v.l.n.r.: Reimund Franz, Prof. Dr. Joachim Conrad, Beigeordneter Ulli Klein, Johannes Folz, Prof. Dr.-Ing. Franz Folz und Alban Dörr hinter dem Mahnmal.
ine Vielzahl von Bürgerinnen und Bürgern nahm Teil an der Vorstellung des Mahnmals.
Seit Montag, 03.03.2025, zeugen zwei Stelen an der Martinskirche von dem unvorstellbaren Schicksal zweier Jungsoldaten. Helmut Langer und Wilhelm Küpper finden dank Prof. Dr.-Ing. Franz Folz, seinem Sohn Johannes und Alban Dörr, hier nun einen Platz der Andacht. Die beiden jungen Männer wurden ganz in der Nähe vor 80 Jahren durch den Wahnsinn des Nationalsozialismus ermordet.
Am vergangenen Montag, 03.03.2025, wurden die Mahnmale der Öffentlichkeit präsentiert. Die Resonanz war überwältigend: Unzählige Bürgerinnen und Bürger nahmen an der Segnung der Mahnmale teil.
Stille kehrt ein, als Alban Dörr begleitet von den Gitarristen Roland Schuler und Nathanael Dörr mit dem Lied „Spaziergang“ von F. J. Degenhardt beginnt. Die Betroffenheit und Trauer der Anwesenden war deutlich zu spüren, als die Rechercheergebnisse über das Schicksal der beiden 19-jährigen Soldaten von Prof. Dr.-Ing. Folz vorgetragen wurde. Zusammen mit Alban Dörr hatte Prof. Folz, beide Mitglieder der Bürgerinitiative Erinnerungsarbeit Püttlingen, über 2 Jahre recherchiert um das Nazi-Verbrechen an den zwei jungen Soldaten, welches am 03.03.1945 in Köllerbach begangen wurde, aufzuarbeiten und soweit wie möglich aufzuklären.
Die beiden Jungsoldaten sind Opfer eines Regimes geworden das die Würde des Menschen mit Füßen tritt. Durch eine undurchsichtige militärjuristische Rechtsprechung wurde ein Todesurteil ausgesprochen, das zu ihrer unrechtmäßigen Erschießung im sogenannten Mohmschen Steinbruch im Ortsteil Kölln führte.
In der Vorstellung durch Leander Neudeck und Lucas Dincher lernten die Zuhörenden Helmut Langer und Wilhelm Küpper kennen. Das Totengeläut der Martinskirche um 19.07 Uhr, dem Todeszeitpunkt von Helmut Langer und Wilhelm Küpper vor 80 Jahren, und das anschließende Ave Maria, gespielt von Florence Scherer (Violine), boten Zeit zum Nachdenken. Die Stille hält an, während das Mahnmal enthüllt und durch Prof. Dr. Joachim Conrad und Reimund Franz gesegnet wird. Johannes Folz stellt das Mahnmal vor, erzählt, dass die beiden Stelen aus Steinen gefertigt wurden, die für die Geburtsorte der Ermordeten stehen. Pfarrer Conrad fasst die Stimmung der Anwesenden mit den Worten „Eine Stille, die gut tut.“ auf und welche Bedeutung mit den Stelen assoziiert werden können. Denn, ein Mahnmal soll mahnen – eine Gedenkstelle lädt zum Gedenken ein – ein Denkmal, so sagt schon das Wort: Denk mal… Ein Plädoyer für den Frieden. So wächst die Gemeinschaft in einem gemeinsamen Gebet näher zusammen. Die Stille kehrt wieder ein, als der Mädchenchor der Walddorfschule Altenkessel das Lied „Frieden“ von Udo Lindenberg präsentiert und Beigeordneter Ulli Klein in seinen Abschlussworten bittet: „Lassen Sie uns gemeinsam für den Frieden eintreten, nicht nur in Gedanken, sondern auch in Taten. Möge dieses Mahnmal uns stets daran erinnern, dass Frieden kein Selbstverständnis ist, sondern ein Ziel, für das wir alle Verantwortung tragen. Vielen Dank, dass Sie heute hier sind und gemeinsam mit uns diesen wichtigen Schritt in Richtung Frieden gehen“. Sein Dank gilt allen, die diese Stunde der Erinnerung vorbereitet und durchgeführt haben. Hier sind zunächst Prof. Dr.-Ing. Franz Folz und Alban Dörr, die die Geschichte der beiden Jungsoldaten recherchiert und das Programm geplant haben. Sein Dank gilt auch der Firma Gleitlagertechnik Folz, die das Mahnmal finanziert und deren Geschäftsführer Johannes Folz, der Mitinitiator der Schicksalsaufarbeitung ist. Ebenfalls dankte er Prof. Dr. Joachim Conrad und dem Presbyterium, die es ermöglicht haben, dass das Mahnmal einen würdigen Platz gefunden hat. Der Bürgerinitiative „Erinnerungsarbeit Püttlingen“, die ehrenamtlich die Leidenswege der Opfer des Naziregimes aufarbeiten, sprach er ebenfalls seinen Dank aus. Zuletzt dankte er Reimund Franz, Leander Neudeck, Lucas Dincher Florence Scherer, dem Mädchenchor der Walddorfschule Sbr.-Altenkessel, dem Polizeirevier Köllertal und Georg Balzert.
Auf der Internetseite der Stadt Püttlingen wurden die Rechercheergebnisse der Bürgerinitiative Erinnerungsarbeit Püttlingen festgehalten. Auch das Schicksal der beiden Jungsoldaten kann hier nachgelesen werden.
| Wer der Bürgerinitiative bei der Finanzierung der Stolpersteinverlegung unterstützen möchte, kann dies gerne durch eine Spende an das angegebene Konto machen: Empfänger: Saarländische Gesellschaft für Kulturpolitik e.V. Institut: Sparkasse Saarbrücken IBAN: DE85 5905 0101 0000 6030 92 Bitte vollständige Adresse angeben, damit eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden kann. |
Ich heiße Helmut Alexander Josef Langer,
Rufname Helmut. Ich bin geboren am 05.01.1926 in Paderborn als einziges Kind meiner Eltern Josef Langer und Josefine geb. Schallück – ich bin katholisch getauft und ledig. Wir sind 1930 von Paderborn nach Dortmund umgezogen. Mein Vater trat dort eine neue Stelle als Reichsbahnassistent an. Nach der 4. Klasse Volksschule wechselte ich auf das Gymnasium. Auf den Rat des Klassenlehrers bin ich und meine Klassenkameraden am 20. April 1944, an Führers Geburtstag, in die Partei eingetreten. Mein Hobby ist Lesen geistes-wissenschaftlicher Literatur. Ich hätte gerne Theologie studiert – daraus wurde aber nichts. Nach dem Schulabschluss wurde ich zur militärischen Grundausbildung nach Paderborn verpflichtet. Dort freundete ich mich mit Wilhelm Küpper aus Bonn an.
Am 11. Juli 44 wurde ich zur Heeres Flak- Artillerie Ersatz Abt. 276 nach Dortmund eingezogen. Meine Heimatstadt ist als Standort von Schwerindustrie sehr stark bombardiert worden. Bei einem dieser Angriffe wurde ich verletzt. Obwohl noch nicht richtig auskuriert war, bekam ich Ende 1944 den Stellungsbefehl an die Westfront - zu der in Köllerbach stationierten 347. Infanterie-Division.
Mein Quartier in Köllerbach musste ich mir in der Woche nach Weihnachten 44 selber suchen. Gott sei Dank fand ich noch vor Silvester bei Familie Walter in der Bärenbergstraße einen Unterschlupf. Hier konnte ich zwischen den Einsätzen in Ruhe meine Bücher lesen – und meiner Mutter jeden Tag einen Brief schreiben.
Der 3. Panzer-Jäger Abteilung 347 wurde ich als Schütze zugeteilt. Unsere Division sollte die Front von Saarbrücken, unter Einschluss der Spicherer Höhen, bis Dillingen verteidigen. Am 05. 01.1945 feierte ich bei der Familie Walter mit ihren 5 Kindern, der Vater war zu Schanzarbeiten in den Harz abkommandiert, meinen 19.Geburtstag.
Ich heiße Wilhelm Küpper,
ich bin geboren am 24.01.1926 in Hemmerich, einem kleinen Ort mit 350 Einwohnern nahe Bonn – ich bin katholisch getauft und ledig. Ich bin das 4. Kind des Bahnarbeiters und Landwirtes Konrad Küpper und seiner Ehefrau Agnes geb. Koch. Die Schule fiel mir sehr schwer – ich habe eine Lese-/Schreibschwäche.
Dafür arbeite ich gerne in unserem Landwirtschaftsbetrieb - mir macht es Spaß mit Pferd und Wagen zum Feld zu fahren und Gemüse zu ernten. Meiner Schulfreundin Kathrin helfe ich abends bei der Fütterung der Kühe und Schweine – ihre beiden Brüder sind gefallen. Mein Hobby ist Fußballspielen, ich bin ein schneller Stürmer, wegen meines Haarwirbels habe ich den Spitznamen „Kocks Nöll“.
Zur Musterung fuhr ich mit meiner Mutter nach Bonn. Ein Arzt hat Bilder von Bäumen, Sträuchern, Gemüsesorten und Tiere vorgelegt. Natürlich konnte ich sie alle benennen.Ichwurde als „K.v.“ – d.h. Kriegsdienstverwendbar - erklärt. Mitte 1944 kam ich in eine Kaserne in Paderborn zur Grundausbildung. Dort habe ich Helmut Langer aus Dortmund kennengelernt.
Unser Ausbilder legte großen Wert auf sauber geputzte und schwarz eingecremte Stiefel. Ich musste daher die Schuhcreme häufig zuhause nachfordern – man wusste sofort Bescheid, wenn ein Brief mit einem gemalten Erdalfrosch ankam. Einmal hat mich meine Mutter in Paderborn besucht – es war das letzte Mal wo ich sie gesehen habe. Denn ich bekam sofort einen Stellungsbefehl ins Saarland nach Köllerbach zur 347. Infan-teriedivision. Ich fand Quartier in der Sommerbergstraße bei der Familie Kläs wo ich mich sehr wohlfühlte. Bei meiner Zuteilung zur 3. Panzer- Jäger Abteilung 347 gab es ein „großes Hallo“ mit meinem früheren Kameraden Helmut Langer. Am 22.01.1945 habe ich mit meinen Quartiersleuten Peter und Meta Kläs auf meinen 19. Geburtstag angestoßen.
Lebensläufe erstellt von Prof. Dr.-Ing. Franz Folz