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Amtsblatt der Landgemeinde und erfüllenden Gemeinde Stadt Bad Sulza
Ausgabe 10/2025
Öffentliche Bekanntmachungen und amtliche Mitteilungen
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Landgemeinde Stadt Bad Sulza

„Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt,

lass uns Dir zum Guten dienen, Deutschland einig Vaterland.“

Das war einst der Text der Nationalhymne der DDR.

Johannes R. Becher hat sie geschrieben.

Er war Dichter und ehemaliger Minister für Kultur in der damaligen DDR.

War es seine Absicht, dass sich seine Botschaft irgendwann verwirklichen soll?

Das wissen wir nicht.

Was wir aber wissen ist, dass im Sommer 1989 die Menschen aus der DDR über Ungarn und Prag flohen und in dem folgenden stürmischen Herbst die Menschen auf den Straßen demonstrierten.

Seit 1961 existierte längs durch Deutschland eine Mauer, welche nicht nur 2 deutsche Staaten existieren ließ.

Vielmehr trennte sie auch Wohnorte, Familien, Freunde.

Es war den Menschen in der damaligen DDR erst ab dem 65. Lebensjahr möglich, Reise in die damalige Bundesrepublik durchzuführen.

Die Menschen hatten es satt und forderten neben der Reisefreiheit, freie Wahlen, Redefreiheit und keine Bespitzelung durch das Ministerium für Staatssicherheit.

Am 9. November 1989, durch einen Versprecher in der Pressekonferenz des damaligen Mitglieds des Politbüros des ZK der SED, Günter Schaboswki, wurden binnen weniger Stunden die Grenzübergänge geöffnet.

Plötzlich war es möglich, über Grenzübergänge in die Bundesrepublik zu fahren.

Diese friedliche Revolution ist wohl einmalig in der deutschen Geschichte.

Was folgten waren die freien und geheimen Wahlen am 18. März 1990 und am 3. Oktober 1990 wurde die Einheit Deutschlands mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland politisch vollendet.

Sehr geehrte Einwohnerinnen und Einwohner von Bad Camberg und seinen Ortsteilen,

lieber Ehrenbürger Heinz Schaus,

werte Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung Bad Camberg,

sehr geehrter Herr Kurdirektor Michael Sinn,

liebe Freundinnen und Freunde aus Bad Camberg,

werter Herr Landtagsabgeordneter,

verehrte Gäste,

stellvertretend für unsere kleine Vertretung aus Bad Sulza bestehend aus der ehrenamtlichen Beigeordneten Frau Karina Baumann und weiteren Vertreten der Fraktionen von Freien Wählern Herrn Kay Kirsche und Frau, SPD und Die Partei die Linke im Stadtrat von Bad Sulza Frau Dr. Elke Martina Jung sowie unserer neuen Kurparkrangerin, Frau Karoline Enders,

möchte ich Ihnen sehr geehrter Herr Amtskollege Rühl, Ihnen Frau Stadtverordnetenvorsteherin Reusch-Demel, dem 1. Stadtrat von Bad Camberg Herrn Peter Bernbach

sowie allen politischen Vertreterinnen und Vertretern,

herzlich für die Einladung zur heutigen Festveranstaltung aus Anlass des Tages der Deutschen Einheit hier in der schönen Kurstadt Bad Camberg danken.

Ich freue mich sehr, heute als Bürgermeister der Landgemeinde Stadt Bad Sulza an dieser Festveranstaltung in unserer geschätzten Partnerstadt Bad Camberg teilnehmen und auch sprechen zu dürfen.

Es ist mir eine große Ehre und ein besonderes Vergnügen, hier vor Ihnen stehen zu dürfen.

Heute gedenken wir eines Tages, der vor 35 Jahren ein neues Kapitel in der deutschen Geschichte aufschlug.

Ein Tag, der viele Hoffnungen barg und den Mut vieler Menschen zum Vorschein brachte.

Ein Tag, der uns zeigte: Einheit ist möglich - durch Wandel, durch Mut, durch gemeinsame Gestaltung.

Dieses Jahr steht der Tag der Deutschen Einheit unter dem Motto

„Zukunft durch Wandel“.

Dieses Motto lädt uns ein, nicht nur zurückzublicken, sondern uns die Frage zu stellen:

Wie wollen wir diese Zukunft gestalten?

Wie gehen wir mit Wandel um - und wie nutzen wir ihn als Chance?

Am 3. Oktober 1990 kam es zur Wiedervereinigung.

Die deutsche Teilung, jahrzehntelang sicht- und spürbar, wurde überwunden - rechtlich, politisch und in vieler Hinsicht auch seelisch.

Viele von uns haben diese Zeit bewusst erlebt.

Die Veränderung war tiefgreifend: Menschen wurden frei in ihrer Wahl - wie, wo und womit sie leben und arbeiten wollten.

Die alten Mauern waren gefallen, und nicht nur die Grenze zwischen Ost und West, sondern auch Grenzen im Denken und Fühlen mussten neu gezogen und manchmal überwunden werden.

Doch Wandel heißt auch Loslassen.

Alte Sicherheiten, alte Gewohnheiten - manches musste sich verändern, manches musste neu gedacht werden.

Und viele haben diesen Prozess als Chance erlebt, manche als Herausforderung.

Nicht jede Brücke war leicht zu schlagen, nicht jede Lücke sofort zu überbrücken.

Heute, 35 Jahre danach, stehen wir vor neuen Anforderungen: Globaler Wandel, technologischer Fortschritt, Klimawandel, demografische Veränderungen, Diversität in unserer Gesellschaft, Digitalisierung - all das prägt unseren Alltag.

Deutschland und Europa befinden sich im Umbruch.

Das Motto „Zukunft durch Wandel“ erinnert uns daran, dass Wandel nicht auf uns zukommt wie eine Naturgewalt, sondern dass wir ihn mitgestalten können und müssen.

In diesem Zusammenhang ist Einheit mehr als nur ein historischer Begriff. Einheit heißt auch heute:

1.

Zusammenhalt, nicht nur zwischen Regionen, sondern auch zwischen Generationen und Lebenswirklichkeiten.

2.

Solidarität - mit denen, die in den letzten Jahrzehnten in den neuen Bundesländern viel aufzuholen hatten, aber auch mit denen, die sich heute mit neuen Unsicherheiten konfrontiert sehen.

3.

Verantwortung - für Natur und Klima, für demokratische Werte, für Offenheit gegenüber Menschen anderer Herkunft und unsere demokratische Grundordnung.

Eine große und bedeutende Rolle spielt hier unsere Städtepartnerschaft, welche mit einem Freundschaftsvertrag 1991 besiegelt und im Jahr 2024 in einem Partnerschaftsvertag - zwischen Bad Sulza und Bad Camberg erneuert und somit auch erweitert wurde.

Es war der Bad Camberger Heinz Schaus (SPD), heutiger Ehrenbürger Bad Cambergs und Träger der Bad Sulzaer Ehrenmedaille, der am 18. Januar 1990 mit dem Bad Sulzaer Bürgermeister Johanes Hertwig und dessen Beigeordneten Herrn Hubert Seidel (beide in der CDU) sprach, um eine Art Kooperation zwischen der Kurstadt Bad Camberg (Hessen) und der ostdeutschen Stadt Bad Sulza (Thüringen) zu sprechen.

Bereits am 19. Januar 1990 wurde dies in Bad Camberg mit dem Bad Camberger Bürgermeister Herrn Enzmann von der (CDU) und der Stadtverordnetenvorsteherin Frau Marianne Adam (SPD) besprochen.

Auch Herr Gerhardt Reitz (SPD), damaliger 1. Stadtrat unterstützte von Anfang an die Gründung einer Partnerschaft mit der thüringischen Stadt.

Dies wurde über Parteigrenzen hinweg beschlossen.

1 Jahr später wurde am 9. Januar 1991 der FREUNDSCHAFTSVERTRAG zwischen Bad Camberg (Herrn Enzmann und Frau Adam) sowie von Seiten Bad Sulzas (Herrn Hertwig und Herrn Seidel unterzeichnet.

Noch heute hängen die Erinnerungsbilder in unserem Beratungsraum.

Mit der Unterzeichnung des PARTNERSCHAFTSVERTRAGES 2024 zur feierlichen Stadtratssitzung in Bad Sulza sind nun auch geschichtliche Zeugnisse mit den Unterschriften von Herrn Rühl und Frau Reusch-Demel sowie Frau Baumann und mir zusehen.

Aus diesem Grund ist es mir eine Freude, im Anschluss an diese Festrede Herrn Bürgermeister Rühl und dem Ehrenbürger Herrn Schaus jeweils 2 Zeitungen von 2024 zu übergeben.

Als Bürgermeister von Bad Sulza empfinde ich die Städtepartnerschaft mit Bad Camberg als lebendiges Beispiel dafür, wie Einheit und Wandel im Kleinen gelingen können.

Städtepartnerschaften sind Brücken - Brücken der Begegnung, des Austauschs, des gemeinsamen Gestaltens.

Wir haben über die Jahre gemeinsam Projekte durchgeführt, gemeinsame Feste gefeiert, uns in persönlichen Begegnungen besser kennengelernt.

Unsere Feuerwehren oder auch der Thüringer Weinbauverein Bad Sulza e.V. leben diese Partnerschaft.

Gern erinnere ich mich gern an die gemeinsame Stadtratssitzung 2024, in welcher die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages realisiert wurde.

Auch die Einweihung des Bad Camberger Platze, als einem Ort der Zusammenkunft war uns ein Höhepunkt am Nachmittag des 3. Oktober 2024.

Wir sind aber lange noch nicht am Ende dieser gemeinsamen Begegnungen.

Gerade das vergangene Jahr hat uns gezeigt, wie schnell es vergeht.

Aus diesem Grund müssen wir uns neu begreifen.

Wir müssen diese Partnerschaft weiter und intensiver leben, denn diese Partnerschaft lebt vom Engagement vieler:

von Vereinen, Schulen, Bürgerinnen und Bürgern.

Und sie zeigt: Einheit ist kein abstrakter Begriff, Einheit lebt im Miteinander - im Respekt, in der gegenseitigen Unterstützung.

Das MUSS unser Ziel sein, dies zu vertiefen.

Die Begegnung auf bürgerschaftlicher Ebene, wie es Frau Carmen Milbrodt immer sagt. Recht hat sie.

Gerade in schwierigen Zeiten, wenn Wandel Unsicherheit bringt, sind diese lokalen Bande besonders wertvoll.

Sie stützen, inspirieren und erinnern uns daran: Wir sind nicht allein.

Liebe Freundinnen und Freunde,

liebe Bürgerinnen und Bürger von Bad Camberg und Bad Sulza,

lassen Sie uns heute nicht nur feiern, sondern auch nachdenken: Wie wollen wir unsere Zukunft gestalten?

Wie können wir den Wandel nutzen, damit er zu mehr Gerechtigkeit, mehr Teilhabe, mehr Zusammenhalt führt?

Jeder von uns kann einen Beitrag leisten - in seiner Nachbarschaft, in Vereinen, in der Stadtgesellschaft.

Mein herzlicher Dank geht an alle, die diese Partnerschaft lebendig halten - an die engagierten Bürgerinnen und Bürger, an die Vereine, Schulen, an diejenigen, die Veranstaltungen organisieren, und besonders an Sie, liebe Gäste aus Bad Camberg, für Ihre Gastfreundschaft und Ihre Offenheit.

35 Jahre Deutsche Einheit - das sind 35 Jahre Veränderung, Erneuerung, Gemeinschaft.

Ohne diese deutsche Einheit hätten wir auch keine Deutsche Weinprinzessin 2025/26 Ema Meinhardt aus Bad Sulza!

Mit dem Motto „Zukunft durch Wandel“ heißt es heute: nicht stehenbleiben.

Veränderung fordert uns heraus - aber sie birgt Hoffnung. Hoffen wir darauf, dass wir gemeinsam weiter wachsen - in Respekt, in Freiheit und in Solidarität.

Ich wünsche uns allen eine würdige, inspirierende und hoffnungsvolle Feier des Tages der Deutschen Einheit!

In diesem Sinne möchte ich der Stadt Bad Camberg einen Kuchen mit Äpfeln vom Apfelbaum überreichen, welcher am 11.11.2017 vor der Bad Sulzaer Touristinfo gepflanzt wurde und am Mittwochabend gebacken wurde.

Weiterhin möchte ich dem Ehrenbürger von Bad Camberg mit diesem kleinen Präsent nachträglich herzlich zum 80. Geburtstag gratulieren.

Im Namen der Stadt Bad Sulza darf ich Allen danken, die bisher diesen gemeinsamen Weg zwischen Bad Camberg und Bad Sulza gegangen sind, ihn aktuell gemeinsam mit uns gehen und ihn dann auch zukünftig weiter gehen werden.

Antoine de Saint-Exupery sagte einmal:

„Nur wer neue Wege geht, hinterlässt Spuren, anstatt Staub!“

In diesem Sinne wünsche ich unserer Städtepartnerschaft eine erfolgreiche Zukunft in FRIEDEN, in FREUNDSCHAFT und in gegenseitigem Respekt.

Vielen Dank.

Dirk Schütze

Bürgermeister