Revierförster und Bürgermeister waren im Sommer mit den Mitgliedern des Klimaausschusses und den Ortsvorstehern im Gemeindewald unterwegs und haben sich die Schäden angeschaut.
Revierförster Ralf Schmitt und Bürgermeister Joshua Pawlak bei der Anpflanzung der ersten Bäume im Frühjahr im Wald bei Oberesch
Auch der SR interessierte sich für das Projekt der Gemeinde.
Die trockenen Sommermonate haben in den vergangenen Jahren auch den Wald stark in Anspruch genommen. Der Borkenkäfer konnte sich gut vermehren, das Eschetriebsterben schreitete voran und auch an den Buchen gab es Trockenschäden zu beobachten.
Im vergangenen Jahr hat sich die Gemeinde Rehlingen-Siersburg dazu entscheiden ein Pilotprojekt zu starten. Seit 40 Jahren betreibt die Gemeinde eine naturnahe Waldwirtschaft. Darunter versteht man eine Forstwirtschaft, die die Lebensgrundlagen kommender Generationen nicht gefährdet. Mit der Natur zusammen zu arbeiten und nicht gegen sie und das im ökologischen, wie auch im ökonomischen Sinn. Bäume werden über Jahre nur punktuell zum Verkauf gefällt und schaffen dabei neues Licht, um neue Triebe wachsen zu lassen. Totholz wird liegen gelassen, um Nährstoffe für die kommenden Generationen zu schaffen. Forstwirtschaft ist ein Mehrgenerationenprojekt. Wo noch vor einigen Jahren Nadelholz stand, findet man heute nur noch kahle Lichtungen. Die Forschung streitet darüber, ob sich unsere Bäume den sich wandelenden Bedingungen in den kommenden Jahren anpassen werden oder ob neue Baumarten angesiedelt werden müssen, um den Wald zu retten. Bäume werden in Zukunft in erster Linie weniger Wasser zur Verfügung haben und dies vor allem innerhalb immer länger werdenden Trockenperioden. Der Klimawandel zieht sein Tempo an und deshalb probiert die Gemeinde Rehlingen-Siersburg innerhalb des Pilotprojektes aus, wie sich verschiedene Bäume in den Breitengraden und der hiesigen Bodenbeschaffenheit zurechtfinden.
600 kleine Bäumchen hat Rehlingen-Siersburg auf rund 1000 qm in diesem Jahr gepflanzt, darunter unter anderem den Tulpenbaum. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals bei den SaarLandFrauen aus Hemmersdorf und Niedaltdorf bedanken, mit deren Spende von 500 Euro Setzlinge gekauft werden konnten.
Der Tulpenbaum gehört in die Familie der Magnoliengewächse und ist heute vom östlichen bis zentralen Nordamerika verbreitet. Wieso gerade den Tulpenbaum? Der Tulpenbaum war vor der letzten Eiszeit in unseren Breitengraden beheimatet und die Gemeinde hofft, dass er sich in dem Boden und den Temperaturen heutzutage wieder zurechtfinden wird. Es wird jedoch 50 bis 100 Jahre dauern bis die Bäume groß sind. Wie schon gesagt, ein Mehrgenerationenprojekt bei dem einfach irgendwann die Weichen gestellt werden müssen, aber an dem noch die nächsten 3 Generationen Forstwirtschaft beteiligt sein werden. Neben dem Tulpenbaum wurde auch die Zeder und die Esskastanie gepflanzt. Die Gemeinde hat sich für Baumarten entschieden, die auch in Südeuropa und Amerika als trockenresistent gelten und den Wandel hinsichtlich dessen mitmachen könnten.
Der Muschelkalkboden auf dem Nordgau trocknet in Trockenzeiten schneller ab als andere Böden. Dies kann ein ausschlaggebender Punkt bei der Neuansiedlung sein. Bäume, die seit Jahrzehnten gewachsen sind finden selbst in tieferen Erdschichten kein Wasser mehr. Die Schäden, die jetzt in den Wäldern zu sehen sind, sind das Resultat der Trockenphasen aus den letzten Jahren. Die Auswirkungen aus dem Sommer 2022 werden sich erst in den folgenden Jahren bemerkbar machen. Daher ist das Ziel an einem anderen Standort eine weitere Versuchsfläche anzulegen, um zu schauen, wie sich Bäume, die von WissenschaftlerInnen als mögliche Alternativen in den Raum gestellt werden, bei unterschiedlichen einheimischen Böden in der Praxis verhalten und wachsen.