Titel Logo
Ottweiler Zeitung
Ausgabe 13/2024
Die Stadt Ottweiler teilt mit
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Buch zur Geschichte der Fürther Recktenwaldsmühle

v. l.: Werner Butz u. Toni Böffel in der Fürther Ölmühle Wern, 2024, Foto: Helmut Raber



Entstehungsgeschichte des Buches

Vor rund zwölf Jahren trat der Fürther Toni Böffel an den Mainzweiler Heimatkundler Werner Butz heran und bat um die Übersetzung eines in französischer Schrift abgefassten Dokumentes aus der Fürther Recktenwaldsmühle. Böffel, ehemals Vorsitzender des Fürther Schützenvereins, war an der Geschichte der Mühle sehr interessiert, zumal seine Schwiegermutter aus dieser Mühle stammte. Im Laufe mehrerer Jahre hatte Böffel nach und nach über 230 Schriftdokumente, desweiteren viele Fotos, Abbildungen, Karten und Zeichnungen aus dem Fundus der Familien Recktenwald und Brill vor der Vernichtung retten können und bei sich zu Hause aufbewahrt.

Als das erste Dokument übersetzt war, kamen immer neue hinzu. Die Mehrzahl der Schriftstücke galt es von der früher gängigen Kurrent-, später Sütterlinschrift, zu transkribieren. Die vielfältige und zugleich spannende Mühlengeschichte begeisterte auch Werner Butz, und so wuchs rasch sein Interesse an der einst zwischen der Fürther Wernsmühle und der Hanauer Mühle gelegenen Ostertalmühle. Beide setzten sich zum Ziel, die noch offenen Fragen zur Mühlengeschichte zu klären, was jedoch nicht einfach war und einen hohen Zeitaufwand erforderte. Um die Lebensdaten der Mühlenbesucher zu erfassen suchte Butz mehrere Archive sowie zahlreiche Standesämter auf. Zur Unterscheidung von namensgleichen Personen war die Erstellung von Stammbäumen unumgänglich. Wichtige Hilfe bei der Urkundensuche in Kirchen- und Standesamtsbüchern waren auch digitale Daten, die dem Autor von Mitgliedern des Vereins für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS) zur Verfügung gestellt wurden.

Die Geschichte der Fürther Recktenwaldsmühle umfasst einen Zeitraum von mehr als 200 Jahren. Kriege und wirtschaftliche Rezessionen, behördliche Einschränkungen, die Gefahren des Mühlenbetriebes, der Kampf um das Mühlenwasser, unzureichende medizinische Versorgung sowie die Sorge um das tägliche Brot bestimmten in dieser Zeit das Leben der Mühlenbewohner. Ihr Leben war von einem tiefen Gottesglauben geprägt, zugleich mussten sie viele Schicksalsschläge über sich ergehen lassen.

Es galt aber nicht nur die Geschichte um die Fürther Recktenwaldsmühle zu analysieren, vielmehr bedurfte es auch einer intensiven Betrachtung der Hirzweiler Brillmühle und der Bexbacher Rothmühle. Ab 1882 schrieben die aus der Hirzweiler Mühle stammenden Müllerbrüder Johann, Peter und Jakob Brill die Mühlengeschichte der drei vorgenannten Mühlen. Dabei stellten sie dort, zusammen mit ihren Söhnen und deren Familien, zugleich die letzen beiden Müllergenerationen.

Vor drei Jahren war man sich einig, die gewonnen Erkenntnisse zu verschriften und in Buchform zu veröffentlichen. Das Buch mit dem Titel „Die Geschichte der Fürther Recktenwaldsmühle - Zusammenfassung über die Brillmühlen in Bexbach, Fürth und Hirzweiler“ erschien Anfang Februar 2024 im Verlag Schaumberg. Es ist mit über 70 Abbildungen illustriert und berücksichtigt in der Zusammenfassung die Geschichte aller drei Mühlen. Aufgrund der umfangreichen Dokumentenlage behandelt es schwerpunktmäßig die Geschichte der Fürther Recktenwaldsmühle.

In einem Anfangskapitel befasst sich Autor Werner Butz mit der Entstehung der Familiennamen Recktenwald und Brill. Dem Hauptteil der Mühlengeschichte ist ein Kapitel zur Genealogie der Mühlenbewohner vorangestellt, bevor dann eine Zusammenfassung aller drei Mühlen erfolgt. Neben einem ausführlichen Bild- und Quellenverzeichnis gibt ein weiteres Kapitel Auskunft über die wichtigsten Persönlichkeiten der Mühlengeschichte sowie deren Lebensdaten.

Das Buch kostet 30.- € und kann in Fürth in der Filiale der Sparkasse Neunkirchen, im Landhaus Wernsmühle oder bei Toni Böffel, In der Hahnenwies 5, erworben werden. In Mainzweiler ist es bei Werner Butz, Brechkaul 7, Tel. 06824-7227, erhältlich.

Geschichte der Mühle

Als um 1770 durch die vom Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken verordnete Kalkdüngung die Erträge beim Rapsanbau deutlich steigen, zieht der Fürther Ackerer Jacob Recktenwald den Bau einer Ölmühle in Betracht und erhält dazu 1774 die fürstliche Genehmigung. Sohn Johann Recktenwald baut 1811 eine Getreidemühle in die vorhandene Ölmühle. In der 3. Generation wird die Mühle von Christian Recktenwald und Anna Barbara Schöneberger bewirtschaftet. Der Müller stirbt bereits mit 28 Jahren und seine Frau muss Mühlenbetrieb und Landwirtschaft alleine fortführen. Der einzige Sohn dieser Ehe, Johann Recktenwald, bleibt ledig und ist ohne Nachkommen. Testamentarisch verfügt er die Kinder seiner in die Hirzweiler Mühle verheirateten Schwester zu seinen Erben. Die Ölmühle wird von dieser Zeit an nicht mehr betrieben.

Durch zweimalige Heiraten von Fürther Müllertöchtern mit Hirzweiler Müllern bestehen verwandtschaftliche Beziehungen zu den dortigen Familien Brill. Noch zu Lebzeiten des letzen Recktenwaldmüllers sowie nach dessen Tod ist die Mühle dreimal verpachtet. Schließlich kann 1886 der Hirzweiler Jungmüller Jakob Brill das Erbe seines verstorbenen Fürther Onkels antreten. In der Folgegeneration bewirtschaftet sein Sohn Aloys als letzter Brillmüller die Fürther Mühle, die 1965 infolge des einsetzenden Mühlensterbens schließt. Aufgrund eines dort geplanten Osterstausees erwirbt das Wasserwirtschaftsamt die Liegenschaft und lässt 1978 Mühle und Wohngebäude abreisen.