Das Projekt „Herda blüht auf, summt und brummt“, bei dem in die Jahre gekommene ehemals grüne Flächen in Herda neu und insektenfreundlich gestaltet werden, ist auf der Zielgeraden.
Im letzten Jahr wurde die Projektidee im Rahmen des Landesförderwettbewerbs „Mehr Natur in Dorf und Stadt“ des Thüringer Umweltministeriums, als eines von 21 in Thüringen, für die Umsetzung ausgewählt.
Hier ein Rückblick was in den letzten Monaten passiert ist. Nach dem Rückbau des Altbestandes wurden zum Beginn des Frühjahrs 2023 die Flächen um die Einheitslinde und die Bushaltestelle „Herda Mitte“ aufgearbeitet. Hierbei musste der Boden, der aufgrund der vorherigen Baustellen teils enorm verdichteten und mit Bauschutt belasteten war, mit Maschinen aufgearbeitet und mit technischen Erden und Sanden aufgelockert werden. Dies war nötig um eine verbesserte Bodenqualität zu erreichen und um große Wassermengen bei Starkregenereignissen besser aufnehmen und speichern zu können. Da das Wurzelwerk der Linde sehr nah an der Oberfläche und teils frei lag, musste die Fläche und der geplante Wegebau um den Baum noch zusätzlich angehoben werden, was Mehrkosten an Material und Arbeitszeit erforderte. Aber auch die Witterung mit starkem Regen im Frühjahr und die gestiegenen Energiekosten stellten das Projektteam vor Herausforderungen in der zeitlichen und finanziellen Planung. Dank dem Beitrag von Anwohnern durch ihren ehrenamtlichen Einsatz, die Bereitstellung von Technik und kleine Sachspenden, konnte hier der Mehraufwand teils kompensiert werden. Ein Dank geht auch an die Agrargenossenschaft für ihre technische Unterstützung und die Bereitstellung einer neuen Wegeborde, welche die Fläche optisch aufwertet und die noch verwendbaren Steine vor der Entsorgung bewahrte.
Im Frühjahr 2023 fanden zwei kleine Vorbereitungseinsätze mit großen Materialbewegungen für die am 22. April und 06. Mai durchgeführten großen Arbeitseinsätze und Pflanzaktionen statt. Hierbei wurden mit tatkräftigem Engagement, Musik und guter Laune, zahlreiche Pflanzen um die Linde und Bushaltestelle sowie entlang der Gehwege in die Erde gebracht:
| - | 7 Bäume (Wild-Birne, Traubenkirsche, Apfel- und Birnenbaum), |
| - | über 100 Hainbuchenheckenstecklinge, |
| - | ca. 25 Sträucher (u.a. Beerenobst, Felsenbirne, Kornelkirsche, Pfaffenhütchen, Hortensie, Rosen, Schneeball) |
| - | über 1000 Pflanzen (Stauden, Gräser, Kräuter) |
Ein großer Dank geht natürlich an die vielen helfenden Hände aus Herda, Hausbreitenbach und von der Herdaer Kirmesgesellschaft sowie an den Heimatverein, der mit Getränken und Bratwürsten versorgte, und an alle fleißigen Brote-Schmiererinnen, Kuchenbäckerinnen und Grillmeister. So konnten sich alle Aktiven stärken und der Tag fand nachmittags einen geselligen Ausklang an einer langen Tafel mit Sonnenschein. Ein besonders großes Dankeschön möchten wir auch unseren tatkräftigen, Jüngsten wie auch lebenserfahrenen Helfer jenseits des 70. Lebensjahrs zukommen lassen, welche es sich nicht nehmen ließen mit Hacke, Schaufel und wertvollen Ratschlägen, wie früher beim Subbotnik, ihren Beitrag bei der Umsetzung der Pflanzaktionen zu leisten.
Die meisten Pflanzen haben dann bereits im ersten Sommer schon ihre Farben gezeigt, woran sich viele Insekten als auch das Auge der Anwohnerschaft und Vorbeifahren/-gehenden erfreut haben. Aber auch trockenverträgliche Gewächse haben es im Jungpflanzenstadium nicht immer leicht, so dass einigen die extremen und langhaltenden Hitze- und Trockenperioden im Frühjahr und Sommer zugesetzt haben. Mit Wassersäcken für die Bäume und zusätzlicher Bewässerung durch die Anwohnerschaft haben es aber die meisten Pflanzen geschafft, wenn teils mit leichten Hitzeschäden. So zeigten bereits im Juni einige Hecken und Sträucher braun verbrannte Blätter, welches laut Aussage eines Experten des Thüringer Forsts Verbrennungen Folgen der Klimaveränderungen und der immer noch zu hohen Ozonwerte sind.
Auch wenn der Sommer eine Pause für Pflanzarbeiten war, wurde aber weiter auf den Flächen ehrenamtlich gearbeitet, u.a.:
| - | zusätzliche Anpassung und Anhebung der Wegeführung und Anlegen eines Rondells um die Linde zum Schutz des teils freiliegenden Lindenwurzelwerks |
| - | Anlegen der zusätzlichen Wegeborten und Rasenkarten (um die Wiederverwendung der alten DDR-Borde zu vermeiden) |
| - | Kalken der Bäume für den Witterungsschutz |
| - | Anlegen einer Kräuterecke auf Seiten der Alten Straße |
| - | Ausbringen von Rindenmulch um die Gehölze herum zur Beikräuterunterdrückung |
| - | Freihalten der zukünftigen Rasenfläche von Beikräutern für die Aussaat im Herbst |
| - | Anlegen einer Sandariumsfläche für im Sand wohnende Insekten |
| - | Kleine Pflegeeinsätzen mit Anwohnern (Jäten, etc.) |
| - | Anlegen einer weiteren Fläche für eine Sitzgelegenheit am Fußweg in der Alten Straße (auf Nachfrage und Bitte der älteren Anwohner) |
Die unbeabsichtigte Rapsaussaat durch die Erntefahrzeuge der Agrargenossenschaft haben zwar auch noch etwas Zeit zum Jäten gefordert, aber gleichzeitig auch die Kleintierbesitzer in der Nachbarschaft gefreut.
Nach der ersten Blüte und mit der nun beginnenden kühleren Jahreszeit stehen noch Pflanz- und Pflegemaßnahmen und kleine bauliche Arbeiten an, um das Projekt fertigzustellen, u.a.:
| - | Aussäen eines Kräuter- und Klimarasens mit gebietsheimischem Saatgut, der trockenverträglich und insektenfreundlich ist, wenig Schnitt bedarf und dadurch im Sommer keiner gelben Steppenlandschaft ähneln sollte |
| - | Entfernen von Beikräutern / Jäten |
| - | Neu-, Nach- und Umpflanzung von Stauden und Gehölzen am Weißen Stein, an der Linde und Bushaltestelle |
| - | Ausbringen des mineralischen Mulchs zur Beikrautunterdrückung und Unterstützung der Wasserspeicherfähigkeit |
| - | zusätzliches Anlegen einer Abgrenzung und Höhenanpassung zwischen Rasenflächen und Lindenrondell (Natursteinmauer bevorzugt, die gleichzeitig als Sitzgelegenheit fungiert, ist aber nicht Bestandteil der Förderung und die Finanzierung noch offen) |
| - | Beräumung der von der Stadt bereitgestellten Lagerfläche in Zusammenarbeit mit dem Bauhof |
| - | Aufstellen von Sitzgelegenheiten (mit Unterstützung des Heimatvereins) |
| - | Anbringen von Insektennistmöglichkeiten (Aufstellen von Robinienhölzern geplant) |
Natürlich ist es spannend zu hören und zu sehen, wie das Projekt ankommt und auf jeden Einzelnen wirkt, und welche Fragen es aufwirft. Die Eindrücke reichen von interessant, sehr schön, lebendig, etwas zu wild, besser als vorher, bis hin zu nicht strukturiert, nicht ordentlich genug und wie soll denn das im Winter aussehen. Ebenso stellen sich konkrete Fragen, wie die nun verwendeten Pflanzen mit den sich veränderten klimatischen Verhältnissen klarkommen und wie aufwendig die Pflege der Flächen ist. Denn gerade auf dem Dorf wissen viele nur allzu gut wie anspruchsvoll die Bewirtschaftung des eigenen Gartens oder einer landwirtschaftlichen Fläche ist. Auch für uns als Initiatoren und Organisatoren standen vorab diese Fragen im Raum. Und so begaben wir uns auf die Suche nach Kommunen in unserer Region (Bad Salzungen, Ruhla) als auch außerhalb (Bad Saulgau) die bereits positiven Erfahrungen mit einer nachhaltigen Flächengestaltung haben, von denen wir profitieren können.
Und wir können einige besorgte Gemüter beruhigen. Auch wenn es, wie alle schönen Dinge im Leben, Zeit, Geduld und Geld kostet, lässt sich die nachhaltige Gestaltung kommunaler Flächen gut umsetzen und benötigt nicht viel mehr Pflegeaufwand und Kosten als andere. Und die Entlohnung bekommt man über das ganze Jahr bei jeder Vorbeifahrt oder einem entspannten Sonntagsspaziergang.
Daher können der Austausch und die Beratung mit anderen erfahren Kommunalverwaltungen und Bauhöfen sehr hilfreich sein, um solche Flächen beständig und nachhaltig über viele Jahre zu erhalten. Was wir auf jeden Fall von anderen Kommunen und auch unserem Vorhaben lernen können ist, dass solche Projekte am besten gelingen, wenn es die Bereitschaft gibt, Neues anzugehen und dies in einer Zusammenarbeit und gemeinsamen Verantwortung zwischen Kommune und ehrenamtlichem Engagement der Anwohner erfolgt.
Getreu dem Motto " Machen ist wie wollen nur krasser" freuen wir uns daher weiterhin über helfende Hände, Unterstützung mit Materialien, Gerät oder kleineren Spenden. Darauf ist das Dorfgemeinschaftsprojekt angewiesen und diese sind jederzeit herzlich willkommen. Unterstützer und Interessierte melden die sich bitte gerne bei Andreas Jonik (0176-45885308). Gerne stehen wir auch bei Fragen zur Ausführung und Gestaltung des Projekts zur Verfügung.