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Öffentlicher Anzeiger - Stadt Püttlingen
Ausgabe 34/2023
Bei uns Daheim Püttlingen
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Orgelkonzert an Maria Himmelfahrt in der gut besetzten Liebfrauenkirche

Die Besucher der gut besetzten Liebfrauenkirche in Püttlingen konnten im Orgelkonzert an Maria Himmelfahrt durch Leo Kraemer einen wahren Kathedralklangrausch erleben. Der weit gefeierte Organist und Dirigent, ein Ur-Püttlinger-Gewächs, ist trotz internationaler Tätigkeit, stets seiner Heimat verbunden geblieben und lässt es sich nicht nehmen, seine Heimatgemeinde musikalisch in höchste musikalische Welten zu geleiten.

Zu Beginn führt Kraemer persönlich in die Welt der ausgewählten Orgelwerke ein, bevor eine zart verträumt beginnende Improvisation über „Ave Maria zart“ das Konzert eröffnet. In verschiedenen Ebenen ergänzen sich die kontrastierenden Stimmen, bäumen sich auf und werden wieder liebevoll versöhnt. Die folgende Batalla famossa entfesselt im wunderbar dichten Klang mit den sauberen Zungenregistern ein dann doch friedliches Schlachtengemälde. Bachs Choralvorspiel „Meine Seele erhebet den Herrn“ aus den Schübler-Chorälen, von Kraemer klar artikuliert, zeigt die verinnerlichte Sicht auf Marias Antwort nach der Verkündigung des Engels und Bachs einzigartige Kunst der Choralvorspiele. Die anschließende Meditation 1 aus dem Himmelfahrtszyklus von Olivier Messiaen offenbart, wie nahe sich selbst die verschiedensten Epochen sind, wenn die Komposition aus tiefstem Herzen glaubwürdig und überzeugend ist. Die Messiaensche Gläubigkeit in seiner epochenmachenden Klangsprache, mit ergreifenden Harmoniefolgen in der ausgeklügelten, nie konstruiert wirkenden Rhythmik, ausgeführt von einem Musiker wie Leo Kraemer lässt einem in höhere Sphären entschweben. Auch wenn die Akkordkaskaden der dritten Meditation die Zuhörer zunächst aus diesem Traum zurückholen, versetzt Kraemer den Hörer mit mitreißendem Gestus alle in eine große französische Kathedrale. Die „Freudenausbrüche einer Seele“ werden lebendig. Kraemer fügt in kluger Weise danach noch ein Bachsches Choralvorspiel „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ seinem Programm bei. Ein wunderbares Kleinod als einzig mögliche Antwort auf Messiaen.

Lediglich Francks Choral in a-moll hätte man sich packender gewünscht. Das gemäßigte Tempo erfährt aber durch Kraemers musikalische Gestaltung und geschickten Umgang mit der Registrierung eine eigene Faszination. Überhaupt sind die Grundstimmen der Orgel von Haerpfer-Ermann (erbaut 1954, 1995 Einbau eines neuen Spieltisches durch Mayer) wunderbar warm intoniert. Kraemer bringt durch fantastische Kombination der Register alle Facetten der Orgel zum Leuchten. Er hört in den Raum und begreift das Orgelspiel als Dirigent eines großartigen Orchesters, der die Klanggruppen klug ausbalanciert und dadurch Musik erlebbar und wahr werden lässt. In seiner Abschlussimprovisation über das „Salve Regina“ entwickelt sich aus den Eröffnungskaskaden nach und nach das eigentliche Thema. Akkordfolgen im Kraemerschen Modus, gepaart mit polyphonen, meditativen Teilen in Kombination mit warm registrierten Harmoniefolgen, wechseln sich mit Mixturklängen ab. Der Cantus Firmus erscheint immer wieder, ist allgegenwärtig und bildet den roten Faden der musikalischen Marienverehrung. Die Zuhörer erleben ein Gemälde mit allen Farben, Licht und Dunkelheit in grandioser Darstellung. Wie beschreibt ein Hörer seine Eindrücke treffend nach dem Konzert:“ Von Schmetterlingsflügeln bis Abrissbirne, war alles dabei“.