Vor etwa 700 Jahren wohnten auf der Tretenburg Raubritter. Sie waren Wegelagerer und Strauchdiebe, die die reisenden Kaufleute überfielen und ihnen ihre Ware abnahmen. Die Kaufleute selbst schleppten sie mit auf ihre Burg, ließen sie im finstern Burgverließ schmachten und gaben sie nur gegen ein hohes Lösegeld wieder frei. Niemand wehrte ihnen, da kein Kaiser im Lande war. Darum wurden die Schnapphähne mit der Zeit so reich, daß sie sogar, wenn sie beim Becher saßen, mit goldenen Kugeln spielen konnten.
Endlich aber wählten die Deutschen doch wieder einen König. Der wollte Ordnung schaffen im Lande. Darum ließ er die Raubnester zerstören und die Raubritter am Galgen aufhängen. Auch die Tretenburg und zwei Burgen in Tennstedt wurden damals zerstört.
Viele Jahre danach kam einmal ein Schäfer aus Herbsleben auf den Hügel. Da fand er durch einen Zufall zwei goldene Kugeln, mit denen einst die Ritter gespielt hatten. Er lief nach Hause und erzählte es den Herbslebern. Die freuten sich und meinten, der Fund müsse ihnen zufallen, weil doch der Schäfer aus ihrem Wohnorte sei. Als aber die Gebeseer von der Geschichte hörten, sagten sie, ihnen gehöre das Gold; denn der Hügel liege in ihrer Flur. Es entspann sich ein heftiger Streit, aber schließlich einigten sich beide Gemeinden dahin, die goldenen Kugeln zu verkaufen und den Erlös zu gleichen Teilen unter sich zu teilen.
So geschah es denn auch. Mit dem Gelde aber, das daraus erlöst wurde, bezahlten alsdann beide Gemeinden die großen Steinplatten, mit denen ihre Friedhöfe heute noch eingefriedet sind. Von der alten Ritterburg auf dem Tretenburghügel ist zu unserer Zeit nichts mehr zu sehen. Aber manchmal geht es dort oben nicht ganz mit rechten Dingen zu. Jeden Sonntag mittag, wenn es 12 Uhr schlägt, wandeln suchend zwei Prinzessinnen umher, und von Zeit zu Zeit erscheint in hellen Mondscheinnächten ein Burgfräulein, das Schlüsselkäthchen, welches ein schweres Bund goldener Schlüssel trägt.
Im Mittelalter flüchteten einmal zwei Mönche, um der Strafe für eine böse Tat zu entgehen, aus ihrem Kloster und wohnten auf einem Berge an der Geramündung in einer armseligen Hütte. Weil sie alle beide Nikolaus hießen, nannte das Volk den Berg, wo ihre Klause stand. „Nikolausberg“ oder „Klausberg“. Hier büßten die Einsiedler ihre Sünden durch Fasten und Beten. Ein Herr von Hausen, der zu Großballhausen auf dem roten Hofe saß, vermachte ihnen Land, das in der Ballhäuser und Schwerdtedter Flur lag und nun den Namen „Nikolausfeld“ oder „Mönchsfeld“ erhielt. Für diesen Wohltäter beteten fortan die Klausner täglich. Wenige Minuten von ihrer Klause entfernt lag eine schreckliche Burg, allgemein „die braune Burg“ genannt. Hier hauste der Ritter Willibald von Gebesee, der Schrecken der Umgebung. Als er einmal die Untertanen des weithin gefürchteten Schwarzburger Grafen ausgeraubt und gedrangsalt hatte, nahm dieser – er hieß Günther der Schwarze – furchtbare Rache. Innerhalb von drei Wochen zerstörte er die Burg des Ritters, so daß auch nicht ein Stein auf dem andern blieb. Der Ritter selbst war geflüchtet. Sein Geld aber hatte er den Mönchen in der nahen Klause überlassen, welche mit Genehmigung des Landgrafen von Thüringen ein Kloster erbauten, das sie „Katharinenkloster“ nannten.
Lange Jahre ist dieses Kloster von Mönchen bewohnt gewesen. Als dann aber der Bauernkrieg aufloderte, wurde es von den aufgeregten Bauern aller seiner Schätze beraubt und niedergebrannt.
Ende Auszug
Elke Kühne
Ortschronist Ballhausen