An der Grundschule Lehbesch fand ein außergewöhnlicher Projekttag statt: Die Klasse 4.2 der Lehrerin Barbara Meiser nahm an einer ganztägigen Kinder-Klimaschutz-Konferenz teil, die vom Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) gestaltet wurde. Dabei standen die Themen Klimaschutz und Fairer Handel im Mittelpunkt, deren enge Verbindung im Laufe des Tages eindrucksvoll deutlich wurde.
Der Projekttag begann mit der Geschichte des Eisbären Kuno, der den Schülerinnen und Schülern von den Veränderungen in seiner Heimat am Nordpol berichtete. In einem Eisschollenspiel, das die Entwicklung von den 1970er-Jahren bis 2019 nachstellte, erfuhren die Kinder am eigenen Körper, wie stark das Eis in den letzten Jahrzehnten geschmolzen ist: Mit jedem Jahrzehnt wurde die Zahl der Eisschollen reduziert, sodass es zunehmend schwieriger wurde, bei Musikstopp einen sicheren Platz zu finden. Diese anschauliche Darstellung machte spürbar, wie dramatisch der Lebensraumverlust für Tiere wie Kuno tatsächlich ist.
Im Anschluss wurde es wissenschaftlich: Die Kinder führten ein Experiment mit Essig, Backpulver und Ballons durch, bei dem sich der Ballon sichtbar aufblähte und mit dem entstehenden CO₂ füllte. Sie lernten, dass CO₂ andere Eigenschaften als normale Luft besitzt, schwerer ist und sich am Boden sammelt. Diese Erkenntnis nutzte Nina Fetzer vom IfaS, um zu erklären, weshalb Treibhausgase in der Atmosphäre Wärme festhalten und das Klima beeinflussen. Ein weiteres Spiel nahm die Schülerinnen und Schüler mit auf eine Reise durch die Geschichte der Industrialisierung: Bei einem Jacken-spiel bekam eine Mitschülerin jedes Mal, wenn eine neue bedeutsame Erfindung vorgestellt wurde - von Fabriken über Autos bis hin zu Flugzeugen und Elektronikgeräten - eine Jacke an. Schnell wurde sichtbar, wie rasant der Verbrauch von Energie, Ressourcen und Rohstoffen sich seit dem 19. Jahrhundert beschleunigt hat. „Es ist ganz schön warm unter den Jacken, kein Wunder, dass es der Erde zu heiß ist“, berichtete Carina eingehüllt von Jacken.
Den Höhepunkt des Tages bildete schließlich der Themenblock rund um die Herstellung von Schokolade. Die Kinder durften Kakaobohnen öffnen und den groben Kakao herstellen - ganz so, wie er auf Kakaoplantagen für den weltweiten Handel vorbereitet wird. In einem lebendigen Rollenspiel übernahmen sie anschließend verschiedene Rollen entlang der gesamten Lieferkette: von der Kakaobäuerin und Kakaobauer, über Händler und transportierende Unternehmen bis hin zu Fabriken und Supermärkten. Dabei stellten sie schnell fest, wie ungerecht die Verteilung von Arbeit, Verantwortung und Gewinn häufig ist. Gemeinsam mit dem IfaS erarbeiteten sie anschließend Lösungsansätze und entdeckten, wie Fairtrade für gerechtere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen, die Verhinderung von Kinderarbeit und nachhaltige Anbaumethoden sorgt - und damit nicht nur soziale Gerechtigkeit, sondern auch den Klimaschutz fördert. In kleinen Gruppen entwickelten die Schülerinnen und Schüler eigene „Gerechtigkeitspläne“, wie Schokolade produziert werden müsste, damit alle Beteiligten fair behandelt werden, und stellten fest, dass ihre Vorstellungen eng mit den Fairtrade-Prinzipien übereinstimmen.
Am Ende blickten die Kinder auf einen lehrreichen, bewegenden und motivierenden Projekttag zurück, der ihnen zeigte, wie eng Klimawandel und Fairer Handel miteinander verwoben sind. Durch die Verbindung von Spielen, Experimenten, praktischen Tätigkeiten und emotionalen Geschichten gelang es, ein tiefes Verständnis für globale Zusammenhänge zu schaffen. Für die Klasse 4.2 steht seitdem fest: Klimaschutz beginnt im Alltag - und faires Handeln ist ein wichtiger Schritt in eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft.
Gefördert wurde der Projekttag durch die Servicestelle Kommunen in der einen Welt, Fachbereich der Engagement Global gGmbH, mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.