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Amtsblatt der Kur- und Erholungsstadt Bad Frankenhausen
Ausgabe 8/2025
Aus Vereinen und Verbänden
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Aus Vereinen und Verbänden

Liebe Frankenhäuser, Anwohner der umliegenden Ortsteile, Touristen sowie Begeisterte von Musik- und Tanzabenden!

Ich bin Janine Thiem die Einrichtungsleitung der Novalis Diakonie Tagespflege „Barbarossagarten“. Seit einigen Monaten sind wir mit den Vorbereitungen für die 5-jährige Jubiläumsfeier unserer Tagespflege, welche am 06. September 2025 stattfinden wird, beschäftigt.

Vielen Menschen aus Bad Frankenhausen und den umliegenden Dörfern ist unsere Einrichtung noch aus früheren Zeiten unter dem Namen „Gaststätte Barbarossagarten“ oder aber auch als „Alter Schuppen“ bekannt. Doch was bedeutet denn eigentlich „Alter Schuppen“, welche Geschichten und Erinnerungen stecken dahinter?

Genau aus diesem Grund planten wir gemeinsam mit Frau Steinke, welche selbst in jüngeren Jahren gern den „Alten Schuppen“ besuchte, einen Themenvormittag für die Tagesgäste, um alte Erinnerungen wieder aufleben und die Geschichte des historischen Gebäudes im Rahmen unseres Jubiläums aufblühen zu lassen.

Der Barbarossagarten war früher der Treffpunkt für die Jugend und die Erwachsenen aus dem Umkreis. Die Räumlichkeiten luden zum gemütlichen Beisammensein, Feiern und zum Spaß haben ein und davon gab es, wie wir von den Tagesgästen und von Fr. Steinke erfahren durften jede Menge. Heute möchten wir unsere gesammelten Werke mit Ihnen teilen. Schwelgen Sie mit uns in Erinnerungen, vielleicht auch mit einem Lächeln im Gesicht.

Die Geschichte des Barbarossagartens reicht bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts zurück, wie ich im Frankenhäuser Stadtarchiv mit Hilfe von Dr. Hahnemann, herausfinden konnte. Betrieben wurde die Gaststätte „Barbarossagarten“ seit 1937 mit viel Herzblut von Familie Herwagen aus Bad Frankenhausen, wie wir erfahren durften. Die Lokalität hatte zumeist an allen Wochentagen geöffnet und wenn man zu Besuch kam „ging man immer zu Ruth an die Bar“.

Im Weiteren wurde sich an einen sehr beliebten Kellner erinnert, welcher viele Jahre in der Gaststätte tätig war. Eine Anekdote zu ihm haben wir auch von einem Tagesgast erhalten, welche wir gerne zitieren möchten. „Er hat immer viele Teller auf einer Hand balanciert und dann ist er sogar mal an einem Abend dabei ausgerutscht und gestürzt. Man wird es nicht glauben, aber alle Teller sind ganz geblieben.“

Eine Besonderheit des „Alten Schuppens“ war zum einen der eigene Kinosaal, wo unter anderem viele Märchen- und Indianerfilme z. B. mit Gojko Mitic oder Gérard Philipe abgespielt wurden. Unsere Tagesgäste schwärmten in unserer Runde, dass die Filme immer sehr schön waren. Besonders an die Filme „Der Untergang der Titanic“ von 1953 sowie „Heißer Sommer“ von 1968 mit Chris Doerk und Frank Schöbel wurde sich zurückerinnert. Des Weiteren trat das Nordhäuser Theater im Kinosaal ca. halbjährlich auf und auch der Komiker Eberhard Cohrs brachte bei einer Aufführung alle zum Lachen.

In der Gaststätte waren ein Tanzsaal und eine Bar integriert und die Räumlichkeiten wurden vielseitig z. B. für private Feierlichkeiten, Jugendweihen, Chorproben, Tanzstunden und andere Veranstaltungen genutzt. An ein besonderes Detail erinnerten sich schlichtweg alle bei unserem Gespräch, und zwar an die Fenster, welche sich nicht wie gewohnt zur Seite hin öffnen ließen, sondern wie bei den Amerikanern, zum Lüften, nach oben geschoben werden konnten. Auch eine gemütliche Terrasse mit Sitzgelegenheiten war außerdem vorhanden. Des Weiteren war auch das Essensangebot verlockend. Zitat eines Tagesgastes: „So gab es neben Bockwurst mit Brötchen auch für 2,75 Mark Schnitzel mit Mischgemüse, wahlweise mit Kartoffeln oder Bratkartoffeln...das muss man sich zur heutigen Zeit erstmal vorstellen für diesen Preis.“ Geschwärmt wurde auch von der roten oder grünen Barthelbrause, welche absolut köstlich war.

Auch im Tanzsaal war immer reichlich betrieb und die tollste Musik wurde gespielt. Die Tagesgäste erzählten unter anderem von ihren Lieblingsliedern wie „Tanze mit mir in den Morgen“ von Gerhard Wendland 1961 oder von „Schuld war nur der Bossa Nova“ von Manuela 1963 und fingen während unserer Runde plötzlich an kräftig zu singen und zu schunkeln. Im Anschluss erzählten Frau Steinke und die Tagesgäste noch, dass es in Bad Frankenhausen auch eine sehr beliebte Band gab, welche „die Peheiros“ hießen und sehr oft tolle Musik zu ihrem Besten gaben. Dies war vor ca. 60 Jahren und eine unserer Damen erzählte begeistert, dass die Band aus 6 bis 7 hübschen jungen Männern bestand.

Durch die vielen Angebote lockte der „Alte Schuppen“ viele verschiedene Menschengruppen zu sich und so manch einer lernte seine 1. Große Liebe kennen oder fand seinen künftigen Ehepartner. Auch Fr. Steinke verliebte sich im „Alten Schuppen“ in ihren Ehemann, was schon seit Jahrzehnten anhält und als sie uns davon erzählte schmunzelte sie doch glatt. Doch damit nicht genug, denn am Donnerstag und Freitag kamen grundsätzlich die Soldaten der Frankenhäuser Armee an die Bar, um die Woche bei einem Drink ausklingen zu lassen. Aber auch die Frankenhäuser Fußballmannschaften waren immer nach ihrem Training am Dienstag und Donnerstag sowie nach jedem Samstagsspiel vor Ort. Zu diesen Zeiten begehrten sie ein besonderes alkoholisches Getränk und zwar die „Prärieauster“ und auf die „Prärieauster“ kommen wir später noch einmal zurück. Für die Jugend wurde zum Sonntag immer eine Filmdisco um 15.00 Uhr angeboten. Ein Tagesgast erzählt dazu: „Zuerst lief immer ein Kurzfilm und dann startete die Disco nur für uns Jugendlichen. Es war eine tolle Zeit damals.“

Auch an der Bar gab es viele verlockende Angebote. Bei den Damen waren unter anderem die „grüne Wiese“, der „blaue Engel“ oder auch das „Pariser Nachtleben“ heiß begehrt. Pariser Nachtleben? Ja richtig gehört, es handelte sich ganz schlicht um Sekt mit frischen Früchten. Nun wollen wir nochmal näher auf die zuvor benannte „Prärieauster“ zu sprechen kommen, welche ja der Renner unter den Fußballern war. Die „Prärieauster“ bestand aus Weinbrand oder Vodka, hinzu kam ein Eidotter, welcher ganz bleiben musste. Anschließend kam noch ein Spritzer Öl nach Belieben sowie Paprikapulver, Salz und Pfeffer dazu. Es blieb wohl nicht nur bei einer „Prärieauster“, sondern es waren mehrere. In diesem Zusammenhang erzählten uns die Tagesgäste, dass nach dem ganzen alkoholischen Genuss, die doch recht angetrunkenen Gäste zur nahegelegenen Wassertreppe gelaufen sind, auf das Geländer geklettert seien und aus unerklärlichen Gründen herunter ins Wasser gestürzt seien. Gott sei Dank ohne schwerwiegende Verletzungen. Eine andere Dame betont mit einem Lachen: „Im Schuppen war immer viel los, das waren noch Zeiten... Nachts wurden die Betrunkenen alle vom „Sanker“ eingesammelt.“

Doch auch die schönsten Zeiten vergehen einmal und somit wurde der „Alte Schuppen“ 1997 zum Kurmittelhaus umfunktioniert und bis 2017 betrieben. Im August 2020 eröffneten wir von der Novalis Diakonie die Türen unserer Tagespflege „Barbarossagarten“ und bieten seither Platz zur Begegnung und Aktivierung für pflegebedürftige Menschen.

Wie bereits erwähnt feiern wir am 06. September 2025 unser 5. Jähriges Jubiläum und um die Geschichte des Barbarossagartens zu würdigen, möchten wir gemeinsam mit Ihnen allen feiern. Und aus diesem Grund soll unser Jubiläum ganz unter dem Motto „Barbarossagarten-Alter Schuppen-Tanz“ stehen.

An diesem Tag möchten wir mit Ihnen einen schwungvollen Tanzabend zu toller Schlagermusik von unserem eingeladenen DJ, leckere Köstlichkeiten sowie das gemütliche Beisammensein genießen. Tanzen ist übrigens keine Pflicht, Sie können gern die Musik auch einfach so genießen.

Auch unsere Tagesgäste haben uns fleißig bei den Vorbereitungen geholfen und wir bieten einen Verkaufsstand mit all unseren angefertigten Werken für Sie an.

Wenn Sie nun neugierig geworden sind, was aus dem „Alten Schuppen“ geworden ist, Sie Lust auf einen gemütlichen Abend haben und einfach mal die Seele baumeln lassen möchten, dann kommen Sie uns gern am 06.09.2025 von 17.00 bis ca. 21.00 Uhr besuchen und feiern Sie gemeinsam mit uns, unser Jubiläumsfest.

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie ein Teil unserer Novalis-Feier werden!

Karina Krausholz

Fördermittel-/Öffentlichkeitsbeauftragte

der Novalis Diakonie