Die „Freunde von Anno Dazumal“ sind in Bad Frankenhausen in aller Munde, denn sie bereicherten das Denkjahr2025 mit ihren authentischen Auftritten über die Stadtgrenzen hinaus.
Aber wer sind sie und was bewegt diese Menschen in die Zeit vor 500 Jahren einzutauchen?
Diesen Dingen ging man zum 21. Erzählcafè am 20.11.2025 auf den Grund. Das Erzählcafè ist eine Veranstaltung vom Frankenhäuser Familienband, kurz FFB. Als lokales Bündnis für Familien versuchen die Mitstreiter mit dieser Reihe gelebtes Wissen weiterzugeben und Generationen zu verbinden. Mitglieder des Kinder- und Jugendstadtrates der Kurstadt agieren dabei immer als Interviewer. Und diesmal standen vier Vertreter von den „Freunden von Anno Dazumal“ im Haus am Kurpark vor zahlreichen Gästen ausführlich Rede und Antwort.
Die ganze Sache begann eigentlich schon 2013, als Sylva und Marcel Reinecke Seite an Seite mit Jeane und Andreas Kirchner, den Kindern zu Liebe und mit befreundeten Familien, zum Bauernmarktumzug in historische Kostüme schlüpften. Von da an wurde der Funke beständig größer. Immer mehr beteiligten sich und es wurden richtige Themen der damaligen Zeit in einer Art Rollenspiel dargestellt. Beispielweise schlüpfte Opa Roland Sölle in die Rolle des Thomas Müntzer und wurde in einen selbstgezimmerten Käfig gefangengenommenen.
Das Wissen zu der damaligen Zeit erhielt die Truppe vom Regionalmuseum, vom „wandelnden Geschichtsbuch“ Dr. Uli Hahnemann oder von Petra Wäldchen, die sich gern der Gruppe anschlossen. Mittlerweile sind ca. 30 feste Personen dabei, zahlreiche Kinder und Jugendliche sowie gelegentliche Mitstreiter, so dass es immer um die 70 Mitwirkende sind. Und damit ist auch eine Höchstgrenze erreicht, denn die „Freunde von Anno dazumal“ sind nur ein Freundeskreis und kein Verein.
Spannend wurde es 2024 als der Bürgermeister die Truppe fragte, ab sie beim Werbefilm fürs Denkjahr mitmachen würden. Und damit kam alles ins Rollen und auch die „Schnapsidee“, den damaligen Marsch von Thomas Müntzer nach Mühlhausen genau 500 Jahre später nachzustellen. Es begann eine wahnsinnige Zeit der Vorbereitung. Gemeinsam wurden Kostüme genäht, 120 Waffen und eine Kanone nachgebaut, Planwagen organisiert oder gebaut. Für den Marsch mussten die Tiere Probefahrten machen, Verpflegung und Unterkünfte wurden organisiert, ein Lied umgedichtet und vieles andere mehr. Die „Freunde von Anno Dazumal“ konnten dafür einige Sponsoren gewinnen, jedoch blieb ein Teil der Finanzen auch an jedem Mitstreiter hängen. Und nicht zu vergessen die unsäglichen Stunden. Aber man war sich einig, es ist ein tolles Hobby und da wird nicht auf die Zeit geschaut.
Entschädigt wurden die Marschteilnehmer von die viele Menschen, von denen sie an der Wegstrecke empfangen und auch bewirtet wurden. Und keiner der Organisatoren hätte damit gerechnet, dass sich so viele Bürger in Kostümen dem Müntzerzug ab Rottleben am 11. Mai 2025 anschlossen und dass alle in Bad Frankenhausen so herzlich empfangen wurden. Ein unvergessliches Erlebnis für alle!
Neben diesen denkwürdigen Müntzerzug gab es noch viele weitere Veranstaltungen, die die „Freunde von Anno Dazumal“ bereicherten, bis hin zur Mitwirkung bei der „Schlacht am Berg“. Sie schlüpfen gern in die Rolle der Bauern, denn als Frankenhäuser identifiziert man sich eher mit ihnen, als mit dem damaligen Adel. Und die Truppe hat schon viele bundesweite Angebote als Bauernheer bei einer Veranstaltung dabei zu sein. Aber nach diesem anstrengenden und kräftezehrenden Jahr ist man sich einig, nur noch beim Frankenhäuser Bauernmarkt mitzumachen. Es gibt auch schon eine Idee für 2026. Man kann gespannt sein.
Auf alle Fälle steht für uns fest, ohne die „Freunde von Anno Dazumal“ hätte im Denkjahr 2025 in unserer Stadt viel gefehlt. Und wir sind dankbar, dass aus einem kleinen Funken so ein Flächenbrand geworden ist.
Franziska Riese und Katrin Milde
vom Frankenhäuser Familienband