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Amtsblatt der Stadt Werra-Suhl-Tal
Ausgabe 9/2025
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Dankmarshausen

Ausgleichsmaßnahme für Haldenerweiterung im Rhäden umgesetzt

Die Natur schert sich nicht um (menschengemachte) Landesgrenzen. Der Suhlbach etwa ist ein Grenzbach und verläuft mal in Thüringen und mal in Hessen im heutigen „Grünen Band“ (siehe Infokasten unten).

Im Rahmen einer Ausgleichsmaßnahme für die Haldenerweiterung Hattorf hat das Werk Werra der K+S Minerals and Agriculture GmbH gemeinsam mit einer Vielzahl an Partnern aus beiden Bundesländern eben diesem Suhlbach eine naturgemäße Neugestaltung des Bachverlaufes inklusive einiger kleiner Tümpel verpasst und damit für eine erhebliche ökologische Aufwertung des Baches gesorgt.

Zwölf Jahre nachdem die ersten Planungen gestartet sind, wurde die Maßnahme aus fünf Modulen trotz der einen oder anderen Widrigkeit, die sich bei der Umsetzung ergab, erfolgreich beendet.

Philippsthal/Wildeck/Werra-Suhl-Tal. Wäre der Suhlbach ein Mensch, könnte man ihn guten Gewissens als „Wossi“ bezeichnen. Wossi ist eine Wortkreuzung aus Wessi und Ossi und steht für jemanden, der sowohl in den alten wie in den neuen Bundesländern gelebt hat und sich mit beiden Seiten identifiziert.

Nun ja, die Vergangenheitsform „gelebt hat“ trifft es nicht ganz, denn der Suhlbach „lebt“ ja immer noch hüben wie drüben. Und das mit der Hilfe des Werkes Werra wohl besser denn je. Denn in den vergangenen zwölf Jahren wurde sein „Heim“ im Naturschutzgebiet Rhäden (siehe Infokosten) zwischen Heringen-Kleinensee auf hessischer und Dankmarshausen auf thüringischer Seite neugestaltet. In fünf Modulen wurden Bachbegradigungen zurückgebaut, Amphibientümpel gebaggert, bachbegleitende Gehölze gepflanzt und eine Sohlgleite für Fische gebaut.

„Es ist uns ein Anliegen, Maßnahmen hier in der Region und mit Partnern aus der Region umzusetzen“, sagt Sebastian Arnold, Teamleiter Naturschutz in der Abteilung Umwelt- und Genehmigungsverfahren am Werk Werra, der die Maßnahme von Anfang an verantwortlich begleitet hat.

Die Neugestaltung des Suhlbaches hat zahlreiche Vorteile, u. a.: Sie erhöht die Lebensräume für Fische, Amphibien, Insekten und Pflanzen. Der mäandrierende Bach kann sich selbst reinigen und an wechselnde Wasserstände anpassen. Dazu kommt, dass der renaturierte Bach den Ort für Spaziergänge, Naturbeobachtung und Umweltbildung noch attraktiver macht und die ästhetische Qualität der Umgebung steigert.

Der Rhäden zwischen Obersuhl und Dankmarshausen ist ein besonders wertvolles Naturschutzgebiet an der hessisch-thüringischen Grenze in der Werra-Aue. Das Gebiet war früher eines der größten Feuchtgebiete im Grenzland und wurde nach mehreren Trockenlegungen seit dem 19. Jahrhundert teilweise landwirtschaftlich genutzt. Seit den 1970er Jahren wird es jedoch gezielt renaturiert.

Heute ist der Rhäden ein bedeutendes Brut- und Rastgebiet für Wat-, Wasser- und Wiesenvögel und Teil des ökologischen Netzwerks „Grünes Band“. Besonders eindrucksvoll ist die Artenvielfalt: Neben seltenen Vogelarten leben hier auch Wasserbüffel und Exmoor-Ponys, die zur Landschaftspflege beitragen. Ein etwa 6 km langer Rundweg mit Beobachtungsständen und Entdeckerstationen lädt Besucher dazu ein, die Natur hautnah zu erleben.

Dass die Umsetzung einer solch anspruchsvollen Ausgleichsmaßnahme überhaupt möglich war, ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit vieler unterschiedlicher Akteure. Zu ihnen gehören das Landesverwaltungsamt und das Umweltamt Thüringen, das Regierungspräsidium Kassel, die Gruppe für Naturschutz und Vogelkunde Wildeck, die Thüringer Landgesellschaft, das Planungsbüro Wilke, die Baufirma RK Dittersdorf, die Stiftung Naturschutz, der Gewässerunterhaltungsverband Hörsel/Nesse, der Biberbeauftragte, der Angelsportverein Forelle und K+S.

Der Blick auf die Liste der Beteiligten legt nahe, dass hier und da gewiss unterschiedliche Interessen für die Nutzung des Suhlbaches verfolgt werden. Da man aber auf Kooperation statt Konfrontation setzte, konnte die bauliche Maßnahme Ende 2024 umgesetzt werden - und das trotz einiger im Vorfeld unvorhersehbarer Hindernisse, die sich auf dem Weg ergaben:

Der Fund von 14 kg Kampfmittelresten aus dem Zweiten Weltkrieg, zahlreiche Biberburgen und stark schwankende Wasserstände führten zwar dazu, dass der Zeitplan etwas durcheinander kam, konnten aber letztlich den Abschluss der Gemeinschaftsmaßnahme nicht verhindern.

Entsprechend erleichtert, mit dem nötigen zeitlichen Abstand sogar amüsiert, um viele Erfahrungen reicher und auch ein bisschen stolz ließen die Beteiligten beim feierlichen Abschluss vor Ort die Herausforderungen Revue passieren. Von der Maßnahme profitiert, da ist man sich einig, nicht nur die Umwelt, auch die Bevölkerung hat einen langfristigen Nutzen für die körperliche und seelische Gesundheit. Dr. Götz Krapf, fachlicher Berater Thüringer Landgesellschaft: „Die Menschen kommen nach der Arbeit in den Rhäden und erfahren hier Ruhe, Stille und natürliche Schönheit, fernab von Lärm, Hektik und Stress des Alltags.“ Und das gilt für Wessis, Ossis und Wossis gleichermaßen.