden Dienstag einen „besonderen Film“ an, oft anspruchsvolle Werke, die über einen Abspielring in nur zwölf Kinos deutschlandweit laufen. Es dauerte eine Weile, bis sich das etabliert hatte – heute kommen Cineasten sogar regelmäßig aus Birkenfeld und Idar-Oberstein hergefahren.

„Ich habe fast täglich schöne Kino-Momente. Weil ich mich einfach auf meine Besucher freue“, gesteht er. Diese Freude ist der Antrieb, die „Achterbahnfahrt“ weiterzugehen, auch wenn sich das Publikum gewandelt hat: Die jugendliche Stammkundschaft ist seltener geworden, während die Generation 50+ treu bleibt. 1994 baute er das Kino mit neuem Foyer und neuen Toiletten um und modernisierte die Technik. Auf dem Dach liegt heute eine Solaranlage. Die Frage der Nachfolge ist noch ungeklärt. „Es braucht jemand, der Blut geleckt hat“, weiß Lauer.

Heimatverbundenheit

Neben dem Kino widmet sich Andreas Lauer mit großer Hingabe der Heimatforschung. Während der Corona-Zeit entstand die Webseite „Nonnwella“. „Es ist faszinierend, was man über die Heimat und Leute lernt“, sagt er. Eine Leidenschaft, die zeigt, dass seine Verwurzelung in Nonnweiler tief geht und zeigt einmal mehr: Er ist ein Bewahrer und Weiterführer einer Familientradition, ein Cineast aus Leidenschaft und ein genauer Beobachter der sich ständig wandelnden Kulturlandschaft. (LeWe)