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Amtsblatt der Stadt Werra-Suhl-Tal
Ausgabe 11/2024
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Neues Buch vom Autor Reiner Guth

Im Jahr 1525 wird in Thüringen, insbesondere in der Werraregien, das 500-jährige Jubiläum des Bauernkrieges mit vielen Veranstaltungen und Ausstellungen gewürdigt. Das Buch mit dem Titel „Die Geschichte des Werrahaufens im deutschen Bauernkrieg 1525“ darf, trotz vieler weiterer Veröffentlichungen über den Bauernkrieg, als die erste Veröffentlichung in Buchform gesehen werden, die die Geschichte des Werrahaufens von seiner Entstehung bei Vacha im April 1525 bis zu seinem tragischen Ende im Mai 1525 bei Bad Frankenhausen schildert. Der Werrahaufen ist ein bedeutender und auch historisch interessanter Teil unserer näheren Heimat gesehen werden.

In Völkershausen bei Vacha befanden sich im April 1525 die Bauern des Ortes mit ihrem Junker Hans von Völkershausen im Streit, da dieser sich hartnäckig weigerte, einen evangelisch-lutherischen Pfarrer einzusetzen. Es kam zu ersten gewaltsamen Angriffen gegen die Burg des Adligen. Auf den Werrawiesen bei Vacha versammeln sich in wenigen Tagen etwa 6 Tausend Bauern, um ihre Sympathie mit den Einwohnern des Ortes zu bekunden und um ihnen eventuell mit Waffengewalt beizustehen. Die Bauern strömten in großer Zahl aus mehreren Ämtern nach Vacha; sogar aus Eisenach sollen etwa 500 Aufständische gekommen sein. Es sind die Tage, in denen sich der Werrahaufen gebildet hat.

Der ehemalige Landsknecht Hans Sippel aus Vacha wurde zum obersten Feldhauptmann gewählt. In kürzester Zeit wurde in Anlehnung an die Organisationsstruktur eines Landsknechthaufens der Haufen aufgestellt. Er bestand aus Fähnlein mit jeweils etwa 500 Mann und Rotten, die 15-20 Bauern stark waren. Ein solches Fähnlein wurde von einem Hauptmann geführt; der Rotte stand ein Rottmeister vor. Ein Kriegs- bzw. Bauernrat wurde gewählt und eine Kriegsordnung aufgestellt; Disziplin und Ordnung wurden konsequent durchgesetzt, wofür ein Profoß mit seinen Unteroffizieren verantwortlich war. Auf den durch den Haufen genutzten Lagerplätzen wurden sogar jeweils ein Galgen aufgestellt. Weitere Funktionen im Haufen wurden durch freie Wahl besetzt. Einer dieser Trabanten soll Jakob Töpfer aus Berka gewesen sein. Trabanten hatten den persönlichen Schutz des obersten Feldhauptmanns zu garantieren der das Privileg besaß, als Einziger im Haufen auf einem Pferd reiten zu dürfen.

Weitere Bauern wurden durch freie Wahl in zu besetzende Funktionen gewählt, wie die beiden Stellvertreter von Sippel, Leutinger genannt, den Weibel, den Geschützmeister, den Brandmeister, den Beutemeister, den Wagenburgmeister und den Trommlern und Pfeiffern. Letztere führten den Tross auf seinem Marsch an. Die Fahne des Werrahaufens wurde dem Haufen vorangetragen. Die Fahne des Werrahaufens bestand aus schwarzem Tuch, auf dem die 5 Zeichen der Bauern aufgestickt waren. Sie symbolisierten ihre wichtigsten Forderungen: das Kreuz stand für die freie Pfarrerwahl, Hirsch und Vogel sollten die Forderung nach freier Jagdgerechtigkeit dokumentieren, Bäume sollten die freie Nutzung des Gemeindewaldes und ein Fisch den Anspruch auf freien Fischfang ausdrücken.

Nachdem der Streit mit dem Junker von Völkershausen mit Hilfe der Stadträte von Vacha befriedet war, wurde entschieden, dass der Haufen entlang der Werra nach Meiningen zieht; dort befand sich die Stammburg des bedeutendsten Fürsten in Franken und Südthüringen, Graf Wilhelm von Henneberg. Dieser sollte gezwungen werden, die in einem aus 12 Artikeln bestehenden Bauernprogramm aufgestellten Forderung anzuerkennen. Auch war reiche Beute zu erwarten. Über Stadtlengsfeld, Amt Breydenbach mit Berka/Werra, Salzungen, Breitungen und Schmalkalden ging es bis Meiningen. Auf dem Weg dorthin wurden viele Burgern, Schlösser, Gutshöfe und Klöster geplündert, zerstört und auch angezündet.

Vor Meiningen angekommen, hatte bereits ein großer Bauernhaufen aus Franken die Stadt besetzt und verweigerte dem Werrahaufen den Zugang zur Stadt. Deshalb beschlossen die Bauernführer des inzwischen auf mehr als 10 Tausend Aufständische angewachsenen Werrahaufens wieder nach Norden zu ziehen. (Erfurt als die damals größte Stadt in Mitteldeutschland zählte zu dieser Zeit gleichfalls etwa 10 Tausend Einwohner, die Freie Reichsstadt Mühlhausen zählte 7,5 Tausend und Eisenach 3-4 Tausend Einwohner.)

Der radikalere Teil der Aufständischen, vor allem Sippel, beschloss, nach Mühlhausen zu Müntzer zu ziehen, um den Kampf gegen die Obrigkeit unter seiner Führung fortzusetzen. Der größere Teil der Bauern begab sich in ihre Heimatorte, um die Felder zu bestellen. Über Eisenach und Mühlhausen führte der Marsch weiter nach Frankenhausen, wo es zur Entscheidungsschlacht gegen die drei Fürstenheere kam, die mit einer blutigen Niederlage des Bauernheeres endete. Auf dem Markt in Eisenach wurden fünf Bauerführer des Werrahaufen hingerichtet. Der Schultheiß der Stadt hatte sie mit einer List in die Stadt gelockt. Unter den Hingerichteten befanden sich auch Sippel und Töpfer. Mehr als 6 Tausend Bauern des Thüringer Haufens wurden auf dem Schlachtberg bei Frankenhausen getötet. Es folgte eine Zeit der Verfolgung und Bestrafung der Teilnehmer an der Schlacht, die dem Schlachtfeld entfliehen konnten. Müntzer wurde gefangen genommen und bei Mühlhausen hingerichtet.

Das Buch ermöglicht einen Einblick in das Leben der Landbevölkerung vor 500 Jahren. Es beschreibt die Ansichten und Standpunkte der beiden damals ärgsten Widersacher Martin Luther und Thomas Müntzer.

Die im Buch enthaltenen Fotos und Abbildungen bieten die Möglichkeit und könnten für Leserinnen und Leser Anregung sein, einige dieser Orte selbst zu besichtigen. Sie erinnern an das für die Thüringer Geschichte und vor allem für die Werraregion bedeutende historische Ereignis vor 500 Jahren.