Technik (einschließlich Stromversorgung) vor der Kirchenapsis
Gemeindesaal als „Schaltzentrale“
Chor
Im ARD und ZDF gibt es Sendungen mit kurzlebiger Dauer, andere laufen über mehrere Jahre oder auch Jahrzehnte. Eine davon gibt es schon seit den 50-iger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Pünktlich beginnt sie um 10.00 Uhr und dauert auf die Sekunde genau 60 Minuten. Ein Überziehen (wie man es abends des Öfteren erleben kann) ist nicht drin!
Die ARD überträgt jeden Sonntag, aber auch an andren kirchlichen Feiertagen (z. B. Karfreitag, 1.Weihnachtsfeiertag usw.) abwechselnd evangelische und katholische Gottesdienste aus den verschiedensten Regionen Deutschlands.
Und nun wurde die ev. Kirchgemeinde Bad Frankenhausen für solch einen Gottesdienst angefragt und man beantwortete es positiv: Termin - Reformationsfest am 31. Oktober.
Allen Verantwortlichen war klar: Da kommt jede Menge zusätzliche Arbeit zu den eigentlichen beruflichen Tätigkeiten hinzu. Aber auch die dafür zuständige mdr-Gruppe musste ihren Anteil leiten. Alle Fäden liefen bei Ulrike Greim als Senderbeauftragte der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland beim MDR (zuständig für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) zusammen.
Der Innenraum der Unterkirche wurde neu „vermessen“, um alle Positionen für Scheinwerfer, Kameras, beteiligte Personen im Altarraum und musikalisch Agierende festzulegen, aber auch der Verlauf der zahlreichen Kabel wurde in die Planungen mit einbezogen.
Die Wortbeiträge des Gottesdienstes mussten bereits mehrere Wochen vorher erarbeitet und festgelegt werden, nur sehr wenige Änderungen aus aktuellem Anlass waren kurz vor der Sendung möglich.
Für den musikalischen Anteil war es für Kantorin Laura Schildmann etwas leichter, da sie nach der Absprache mit Frau Greim bzgl. der einzelnen Musikbeiträge an die „Arbeit“ gehen konnte. Zuerst startete sie über die Medien ihre schon bekannte „Projekteinladung“ zu diesem Termin. So ließen sich zu den etwa 40 Kantoreimitgliedern Bad Frankenhausen/Oldisleben noch 35 weitere Sangeswillige (auf Zeit) einladen. Entsprechend der kirchenmusikalischen Tradition bzgl. der Unterkirche wurden 5 Gemeindelieder ausgewählt („Ein feste Burg ist unser Gott“ durfte natürlich nicht fehlen). Start für den so gebildeten Chor war bereits am 16. September, in den darauffolgenden 5 Proben wurden 6 Kompositionen einstudiert. Ein klassischer Gottesdienst folgt nach einem bestimmten Ablauf, danach richteten sich die einzelnen Stücke. Am Anfang stand „Morgenlicht“ mit poppigen Rhythmen, am Schluss erklang (in Erinnerung an das vor einigen Wochen in der Unterkirche aufgeführte Müntzeroratorium): „Verleih uns Frieden gnädiglich“.
Schnell verging die Zeit der Proben, trotz der Anspannung und der lockeren Art von Frau Schildmann arbeitete man konzentriert, so dass es von Probe zu Probe immer besser wurde.
Am Tag vor der Sendung positionierte sich die gesamte Technik vor und in der Kirche, selbst eine eigne Stromversorgung stand bereit.
Der Gemeindesaal etablierte sich zur Schaltzentrale.
Auch Blumenschmuck wurde nicht vergessen. Da eine weiße Kirchenfahne mit violettem Kreuz nicht vorgesehen war, gestaltete in bewährter Form Hannelore Zimmer ein Arrangement mit vorwiegend Weißen und violetten Blumen einschließlich der dazugehörigen Bänder; auch der Altar erhielt natürlich seinen Blumenschmuck. Abends erfolgte die „Generalprobe“ - wie im Theater (bei einer Filmproduktion wird immer wieder neu probiert, bis man die richtige Lösung hat) - ohne Unterbrechung wurde also der Gottesdienst in seiner Gesamtheit „zelebriert“. Selbst Bischof Kramer musste trotz seines Geburtstages anwesend sein und seine Predigt halten. Danach erfolgte durch alle Verantwortliche eine Auswertung, die dann auch den Chor am Sendungstag betraf. 75 Minuten vor 10.00 Uhr war für ihn „Dienstbeginn“ mit einer Umgruppierung in 4 Reihen, da die Kamera mehr Bewegungsfreiheit benötigte, aber es wurde gemeistert, so dass alle den präzisen Einsätzen und Abschlüssen von Kantorin Schildmann folgen konnten.
Alle Wortbeiträge (einschließlich der Predigt von Landesbischof Friedrich Kramer) erinnerten noch einmal an das DENKjahr 2025 ausgehend von den Problemen vor 500 Jahren bis zu den heutigen, die Menschen belastenden Ereignissen: „Gewalt und Krieg greifen nach uns in diesen Tagen.
Wann ist es zu spät ein Problem zu lösen? Wann ist die Chance verpasst, dass einer aufhört, damit es aufhören kann? Daß es Frieden wird und nicht Krieg - über Frankenhausen und im Land; im Leben der Menschen und in der Welt.“ Ohne Zwischenfälle und „Hänger“ erlebten alle Anwesenden einen gelungenen Gottesdienst mit vielen Anregungen zum Nachdenken. Die Zeit wurde exakt eingehalten, selbst das Orgelnachspiel war fast bis zum Ende hörbar. In der Mediathek kann dieser Reformationsgottesdienst ein Jahr lang jederzeit abgerufen werden. Rückmeldungen kamen nicht nur aus der Region, sondern aus verschiedensten Orten Deutschlands, Europas und auch von Übersee. Alle vor Ort Beteiligten äußerten sich trotz der vielen ehrenamtlichen Einsätze begeistert - ein würdevoller und denkwürdiger Abschluß des DENKjahres 2025.
Wissenswertes: Das erste Lied „Morgenlicht“ ist ein besonderer „Mutmacher“:
„Der Blick geht nach vorne und alles scheint möglich, ein neuer Anfang und wir brechen auf. Das, was uns belastet und das, was wir lieben, lassen wir los und vertrauen darauf: Die Sonne geht auf, die Sonne geht unter. Das Morgenlicht leuchtet weiter in uns - bis ans Ende aller Tage, bis ans Ende dieser Welt.“
Und auch diese besondere Eintragungen im Gästebuch der Unterkirche spiegelt den Tag wieder:
| - | „Ankommen und zu Hause sein! Mit Freude, Offenheit, Großzügigkeit - mit Herz und Seele sind wir empfangen worden. Die Herzlichkeit hat uns Kraft und Energie gegeben. So waren wir nicht nur leiblich rund um versorgt, sondern werden gestärkt unsere weitere Arbeit gestalten können. Selten haben wir eine solche Gastfreundschaft erlebt. DANKE sagt das Team des MDR!“ |
| - | „Was für eine Gastfreundschaft, liebe Bad Frankenhäuser! Es war so schön, hier zu sein! Im Namen des ganzen MDR-Teams sage ich großen Dank! Das war wunderbar! Ein Reformationsgottesdienst für die ARD! Ein ziemlicher Ritt. Aber es hat alles bestens gewirkt, gerne wieder. |
| Ulrike Greim, Senderbeauftragte / Friedrich Kramer, Landesbischof | |
Peter Zimmer