Am Freitag, den 19. September 2025, fand in Püttlingen die dritte Stolpersteinverlegung statt. Gemeinsam mit der Bürgerinitiative Erinnerungsarbeit Püttlingen, der Stadt Püttlingen und der Gemeinschaftsschule Peter-Wust wurden im Rahmen eines Gedenkwegs sechs Stolpersteine für Opfer des Nationalsozialismus gesetzt.
Die Verlegung begann in der Marktstraße 34–36 mit einem Stein für Leo Altmeyer, der aufgrund seiner Epilepsie Opfer der NS-Euthanasie wurde. Weiter ging es am Ehrenmal beim Rathaus, wo an Anna Blum erinnert wurde, die als „geisteskrank“ diffamiert und verfolgt wurde. In der Kirchgartenstraße 6 (Patenschaft: Freundeskreis Kirchenmusik St. Sebastian) wurden drei Stolpersteine für die jüdische Familie Oscar, Bertha und Siegfried Jacob gesetzt, bevor in der Bärenbergstraße 24 ein Stein für Leo Rupp verlegt wurde, der wegen seiner Homosexualität Opfer von Verfolgung wurde. Der Stolperstein ist der erste für einen homosexuellen Mann im Regionalverband Saarbrücken. Die IG Burg Bucherbach übernahm für diesen Stein die Patenschaft.
Die Biografien der Opfer wurden von Schülerinnen und Schülern der Gemeinschaftsschule Peter-Wust der Klassenstufe 9 vorgestellt, die sich im Unterricht intensiv mit der NS-Zeit auseinandergesetzt hatten, unterstützt von Historiker Dr. Burkhard Jellonnek. Für die musikalische Begleitung der Verlegungen sorgten Stefan Weber an der Gitarre und Florence Scherer an der Violine, die mit ihren Klängen eine besonders eindringliche und bewegende Atmosphäre schufen.
Der Gedenkweg endete in der Martinskirche in Köllerbach mit einer Andacht, die von Diakon Daniel Schöneweiss gestaltet wurde. Dort sorgte der junge Musiker Mattis Löw mit Gesang und Harfe für die musikalische Umrahmung. Im Anschluss eröffneten mehrere Redebeiträge unterschiedliche Perspektiven auf die Verfolgungsgeschichte und ihre Bedeutung für die Gegenwart.
Bürgermeisterin Denise Klein erinnerte in ihrer Rede an die Bedeutung der Stolpersteine: „Sechs Stolpersteine wurden heute verlegt. Sechs kleine Steine – und doch sind sie so viel mehr als das. Sie sind Mahnung, sie sind Gedenken, sie sind ein Stück zurückgewonnene Würde. (…) Jeder Stein fordert uns auf, hinzusehen – nicht wegzuschauen. Jeder Stein ruft uns zu, Haltung zu zeigen, wenn Unrecht geschieht. Jeder Stein ist ein kleines Zeichen, das uns mahnt: Nie wieder.“ Sie dankte besonders der Bürgerinitiative Erinnerungsarbeit Püttlingen sowie den Schülerinnen und Schülern der Gemeinschaftsschule für ihr Engagement, das die Schicksale der Opfer wieder ins Bewusstsein der Stadt rückt.
Auch die weiteren Beiträge, unter anderem von Dr. Frédéric Stroh, Historiker im Saarland-Schwulen-Forschungsprojekt, von Dr. Hans-Christian Herrmann, Direktor des Stadtarchivs Saarbrücken und von Julia Zimmermann vom Lesben- und Schwulenverband Saarland, zeigten auf, dass die Opfer aus ganz verschiedenen Gründen ins Visier des NS-Regimes gerieten. Sie erinnerten daran, dass es Menschen wie Leo Altmeyer, Leo Rupp, Anna Blum oder die Familie Jacob waren, die mitten in Püttlingen gelebt hatten, bevor ihnen ihre Rechte und teils sogar ihr Leben genommen wurden.
Aktuell arbeitet die BI Erinnerungsarbeit Püttlingen weitere Schicksale auf, für die im kommenden Jahr ebenfalls Stolpersteine verlegt werden sollen.
Wer sich an der Aufarbeitung der Schicksale beteiligen möchte – mit Zeitzeugenberichten, Dokumenten oder aktiver Mitarbeit – oder aber die Patenschaft eines weiteren Steins übernehmen möchte, kann sich an Martin Schmidt (Tel.: 0151 42865573, Mail: wasser_schmidt@t-online.de) wenden.
Auch Spenden zur Finanzierung weiterer Stolpersteine sind willkommen:
Empfänger: Saarländische Gesellschaft für Kulturpolitik e.V.
Institut: Sparkasse Saarbrücken
IBAN: DE85 5905 0101 0000 6030 92
Bitte vollständige Adresse angeben, damit eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden kann.