Kürzlich besuchte eine Gruppe von annähernd 20 Personen, organisiert vom Aktionsbündnis für Erinnerungsarbeit (Bündnis für Toleranz und Menschlichkeit), das wenig bekannte Kriegsgefangenenlager ‘Ban-Saint-Jean’ bei Boulay. In diesem Lager waren in den Jahren von 1941 bis 1944 durch das nationalsozialistische Regime mehr als 300.00 sowjetische, dabei überwiegend ukrainische Kriegsgefangene interniert worden.
Am ehemaligen Bahnhof von Boulay wurden die Teilnehmer von Monsieur Gabriel Becker empfangen, Sekretär der Association Franco-Ukrainienne, die die Erinnerung an diesen Ort des Grauens wach hält. Als fachkundiger Kenner schilderte er ausführlich die Geschichte des Ortes mit eindrucksvollen Worten.
An diesem Bahnhof kamen auch die gefangenen Soldaten aus Osteuropa nach tagelanger Fahrt, eingesperrt in Viehwagen und ohne Nahrung oder Wasser in erbarmungswürdigem Zustand an. Schon auf den Transporten starben mehr als 2000 von ihnen, verhungert oder verdurstet. Ihre Leichen wurden auf einem nahegelegenen, entweihten jüdischen Friedhof verscharrt.
Wer körperlich noch in der Lage war, musste sich auf einen fünf km langen Marsch in das Stammlager Ban-Saint-Jean bei dem Ort Denting machen. Von dort wurden die arbeitsfähigen Männer als Zwangsarbeiter in saarländischen und lothringischen Stahlwerken sowie in Steinkohlegruben des Warndts eingesetzt. Wer als Knecht in einem der Bauernhöfe der Umgebung eingesetzt wurde, hatte Glück, denn dort gab es wenigstens ausreichend zu essen.
Aufgrund der miserablen Lebens- und Arbeitsbedingungen starben täglich etwa 150 Menschen. Nach Kriegsende wurden in Massengräbern innerhalb des Lagers Überreste von mehr als 22.000 an Unterernährung und Seuchen Verstorbenen gefunden.
Zur Erinnerung an die meist unbekannten Opfer wurde 2014 ein Denkmal aus dem gelben Stein von Jaumont errichtet. Vom Parkplatz aus erreicht man diese Stele über einen Weg, an dessen Rand auf Tafeln mit alten Fotos und Dokumenten die Geschichte des Lagers in mehreren Sprachen dokumentiert wird. Im Hintergrund ragen die Ruinen der ehemaligen Kasernen über die Baumwipfel.
Am Ende der Exkursion legten die Teilnehmer/innen weiße Rosen an der Erinnerungsstätte (Foto 1) ab.
Am Schluss bedankte sich Dr. Werner Klemm bei Monsieur Gabriel Becker und überreichte ihm einen Spendenbetrag zur Förderung der Vereinigung zur Bewahrung des Gedenkortes ‘Ban-Saint-Jean’ (Foto 2).
Ein eindrucksvoller Tag, der in Erinnerung bleibt!
Das Aktionsbündnis bedankt sich bei Dr. Werner Klemm für die perfekte Organisation dieser Fahrt.