Liebe Oberthalerinnen, liebe Oberthaler,
der Herbst hält Einzug und die Tage werden kürzer, das Licht weicher, und in dieser besonderen Jahreszeit rücken drei Gedenk- und Feiertage ins Zentrum, die uns alle, unabhängig von unserer Konfession, zum Nachdenken anregen: der Reformationstag, Allerheiligen und Allerseelen. Jeder dieser Tage hat seine eigene Geschichte, seine eigene Symbolik und doch verbindet sie ein gemeinsamer Gedanke: innezuhalten, sich zu besinnen und die Welt um uns herum bewusster wahrzunehmen.
Am 31. Oktober, dem Reformationstag, erinnern sich die evangelischen Christinnen und Christen an Martin Luther und an die Bewegung, die aus seinem Wirken hervorging. Es war eine Zeit des Umbruchs, der Erneuerung, aber auch der Auseinandersetzung mit bestehenden Strukturen. Luther stellte Fragen, die unbequem waren, aber notwendig. Er forderte dazu auf, Glauben, Gewissen und Wahrheit nicht einfach zu übernehmen, sondern selbst zu prüfen. Das ist eine Botschaft, die bis heute gilt: Wir brauchen Mut zum Denken, Mut zum Dialog und Mut zur Veränderung – gerade in Zeiten, in denen unsere Gesellschaft immer wieder an Spannungen, an Meinungsvielfalt, aber auch an Spaltung leidet.
Der Reformationstag erinnert uns also daran, dass Fortschritt nicht im blinden Konsens entsteht, sondern im respektvollen Streit um das Richtige. Auch in unserer Kommune, in unseren Familien, Vereinen und Freundeskreisen sollten wir diesen Geist bewahren: das offene Gespräch, die Fähigkeit zuzuhören, und die Bereitschaft, auch andere Perspektiven gelten zu lassen. Nur so bleibt Gemeinschaft lebendig.
Am 31. Oktober, parallel zum Reformationstag, feiern viele Jugendliche mit Begeisterung Halloween, ein Brauch, der längst auch bei uns Tradition geworden ist. Verkleidungen, Lichter, kreative Kostüme und das gemeinsame „Süßes oder Saures“ machen diesen Tag zu einem besonderen Erlebnis. Halloween ist dabei mehr als nur Gruselspaß: Es verbindet Gemeinschaft, Fantasie und Freude am Miteinander. Wichtig ist, dass Respekt und Rücksicht stets im Vordergrund stehen, ob beim Feiern, Umherziehen oder Dekorieren. So wird Halloween zu einem fröhlichen Fest, das Jung und Alt auf spielerische Weise zusammenbringt.
Ein Tag später, am 1. November, begehen wir Allerheiligen, ein Tag, der in der katholischen Tradition den Heiligen gewidmet ist, all jenen Menschen, die mit ihrem Leben Gutes bewirkt haben. Es sind nicht nur die großen Gestalten der Kirchengeschichte, sondern auch die vielen stillen Vorbilder, die uns täglich begegnen: Menschen, die helfen, ohne zu fragen; die sich in Vereinen, Nachbarschaften oder Familien engagieren; die sich um andere kümmern, weil sie Mitgefühl und Verantwortung verspüren. Hier z.B. der Ortsrat Oberthal samt Helferinnen und Helfern, der am vergangenen Sonntag zu einem wunderschönen Seniorentag eingeladen hat. Oder das Juz Gronig und der Jugendbeirat, die gemeinsam mit der Gemeinde für die Jugendlichen die Rollschuhdisco mit über 150 teilnehmenden Kindern und Jugendlichen in der Bliestalhalle organisiert haben. Sie stehen alle stellvertretend für jede engagierte Person in unserer schönen Gemeinde, die sich gerne für die Gesellschaft sowie Gemeinschaft einsetzen. Sind wir froh und dankbar darüber.
Allerheiligen lädt uns ein, diesen Menschen Dankbarkeit entgegenzubringen. In einer Zeit, in der Nachrichten oft von Krisen, Konflikten und Sorgen geprägt sind, tut es gut, an jene zu denken, die Hoffnung stiften. Sie sind es, die das Fundament unserer Gesellschaft bilden - durch ihre Menschlichkeit, ihr Ehrenamt, ihre stille Stärke.
Am darauffolgenden Tag, Allerseelen, gedenken wir dann jener, die nicht mehr unter uns sind. Wir besuchen die Gräber unserer Angehörigen, zünden Kerzen an, halten inne. Es ist ein Tag der Erinnerung – aber auch der Liebe: Denn wer einen Menschen verloren hat, weiß: Er bleibt in unseren Gedanken lebendig. Die Flamme auf dem Grab ist Symbol dafür, dass Liebe und Dankbarkeit den Tod überdauern.
Gerade in unserer schnelllebigen Zeit, in der Vieles laut, hektisch und unruhig geworden ist, brauchen wir diese Momente der Stille. Sie schenken uns Orientierung, sie verbinden uns mit unserer Vergangenheit und öffnen uns den Blick für das Wesentliche.
Die drei Tage – Reformationstag, Allerheiligen und Allerseelen – sind daher weit mehr als religiöse Gedenktage. Sie sind ein Spiegel unserer Werte. Sie lehren uns, dass Wandel, Dankbarkeit und Erinnerung zusammengehören. Sie fordern uns auf, den Menschen wieder stärker in den Mittelpunkt zu rücken: nicht das Lauteste, nicht das Schnellste, sondern das Menschlichste.
In einer Zeit, in der Viele das Gefühl haben, die Welt verliere an Halt und Ordnung, können diese Tage uns helfen, den inneren Kompass neu auszurichten. Vielleicht liegt ihre tiefste Botschaft darin, dass wir nicht nur auf das achten, was uns trennt, sondern auf das, was uns verbindet – den Wunsch nach Frieden, nach Gerechtigkeit, nach gegenseitigem Respekt.
So wünsche ich uns allen, dass wir die kommenden Tage bewusst erleben:
als Gelegenheit zum Innehalten, zum Nachdenken und zum Danken.
Für das, was war – für das, was ist – und für das, was wir gemeinsam gestalten können.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen gesegneten Reformationstag, ein friedvolles Allerheiligen und ein stilles, trostreiches Allerseelenfest.