Unter dem Motto "Meeresschutz beginnt in unseren Bächen" führte der VSR-Gewässerschutz im November 2024 eine Messfahrt im Unstrut-Hainich-Kreis durch. Die Gewässerexperten stellten dabei in den meisten Bächen eine alarmierend hohe Stickstoffbelastung fest, die über die großen Flüsse in die Nordsee gelangt und dort die Artenvielfalt gefährdet.
Die Nordsee leidet unter einer zu hohen Stickstoffkonzentration. Diese hohen Werte sind besorgniserregend, da sie zu Sauerstoffmangel führen können, was das Überleben vieler aquatischer Organismen gefährdet. Eine entscheidende Ursache für diese Belastung sind die Flüsse, die mit erhöhten Stickstoffwerten in die Nordsee münden. Um diesem bedenklichen Trend entgegenzuwirken, wurde in der Oberflächengewässerverordnung ein Zielwert von 2,8 mg/l Gesamtstickstoff festgelegt. Leider wird dieses Ziel bisher nicht eingehalten.
Harald Gülzow, der die Messfahrt leitete, erklärt: „Jeder noch so kleine belastete Bach trägt dazu bei, dass die in die Nordsee mündenden Flüsse zu hohe Stickstoffkonzentrationen aufweisen. Wir wollten herausfinden, welche Bäche im Unstrut-Hainich-Kreis zur Stickstoffbelastung beitragen. Die Ergebnisse sind ernüchternd.“ Besonders betroffen sind Bäche, die stark von intensiver Landwirtschaft beeinflusst werden. Harald Gülzow stellte im Welsbach in Kleinwelsbach eine Stickstoffkonzentration von 15,1 Milligramm pro Liter (mg/l), im Felchtaer Bach in Mühlhausen einen Wert von 8,2 mg/l und in der Luhne in Anrode einen Wert von 7,3 mg/l fest. Zudem wurde in der Notter in Heilinger Höhen eine Konzentration von 5,3 mg/l gemessen und im Orlbach in Schönstedt betrug der Wert 4,4 mg/l.
Harald Gülzow hat sich während der Messfahrt ebenfalls mit den Auswirkungen des Abwassers zweier kommunaler Kläranlagen auf die Verschmutzung des Baches auseinandergesetzt. Zu diesem Zweck wurde die Unstrut sowohl oberhalb als auch unterhalb der Kläranlage des Abwasserzweckverbandes „Mittlere Unstrut“ in Bad Langensalza analysiert. Erfreulicherweise konnte festgestellt werden, dass die Gesamtstickstoffbelastung in der Unstrut von 5,8 mg/l auf 5,5 mg/l durch das Kläranlagenwasser abgesenkt wurde. In ähnlicher Weise wurde der Schambach sowohl oberhalb als auch unterhalb der Kläranlage Bad Tennstedt untersucht. Auch hier reduzierte sich die Gesamtstickstoffbelastung des Schambach von 5,1 mg/l vor der Einleitung auf 5,0 mg/l nach der Einleitung.
Während zur Bewertung der Gewässerqualität Zielwerte für die Stickstoffkonzentration vorgegeben werden, wird im Grundwasser lediglich die Nitratkonzentration betrachtet. Das Nitrat stellt den größten Anteil am Gesamtstickstoffgehalt in den Gewässern dar und ist somit das größte Problem im Unstrut-Hainich-Kreis. „Laut Umweltbundesamt stammen über die Hälfte der Nitrate in unseren Fließgewässern aus dem Grundwasser,“ erläutert Harald Gülzow. Messungen vom VSR-Gewässerschutz zeigen im Unstrut-Hainich-Kreis eine sehr hohe Nitratbelastung im Grundwasser in Gebieten mit intensiver Landwirtschaft. „Bislang konnten wir keine signifikante Verbesserung der Belastung feststellen,“ stellt Gülzow fest. Durch weitere Brunnenwasseruntersuchungen in diesem Jahr möchte der Verein überprüfen, ob sich durch die umgesetzten Düngemaßnahmen inzwischen positive Entwicklungen zeigen. Die bisherige umfassende Auswertung der Nitratergebnisse haben die Gewässerexperten auf der Homepage mit Diagrammen veranschaulicht dargestellt. Hier erfahren auch alle Interessierten wann das Labormobil im Unstrut-Hainich-Kreis in diesem Jahr hält:vsr-gewaesserschutz.de/regionales/thueringen/unstrut-hainich- kreis/nitrat
Über den VSR-Gewässerschutz
Die Nitratbelastung im Grundwasser wird häufig nur unter dem Aspekt der
Trinkwasserqualität betrachtet. Hier möchte der VSR-Gewässerschutz mit seinen Messfahrten ein Bewusstsein schaffen und aufzeigen, wie wichtig die Verringerung der Nitratbelastung im Grundwasser für die Artenvielfalt ist. Während der VSR- Gewässerschutz selbst Bäche beproben kann, ist die gemeinnützige Organisation bei den Grundwasserproben auf die Unterstützung von Brunnenbesitzern angewiesen.
Geldern, im März 2025
Harald Gülzow
Pressesprecher
Der direkte Kontakt: 0170 3856076