am 3. April fand eine Gemeinderatssitzung statt, die ein schwieriges Thema auf der Tagesordnung hatte. Bereits seit geraumer Zeit befassen wir uns mit der Kindergartenstruktur in unserer Gemeinde. Mein Vorgänger Peter Keller plante bereits einen Neubau in Schlegel für die Kindergärten Harra und Neundorf. Damaliger Elternprotest über das Vorgehen ließ das Projekt schnell sterben. In den Jahren der Corona-Pandemie waren wir durchaus glücklich über die kleinteilige Struktur unserer Einrichtungen. Insgesamt trifft uns aber (und da sind wir nicht alleine) immer mehr das Damoklesschwert des demografischen Wandels. Für die Sitzung des Gemeinderates und für Informationsveranstaltungen mit den Eltern und den Erziehern wurde das durch unseren Kämmerer umfangreich aufgearbeitet. Leider zeigt die Geburtenentwicklung seit Jahren nur abwärts. Seit 2019 stabilisieren sich die Geburtenzahlen bei ca. 20 Geburten im Jahr. Im Jahrzehnt von 2010 bis 2020 lagen wir noch bei 29.
Das hat natürlich Auswirkungen. Mit Abgang des starken Jahrgangs in die Schule in den Sommerferien fällt die ohnehin schlechte Auslastung in unseren Kindergärten nochmal stark ab. Der Blick auf die Bevölkerungspyramide verrät auch, dass sich erwartbar die Situation kaum verbessern wird, da mit den Jahrgängen aus den 90ern und frühen 2000er Jahren einfach nicht mehr so viele Menschen da sind, die Kinder bekommen können. Mit anderen Worten, die ca. 20 Geburten werden wahrscheinlich auf lange Zeit der Durchschnitt bleiben. Für unsere Kindergärten bedeutet dies, dass wir von 165 Plätzen nur ca. 110 benötigen werden. Daher stellte sich in der Gemeinderatssitzung die Frage, ob wir zwei unserer vier Kindergärten zusammenlegen. Namentlich die Einrichtungen Harra und Blankenstein. Als Verwaltung gehen wir von vielen Vorteilen hierbei aus:
| • | Wir können in der Einrichtung bessere Betreuungszeiten anbieten - so soll laut dem Beschluss die tägliche Öffnungszeit in der zusammengelegten Einrichtung von 10 auf 11 Stunden anwachsen. Das resultiert vor allem daraus, dass das Personal effizienter eingesetzt werden kann. |
| • | Wir können mehr Angebote für unsere Kinder bieten. Vereinfacht gesagt: Wenn in einer leicht größeren Gruppe mehrere Erzieher arbeiten, kann der eine Erzieher die „normale“ Betreuung sicherstellen und der andere Erzieher zusätzliche Arbeiten mit den Kindern durchführen, wie z.B. Bastelarbeiten. |
| • | Wir haben eine Einrichtung, in der genügend Personalreserve vorhanden ist, um auch in den anderen beiden Kindergärten bei Personalmangel einmal auszuhelfen. |
| • | Wir können unseren Erziehern, vor allem auch den jungen Kollegen/innen, einen attraktiven und sicheren Arbeitsplatz bieten und gleichzeitig die Attraktivität gegenüber den Eltern verbessern. |
| • | Mit einer Zusammenlegung am Standort Blankenstein unterstützen wir mittelfristig auch die Grundschule in Blankenstein. Vor allem durch eine noch engere Kooperation soll diese Zusammenarbeit weiter ausgebaut werden. |
Es gibt aber auch weitere Gründe, die hier mit genannt werden sollen:
Wir machen uns vor allem Sorgen aufgrund der Kosten in unseren Kindergärten. Kindergärten sind die größte Ausgabe im „laufenden Geschäft“, die unsere Gemeinde, und damit wir alle, stemmen. Ich glaube wir sind uns einig, dass uns diese Ausgabe besonders wichtig ist. Sie darf nur insgesamt nicht Überhandnehmen und unsere Gemeinde in allen anderen Bereichen lähmen. Der jährliche Zuschuss lag bisher immer bei rund 800.000 € im Jahr. Dies allein ist schon eine große Summe. Dieses Jahr steigt er aber im Plan auf über 1,1 Millionen € an.
Wo liegt hier der Grund? Es handelt sich hier um zwei Entwicklungen, die das so verschärfen. Die eine ist die Kinderzahl - weniger Kinder bedeuten weniger Zuweisungen vom Land. Weil die Zahl der Kinder in diesem Jahr in besonders großem Maß abnimmt, ist das eine besonders schwierige Entwicklung. Und der zweite Punkt ist seit längerem zu beobachten. Die Lohnkosten steigen in den letzten Jahren besonders stark an. Diese verteilen sich auch auf die wenigen Kinder.
Die Eltern wollen und werden auch ihren Beitrag über geänderte Beiträge leisten müssen, es ist aber kein Geheimnis, dass diese Summe nicht über Elternbeiträge gegenfinanziert werden kann. Wir werden aber an einem moderaten Anstieg der Elternbeiträge nicht vorbeikommen.
Vorrangig wird bei diesem Thema natürlich auch das Wohl der Kinder in den Einrichtungen mit ins Auge gefasst. Bereits vor mehreren Wochen wurde daher das Landesjugendamt und die Kindergartenfachberatung mit eingebunden, um einen solchen Übergang ordentlich gestalten zu können. Dabei wurde uns bestätigt, dass wenn alle an einem Strang ziehen, so ein Übergang optimal gestaltet werden kann und auch im Sinne der Kinder stattfindet. Hier bitte ich alle Partner um ihre Unterstützung zum Wohle der Kinder.
In der Gemeinderatssitzung wurde nun auch der Beschluss gefasst, dass die Kindergärten Harra und Blankenstein am Standort Blankenstein ihre neue, gemeinsame Zukunft beginnen werden. Ab sofort wird dies auch durch eine Gruppe aus Jugendamt, Leitungen, Verwaltung und natürlich den Eltern begleitet. Das ist uns wichtig. Es geht nun auch darum, nach vorne zu schauen und die Entwicklung weiter im Blick zu behalten. Hierzu erging der wichtige Auftrag des Gemeinderats an die Verwaltung eine Variantenprüfung für eine Sanierung, einen Neubau oder eine Integration in die Grundschule für den Kindergartenstandort zu erarbeiten. Denn eines möchte ich hier ganz klar sagen. Wir können und werden weiter in die Zukunft unserer Kinder investieren. Wir wollen aber eine Struktur schaffen, die zukunftsfähig ist. Das gilt für viele Bereiche unserer Gemeinde, im Kindergarten aber ganz besonders. Viele aktuelle Investitionen finden statt, um die Strukturen zu modernisieren und das ist das wichtige Signal dabei.
Zum Abschluss bleibt mir noch, Ihnen von Herzen ein frohes und gesegnetes Osterfest zu wünschen.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Alex Neumüller
Bürgermeister der Gemeinde Rosenthal am Rennsteig