... heißt es in einem bekannten Kinderlied. Zu Pfingsten gehen hier in Münchengosserstädt gleich mehrere Butzemänner ihrer Arbeit nach - jedes Jahr in anderer Kostümierung. Sie wollen nicht erkannt werden bei ihrer schweißtreibenden Tätigkeit, denn sie vollziehen so den Akt der Aufnahme Heranwachsender im Konfirmations- bzw. Jugendweihealter und neu zugezogener Bürger in den Kreis der Münchengosserstädter. Die vollzogene "Rasur" ist ein wichtiges Ereignis: "Ja, auch ich wurde rasiert" - das zählt schon was und zeugt auch vom Respekt der Gemeinschaft für den Einzelnen. Die Rasur, einbettet in den Sonntagskindertanz, ist der Höhepunkt des dreitägigen Pfingstfestes und für die Akteure und die Kandidaten gewiss kein Spaziergang. Sie werden "spontan eingefangen" - keiner weiß wer wann dran ist - und setzen dem einen (angemessenen) Widerstand entgegen. So werden sie auf einem Stuhl gefesselt und nach ordentlichem Einseifen/Schminken mit einem altehrwürdigen überdimensionierten Holz-Rasiermesser letztlich rasiert. Mit einem Tusch durch den Burschenkellner und dem Hochheben in die Meie gilt die Rasur als beendet - die Zuschauer spenden Applaus. Die so frisch Rasierten gehen danach in der Regel Duschen und wechseln die Kleider - der neue Lebensabschnitt beginnt nun symbolisch.
Dieser Brauch erscheint schon brachial. Er wird aber mit Respekt vollzogen - Verletzungen sind eher selten. Die Achtung vor diesem Akt soll auch so aufrechterhalten werden und so für die Nachfolgenden bleiben. In der Dornburger Mundart stellen die Butzemänner unter anderem Vogelscheuchen dar - das gruselige Aussehen passt schon irgendwie, so wie wir es am Pfingstsonntag wieder erleben konnten. 2025 gestalteten sich die Männer aber etwas freundlicher und in "bunt" siehe Bild hier - es wurden 6 Personen verletzungsfrei rasiert.
Das Pfingstfest mit dem Pfingstgottesdienst, dem Gedenken an die Weltkriegsopfer, dem Fußballturnier, dem Kindertanz und dem Montags-Ständchen ist DAS Fest des Dorfes, in dem die Familien wieder überregional zusammenkommen, gemeinsam feiern und sich jeder für jeden interessiert, hat schon eine lange Tradition. Es wird vom Kultur- und Heimatverein ausrichtet. Das Alter dieser speziellen Tradition selbst ist bisher noch unbekannt. Der Vorgängerverein wurde als "Burschenverein" um 1909 gegründet (Fahnenweihe 1909) - 1910 sind bereits in der Pfingstgesellschaft Frauen mit dabei, unüblich zu dieser Zeit. Die Originalfahne wurde in den Kriegswirren versteckt, leider 1950 zu Pfingsten vorgezeigt und daraufhin von der Staatsmacht eingezogen. Weg war sie! Auch aktuelle Nachfragen konnten den Verbleib nicht klären.
Vermutlich wurden schon damals das Rasieren zu Pfingsten praktiziert. Die Väter und Mütter erzähl(t)en ihren Kindern davon "damals, ja da war was los - alle machten mit". Dank unseres Heimatvereins - nun mit neuer Fahne - soll es so auch zukünftig bleiben. Die Butzemänner und die Rasur sind überregional bekannt und auch einmalig. Man konnte Eindrücke über Artikel in der Thüringer Allgemeinen gewinnen, sie beim Germanenwettkampf in Oberreissen oder beim Faschingsumzug sehen. Verstecken müssen sie sich wahrlich nicht - ebenso wie auch das kulturelle Leben im Ort vor und nach Pfingsten umfangreich ist. Neben dem Heimatverein organisieren die Kirchgemeinde und der Feuerwehrverein spannende Veranstaltungen, zudem auch das Straßenkegeln, das Maibaumsetzen und diverse Rock- und Klassikkonzerte in der Kirche gehören. Im August gibt es wieder eine Operngala junger Weltklasse-Künstler im Kirchgarten - absolut ein Höhepunkt im Jahresablauf! Hinweise werden rechtzeitig veröffentlicht. Gefeiert wird in romantisch/historischer Kulisse im Kirchgarten, in der Kirche und im Pfarrgarten am ehemaligen Pfarrhaus mit der Gedenkstätte für Ernst und Friedrich Förster - und sonstwo rundum.
Edgar Mitzenheim, ehemaliger Pfarrer, beschrieb dies schon im Münchengosserstädter Heimatlied:
| 1. | Im Thüringer Land ein Dörflein liegt, | am oberen Hang sanft hingeschmiegt, |
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| hoch über der Saale vielbogigem Bett. | Das Dörflein heißt Münchengosserstädt. |
| ... 8 | Und wenn im wonnigen Monat Mai | die Frühjahrssaatzeit ist vorbei |
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| und auf dem Dorfplatz der Tanzplan steht, | dann ist es am schönsten in Gosserstädt. |
| 9. | Die Linden stehen in voller Blust; | darunter herrscht eitel Freude und Lust, |
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| wenn alles in schwingendem Tanz sich dreht | zu Pfingsten in Münchengosserstädt.... |
Peter Mader, Ortschronik