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Bad Langensalzaer Heimatbote mit Amtsblatt
Ausgabe 5/2024
Öffentliche und sonstige Mitteilungen
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Öffentliche und sonstige Mitteilungen

Nachruf

Dr. Hans Berger 1935 - 2024

Mit tiefem Bedauern nehmen wir Abschied von Dr. Hans Berger, einem außergewöhnlichen Menschen, der nicht nur als Lehrer, sondern auch als leidenschaftlicher Musiker und engagiertes Mitglied im Kuratorium der Anni-Berger-Stiftung sowie zahlreicher kultureller Organisationen ehrenamtlich tätig war. Sein Lebensmotto kann man mit folgenden Zitat umschreiben: „Die Rose in ihrer Schönheit und Vergänglichkeit erinnert uns daran, dass das Leben kostbar und kurz ist. Nutze jeden Moment, wie die Rose ihre Blütezeit.“

Dr. Hans Berger wurde am 17.11.1935 im heutigen Usti Nad Labem/Tschechien als zweiter Sohn von Walter und Anni Berger geboren. Als er sechs Jahre alt war, übersiedelte die Familie nach Thüringen, dort übernahmen sie die Gärtnerei des Schwagers seiner Mutter in Ufhoven. Obwohl es eine schwierige Zeit war, fanden die Kinder in Tante Minka eine große Bereicherung, die ihr Interesse an der Natur weckte. Seine Mutter Anni förderte ihre Liebe zu den schönen Dingen des Lebens - Konzerte, Theaterbesuche und den Farbenglanz der Natur.

Obwohl sein heimlicher Berufswunsch, Dirigent eines großen Orchesters zu werden, führte sein Lebensweg ihn zum Studium der Pädagogik nach Erfurt. Seine erste Arbeitsstätte war eine Schule in Eisenberg. Dort lernte er auch seine erste Frau, Charlotte, kennen. Nach dem Umbau eines Gebäudes auf dem Grundstück der Eltern, kehrten sie 1960 nach Ufhoven zurück.

1963 war er, als leidenschaftlicher Violinspieler, einer der Gründungsmitglieder des „Kreislaienorchesters“, das sich zu einem Orchester in sinfonischer Besetzung entwickelte und über Jahrzehnte bis zur Auflösung1990 das kulturelle Leben in der Stadt und der Region prägte. Seine zweite Frau, Heidi, lernte er beim gemeinsamen Musizieren im Orchester kennen und lieben. Sie heirateten im Jahr 2000 und führten eine glückliche Ehe.

Seine Dissertation schrieb er 1983 und begann anschließend als Fachberater für das Unterrichtsfach Chemie im Kreis Bad Langensalza zu arbeiten.

Nach dem Ende seiner beruflichen Tätigkeit engagierte er sich auf vielfältige Weise für unsere Stadt. An historischen Gegebenheiten interessiert, entstand unter seiner Mitwirkung der Verein zur Förderung des Stadtmuseums, aus dem später der Heimat- und Geschichtsverein e.V. hervorging. Es wurden Vortragsreihen und Ausstellungen mitorganisiert. Die erste Ausstellung zur Rosenzucht in Bad Langensalza wurde im Stadtmuseum eröffnet und in diesem Zusammenhang auch der Kreuzgang für die Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.

Zum 200. Todestag von Johann Christian Wiegleb, - Chemiker und Pharmazeut - einer bedeutenden Persönlichkeit unserer Stadt, organisierte Dr. Hans Berger eine Ausstellung über dessen Leben und Werk mit. Auch das in diesem Zusammenhang durchgeführte zweitägige Symposium überzeugte unter seiner Mithilfe die Öffentlichkeit von der Bedeutung Wieglebs für die Entwicklung der Chemie. An der Einrichtung der ersten ständigen „Wiegleb - Ausstellung“, mit der Nachbildung seines Labors in den Räumen Lange Brüdergasse 54 stand er 2004 mit Rat und Tat zur Seite. So fuhr er zum Beispiel auch mit der Leiterin des Museums in Glasbläsereien, um Nachbildungen historischer Geräte ausfindig zu machen.

In einigen thematischen Aufsätzen zur Geschichte in unserer Stadt, aber auch verkleidet, als Apotheker und Chemiker Joh. Chr. Wiegleb während Stadtführungen, hat er sein Engagement für die Kultur seiner Heimat unter Beweis gestellt. In seinem Wirken und seiner Bereitschaft Wissen und Leidenschaft mit anderen zu teilen, wird seine Verehrung unserer Stadt widergespiegelt.

Aber nicht nur der Musik und historischen Ereignissen war er zugeneigt, sondern insbesondere auch der Rose, der Königin der Blumen. Diese Liebe zur Gärtnerei war ihm und seinem Bruder Hermann förmlich durch das Elternhaus in die Wiege gelegt. Seine Eltern und insbesondere seine Mutter, die einzig anerkannte deutsche Rosenzüchterin, waren Vorbild. Sein Bruder Hermann machte diese Begeisterung zur Pflanzenwelt zu seinem Beruf und führte erfolgreich das Werk seiner Mutter fort.

Die zahlreichen Schriften von Hans Berger zur Rosenzucht in Bad Langensalza zeugen von seinem umfangreichen Wissen und seiner Hingabe zu dieser edlen Blume. Sein Wirken hat mit dazu beigetragen, die Erkenntnisse über Bad Langensalzaer Rosen zu erweitern und zu bewahren.

Er pflegte intensive Kontakte zu Rosenzüchtern und deren Gärtnereien, zu Rosenstädten sowie Rosengemeinden im In- und Ausland. Daraus entwickelten sich langjährige Freundschaften, die er sehr geschätzt hat und auf die er stolz war. Die Zusammenarbeit im Freundeskreis der Rosenfreunde Bad Langensalza oder die Mitwirkung in der Deutschen Rosengesellschaft e.V. waren ihm sehr wichtig. Besonders die letzten Treffen in seinem Garten, dem mit viel Liebe angelegten Rosengarten seiner Eltern, waren für ihn auch eine Anerkennung seiner Leistungen. Die Zusammenkünfte der Rosenfreunde, das letzte bei Familie Schilling, oder die Treffen mit Hermann Oehring und seiner Frau aus Suhl, Jens Zappe aus Dresden oder Thomas Marschall aus Berlin stehen dafür. Die Verbindung mit Theo Keller in Österreich und Johanes Kalbus aus Altendorf waren für ihn sehr wichtig. Mit dem Engagement von Dr. Hans Berger konnten viele namhafte Rosenfreunde zu Referenten der Wissenschaftlichen Symposien gewonnen werden, wie Frau Dr, Hanny Tantau und Prof. Dr. Hans-Peter Mühlbach, Frau Eilieke Vemmer und Frau Hella Brumme, sowie Werner Ruf aus Steinfurth. Im vergangenen Jahr hat Lutz Hecker aus Sachsen Anhalt, noch besondere Hagebutten aus seinem Rosengarten bekommen.

Besonders hervorgehoben werden muss seine Initiative zur Anlage des „Rosengartens“ in unserer Stadt. Eine scheinbar namenlose Rose auf der ersten Bundesgartenschau in den neuen Bundesländern 1995 im brandenburgischen Cottbus, war Anlass für ihn, das Gespräch mit dem damaligen Bürgermeister Bernhard Schönau zu suchen. Die Rose ohne Namen war eine Züchtung, die sein Vater einem sehr guten Freund und Wissenschaftler gewidmet hatte. Es war die Sorte `Professor Knöll`.

Dr. Berger bat darum die Bedeutung von Bad Langensalza, als eines der größten Rosenanbaugebiete der DDR, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Heute zieht dieser wunderschöne Garten in seiner Vielfalt jährlich viele Besucher und Kenner der Rosen an. Er war stolz darauf.

Als die Stadt 2007 sich mit dem Gedanken trug, für zahlreiche Aufgaben eine Stiftung, die auch die Pflege der Rosentradition einschloss, zu gründen, gab er seine Zustimmung dieser Stiftung den Namen seiner Mutter zu verleihen. Im Oktober 2008 waren alle Genehmigungen vorhanden und ab diesem Zeitpunkt arbeitete er aktiv im Kuratorium mit. Er bereicherte mit seinem Handeln maßgeblich die Aufgaben der Stiftung. Sind es die Wissenschaftlichen Symposien, der „Rosengarten der Kinder“ oder auch die Gestaltung des Kinderumzuges zum diesjährigen Brunnenfest - alles trägt seine Handschrift mit.

Für seine unermüdliche Unterstützung und als Ideengeber möchten wir ihm aufrichtig danken. Für sein besonderes bürgerschaftliches Engagement wurde er 20.04.2011 mit der „Silbernen Ehrenrose“ durch den Stadtrat der Stadt Bad Langensalza gewürdigt. Die Ehrenplakette der Stiftung, für besonderes Wirken für die Stiftung wurde ihm 2023 zu teil.

Dr. Hans Berger wird nicht nur als Lehrer und Musiker in Erinnerung bleiben, sondern auch als ein Mann, der die Welt der Rosen bewahrt und bereichert hat. Durch sein Engagement hat er viele Herzen berührt. Sein Vermächtnis wird in den Blüten der Rosen weiterleben, die er so sehr geliebt und geschätzt hat, sowie in den Herzen derjenigen, die das Glück hatten, ihn zu kennen.

Er verstarb nach langer schwerer Krankheit am 14.04.2024.

In stiller Trauer

Matthias Reinz

Bürgermeister der Stadt Bad Langensalza

Vors. d. Kuratoriums

Anni-Berger-Stiftung

Marie-Luise Steube

Vors. d. Vorstandes

Anni-Berger-Stiftung

Dr. Kirstin Kley

Leiterin des Freundeskreises

der Rosenfreunde Bad Langensalza