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Amtsblatt VG Offenbach an der Queich
Ausgabe 25/2023
Amtlicher Teil
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Gäste aus Israel in Hochstadt

Gäste aus Israel im Dorf ihrer Vorfahren

Am Pfingstsonntag waren drei Nachkommen der jüdischen Familie Bodenheimer aus Israel in Hochstadt zu Besuch. Ihre Vorfahren stammen aus Niederhochstadt. Viele haben durch den Holocaust des NS-Regimes ihr Leben verloren.

Der Kontakt kam durch den ortsansässigen Gemüsegroßhandel Theis aufgrund langjähriger geschäftlicher Beziehungen mit dem Kibbuz Shluhot zustande. Der Geschäftspartner Yosi Kanner wuchs zusammen mit Ora Ben Yehoshua, Tochter von Ernst Bodenheimer, in diesem israelischen Kibbuz auf. Sie kam nun mit ihrer Schwester, ihrem Bruder und Schwager in das Dorf ihrer Vorfahren.

Die Recherchen zur Familie Bodenheimer hat der Hochstadter Karl Guth in der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem und auch hier bei der Verbandsgemeindeverwaltung Offenbach mit großer Unterstützung des SÜW-Archivars Dr. Andreas Imhoff sowie dem Historiker Gerd Preßler durchgeführt.

Die Erkundungen beginnen im späten 18. Jahrhundert mit Simon und Magdalena Bodenheimer. Eine Verbindung bestand auch zum Rabbiner Abraham Frank, einem der Vorfahren von Anne Frank, der ebenfalls in Niederhochstadt lebte.

Urgroßvater Heinrich Bodenheimer verstarb im Alter von 90 Jahren am 9. September 1935 in Niederhochstadt. Die Großeltern Siegfried und Klara Bodenheimer wurden mit ihrem Sohn Ernst 1940 nach Gurs in Südfrankreich verschleppt. Sie wurden 1942 nach Ausschwitz deportiert und ermordet. Die Tochter Ilse kam zusammen mit ihrem Bruder Ernst durch die Kinderhilfsorganisation OSE 1944 über Spanien mit dem Schiff „Guine“ nach Palästina. Ernst Bodenheimer, Vater der drei Besucher, ist am 3. August 2002 in Israel verstorben.

Beim Dorfrundgang am Sonntag wurden den israelischen Gästen Grundstücke gezeigt, auf denen das Haus ihrer Vorfahren und die Synagoge standen. Sie waren beeindruckt vom Fachwerkhaus der Vorfahren Anne Franks. Bevor sich ihr Besuch bei denkwürdigen Gedenkstätten am Mittwoch in Speyer fortsetzte waren sie noch am Grab ihres Urgroßvaters Heinrich Bodenheimer auf dem Hochstadter jüdischen Friedhof.

Timo Reuther, Ortsbürgermeister
Otto Paul