„Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise……“ dann wird der Satz vom Jubel der wartenden Flüchtlinge unterbrochen
Mit diesem wohl berühmtesten Halbsatz unserer deutschen Geschichte vom damaligen Bundesaußenminister, Herrn Hans-Dietrich Genscher, welchen er vom Balkon der Prager Botschaft am 30. September 1989 zu den DDR Flüchtlingen sprach, möchte ich Sie zur Festsitzung des Stadtrates der Stadt Bad Sulza aus Anlass des 34. Jahrestages der Deutschen Einheit am heutigen 3. Oktober 2024 begrüßen.
Als Bürgermeister der Stadt Bad Sulza freue mich sehr, dass Sie Alle am heutigen Morgen hier in den Ratssaal des Rathauses gekommen sind.
Sehr geehrte Mitglieder des Stadtrates,
sehr geehrte Ortschaftsbürgermeisterinnen und Ortschaftsbürgermeister,
liebe Einwohnerinnen und Einwohner,
werte Gäste und werte Pressevertreter,
Besonders freue ich mich auf unsere Ehrengäste.
Herzlich willkommen:
Herrn Bürgermeister Daniel Rühl sowie
Frau Stadtverordnetenvorsteherin Frau Andrea Reusch - Demel,
Herrn Landtagsabgeordneter Andreas Hofmeister sowie weitere Vertreter aus Bad Camberg,
Frau Melanie Kornhaas Geschäftsführerin der Kurgesellschaft Bad Sulza,
Frau Karina Baumann ehrenamtliche Beigeordnete der Stadt Bad Sulza.
Ein weiteres herzliches Willkommen:
Herrn Johannes Hertwig Bürgermeister Bad Sulza a.D. und Bad Sulzaer Ehrenbürger,
Herrn Ehrenstadtrat und Träger der Ehrenmedaille der Stadt Bad Sulza Dr. Gerd Starrach
werte Anwesende aus Politik, Wirtschaft und der Gesellschaft,
wir feiern heute den Tag der Deutschen Einheit, einen Tag, der für Freiheit, Demokratie und Zusammenhalt steht.
Seit über drei Jahrzehnten sind wir wieder ein vereintes Land, und dieses Wunder, diese Errungenschaft, ist für uns alle Grund zur Freude und Dankbarkeit.
Doch wenn wir auf das Jahr 2024 blicken, sehen wir, dass unsere Einheit auch in diesen Tagen keine Selbstverständlichkeit ist.
Gerade hier in Thüringen, in unserer Heimat, erleben wir bewegte Zeiten.
Die politische Landschaft ist im Umbruch, und die Debatten um die Regierungsbildung und die Zusammenarbeit der Parteien haben viele von uns verunsichert.
Manch einer fragt sich:
Was hält unser Land, was hält unsere Demokratie wirklich zusammen?
Diese Unsicherheit spüren wir auch hier in Bad Sulza und in den umliegenden Dörfern.
Die Entscheidungen, die in Erfurt oder in Berlin getroffen werden, haben direkten Einfluss auf unser tägliches Leben.
Aber gerade in Zeiten der politischen Spannungen dürfen wir nicht vergessen, was uns eint:
unser gemeinsames Streben nach Wohlstand, Sicherheit und einem guten Leben für unsere Familien.
Die deutsche Einheit war ein historisches Ereignis, das nur durch den Mut und das Vertrauen der Menschen möglich wurde.
Die Menschen in der ehemaligen DDR, darunter viele von Ihnen, haben auf friedliche Weise gegen Unrecht und für Freiheit gekämpft.
Sie haben damit nicht nur ein Regime überwunden, sondern die Zukunft unseres Landes maßgeblich mitgestaltet.
Dieser Mut und diese Zuversicht sind heute genauso wichtig wie damals.
Wir müssen uns erinnern, dass Demokratie bedeutet, sich einzubringen und Kompromisse zu finden, auch wenn es schwierig ist.
Es ist normal, dass wir unterschiedliche Meinungen haben.
Doch es ist unsere Pflicht, in diesen Unterschieden nicht den Anlass zur Spaltung zu sehen, sondern die Chance, unser Miteinander zu verbessern.
In Thüringen, in Deutschland, gibt es derzeit viele Debatten über den richtigen Weg.
Die politische Situation fordert uns alle heraus.
Aber lassen Sie mich eines klar sagen:
Es ist an uns, den Dialog zu suchen, die Werte der Demokratie hochzuhalten und dafür zu sorgen, dass auch zukünftige Generationen in Freiheit leben können.
Hier in Bad Sulza, in unserer schönen Landgemeinde, haben wir immer wieder gezeigt, was wir gemeinsam erreichen können, wenn wir zusammenhalten.
Unsere Region lebt von Gemeinschaft, von dem Vertrauen der Nachbarn zueinander, und davon, dass wir alle Verantwortung übernehmen.
Ob im Verein, im Ehrenamt oder im täglichen Miteinander - das ist der wahre Kern unserer Gesellschaft, und darauf können wir stolz sein.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
werte Anwesende und Gäste,
der Tag der Deutschen Einheit erinnert uns daran, dass Freiheit und Demokratie nicht einfach gegeben sind - sie müssen immer wieder neu erkämpft und verteidigt werden.
Wenn heute Menschen ihre Meinung offen sagen, wird dies nicht verboten.
NEIN!
Niemand wird deswegen eingesperrt, gegängelt oder in seiner Entwicklung gehemmt.
Niemand muss Repressalien erwarten.
Das war es, warum sich die Menschen im Sommer 1989 auf den Weg machten, ihre Heimat zu verlassen.
Schlangen von PKWs in Ungarn
Flüchtlinge in der deutschen Botschaft in Prag.
Warten auf die Freiheit.
Der Weg in die damalige Bundesrepublik.
Dieser Moment kann und wird von vielen Historikern als der Beginn des Einsturzes des Eisernen Vorhangs beschrieben werden, welcher ein ganzes System zum Erliegen brachte.
Mit dem 9. November 1989, dem Versprecher des Politbüros Mitglied Günther Schabowskis, folgte die Öffnung der Grenzen in die Bundesrepublik für jeden DDR Bürger.
Mit der ersten freien und geheimen Wahl im Frühjahr 1990 wurde das Ende der DDR eingeleitet und am 3. Oktober 1990 erfolgte die DEUTSCHE EINHEIT.
Was wollten diese Menschen.
Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Reisefreiheit und keine Bespitzlung mehr.
Es liegt in unserer Hand, diese Errungenschaften zu bewahren und weiterzuführen.
Lassen Sie uns an diesem Tag innehalten und stolz auf das sein, was wir gemeinsam erreicht haben.
Diese Wiedervereinigung hat Menschen, wie Heinz Schaus aus Bad Camberg bewegt, mit Bad Sulza in Gespräche zu treten und am Ende folgte zwischen der Stadt Bad Camberg und der Stadt Bad Sulza ein Vertag.
Dieser Freundschaftsvertrag wird in der heutigen Sitzung auf eine neue Stufe gehoben und wird eine enge Bindung in einem Partnerschaftsvertag eingehen.
Wir nutzen diese Festsitzung zum Tag der DEUTSCHEN EINHEIT auch,
Menschen, die sich um das Allgemeinwohl in der Stadt Bad Sulza sowohl politisch, als auch gesellschaftlich verdient gemacht haben, auszuzeichnen.
Lassen Sie uns gleichzeitig den Blick nach vorne richten und uns darauf besinnen, wie wir unsere Einheit in Vielfalt leben und gestalten wollen.
So werden heute Nachmittag die Vertreter Bad Cambergs und Bad Sulzas GEMEINSAM den sanierten Bad Camberger Platz in unserer Ortschaft Bad Sulza offiziell mit den Menschen feierlich freigeben.
Die Zukunft Thüringens, die Zukunft Bad Sulzas, die Zukunft unseres Landes - sie liegt in unseren Händen. Lasst uns sie mit Mut, Offenheit und Zusammenhalt gestalten!
Die Zukunft hat viele Namen:
Für Schwache ist sie das Unerreichbare,
für die Furchtsamen das Unbekannte,
für die Mutigen die Chance“ — (Victor Hugo)
Vielen Dank.
Dirk Schütze
Bürgermeister