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Riegelsberger Wochenpost
Ausgabe 51/2022
Aus Vereinen und Verbänden
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Aktionsbüdnis Stolpersteine für Riegelsberg: Noch viele Spuren der NS-Diktatur vorhanden

Köllertaler Heimatinteressierte am „Band der Erinnerung“ vor der neuen Saarbrücker Synagoge.

In der Futterstraße / Ecke Kaiserstraße erinnert eine Gedenktafel an die ehemalige Synagoge, die 1938 niedergebrannt wurde.

Im Historischen Museum wird an den Widerstandskämpfer Willi Graf erinnert. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof St. Johann.

Besonders erschütternd: Die Haftbedingungen im Gestapo-Lager Neue Bremm. Den Löschteich mussten die Gefangenen im Entengang umrunden.

Die Infotafel auf der Neuen Bremm geht auf die Wärter des Gestapo-Lagers ein. Einer von ihnen, Nikolaus Drokur, kam aus dem Köllertal.

Noch viele Spuren der NS-Diktatur vorhanden

Riegelsberg (mj). Welche Spuren hat die NS-Diktatur in Saarbrücken hinterlassen? Dieser Frage ging die Riegelsberger Historikerin Monika Jungfleisch im Namen des Projektes „Demokratie leben!“ mit 20 heimatinteressierten Erwachsenen auf den Grund.

Als erste Station der Alternativen Stadtrundfahrt besuchte die Gruppe das heutige Staatstheater. 1935 schenkte Adolf Hitler den Saarländern für die überwältigende Zustimmung zur Rückgliederung ans Deutsche (Dritte) Reich das damalige Gautheater Saarpfalz. Weiter ging es zur Schillerschule, in der die Saarbrücker Synagogengemeinde nach massiven Angriffen auf jüdische Kinder von 1934 - 1939 eine jüdische Grundschule eingerichtet hatte.

Am Grab von Willi Graf auf dem Friedhof St. Johann erinnerte Reiseleiterin Britta Hess an den Widerstandskämpfer der Weißen Rose und machte am Beispiel der Gedenkstätte für die Ostarbeiter auf dem Friedhof St. Johann deutlich, unter welchen menschenunwürdigen Bedingungen die Kriegsgefangenen vor allem in den Röchling'schen Stahlwerken und im Bergbau geschufftet haben.

In der neuen Synagoge am Beethovenplatz hörte die Gruppe vom Schicksal der Saarbrücker Synagogengemeinde, deren ehemaliges Gebetshaus in der Futterstraße in der Reichspogromnacht 1938 unter lautem Beifall vieler Saarbrücker Bürger niedergebrannt wurde.

Die beiden letzten Stationen waren die einstigen Gestapo-Zelle im Saarbrücker Schloss und das ehemaligen Gestapo-Lager Neue Bremm. Hier erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erschütternde Details über die Haftbedingungen, die vor allem aus Demütigungen und Quälereien bestanden. Dass sogar Nikolaus Drokur, gebürtig aus Kutzhof, pensionierter Bergmann und Vater dreier Kinder, als Wachmann im Lager Neue Bremm tätig war und wegen seiner besonderen Brutalität im Rastatter Kriegsverbrecherprozess zu Tode verurteilt worden war, ließ alle erschaudern.

Unfassbar, wozu Menschen fähig sind“, konstatierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach der rund fünfstündigen Exkursion übereinstimmend.

Finanziert wurde die „Alternative Stadtrundfahrt“ durch das Projekt "Demokratie leben!", das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie vom Regionalverband Saarbrücken gefördert wird.