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Amtliches Mitteilungsblatt - Amtsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Bad Tennstedt
Ausgabe 9/2023
Gemeindenachrichten aus Ballhausen
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Heimatsagen aus Ballhausen

Die Bilder wurden im Herbst 2022 aufgenommen.

Ballhausen hat früher zum Kreis Weißensee in Thüringen gehört.

Es existiert ein Heft mit Heimatsagen aus dem Jahr 1930, die von Paul Rödiger geschrieben wurden und vom Druck und Verlag Karl Naumburg Kindelbrück gedruckt wurde. Die Sagen sind ein Stück Heimatgut, die auch die Einwohner von Ballhausen kennen sollten..

Auszug aus dem Buch

„Ein Sträußlein Heimatsagen aus dem Kreise Weißensee i. Th.“

Das Grundsloch bei Kleinballhausen

Gleich hinter dem Dorfe Kleinballhausen liegt ein Erlenwäldchen, die „Erl“ genannt, und in diesem Wäldchen befindet sich ein kleines Quellbecken, das den Namen „Grundsloch“ führt.

Allgemein verlautet es unter den Einwohnern des Dorfes, daß dieses Wasserloch nicht nur sehr tief sei, sondern überhaupt keinen Grund habe. Die Alten hätten einmal vor vielen, vielen Jahren einen blaugestrichenen Pfahl hineingeworfen, der sei langsam untergegangen und verschwunden, nach einiger Zeit aber auf dem großen See bei Weißensee wieder zum Vorschein gekommen.

Wie man zu erzählen weiß, stand ursprünglich an der Stelle, wo jetzt die Quelle ist, ein schönes Häuschen, in welchem ein Förster mit seiner Familie wohnte. Das Häuschen, durch ein schmuckes Vorgärtchen geziert, sah wohl freundlich und nett aus, aber der Förster, der darin lebte, war ein hartherziger Mensch, der es mit den Leuten des Dorfes gar nicht gut meinte. Wenn er alte Frauen beim Holzlesen traf, jagte er sie davon, und Hunde, die ihm in den Weg liefen, knallte er unbarmherzig nieder.

Da geschah es eines Abends, daß in der Erl der Erdboden erbebte und das Häuschen mit allen seinen Bewohnern in die Tiefe sank. So entstand ein tiefes Loch, das von Stund an mit Wasser gefüllt war. Vom Häuschen aber hat kein Mensch jemals wieder etwas gesehen, und man sagte hinfort allgemein, den hartherzigen Jägersmann habe der Erdboden verschlungen. Viele Jahre danach soll alsdann bei Nacht und Nebel eine schöne Kutsche in das Grundsloch gefahren sein. Sie kam auf dem äußeren Wege von Gebesee herüber und wollte nach Tennstedt, verlor jedoch den rechten Weg, gelangte zu weit nach rechts und verschwand in dem grundlosen Loche. Am anderen Morgen sah man wohl auf dem Wasserspiegel noch eine Kutschermütze und eine Peitsche, aber die Insassen sind in der Tiefe verschwunden geblieben bis auf den heutigen Tag.

Das Grundsloch (grundloses Loch) existiert heute noch im Park in Kleinballhausen.

Die „Ede“

In der Gegend, wo heute die Dörfer Kleinballhausen, Großballhausen und Schwerstedt liegen, erblickt unser Auge überall fruchtbare Felder, auf denen das Brot für die Menschen wächst. Das war in alter Zeit nicht so. Da breitete sich hier ein dürres, unfruchtbares Land aus, das von keinem Flüßchen und keinem Bächlein bewässert und darum auch weder bebaut noch bewohnt war. Da geschah es, daß ein Mönch sich erbot, das Gebiet in ein fruchtbares Land, ja in einen „Garten Eden“ umzuwandeln.

Er leitete die Darre in Tennstedt, die bis dahin in den Klunkerbach floß, in hözernem Rinnig über diesen Bach, grub ihrem weiteren Laufe ein frisches Bett und bewässerte so das öde Land. Das auf diese Weise entstandene Flüßchen erhielt, bei der Ankündigung des Mönches entsprechend, den Namen „Ede“.

Bald kamen auch Bauern herbei, siedelten sich hier an und bebauten die Felder. So entstanden die drei Dörfer Kleinballhausen, Großballhausen und Schwerstedt mit ihren ertragreichen Feldfluren.

Als dann vor etwa hundert Jahren nicht weit von Kleinballhausen an dem ebenfalls von Tennstedt kommenden Schambache eine Mühle gebaut wurde, nannte man sie, dieweil am Garten Eden doch auch ein Paradies gehöre, die „Paradiesmühle“.

Ende Auszug.

Das Heft ist seit vielen Jahren im Besitz meiner Familie. Alle Bemühungen das Heft noch einmal irgendwo zu erwerben waren erfolglos.

Elke Kühne

Gemeinderatsmitglied und Ortschronistin Ballhausen