Titel Logo
Inselberg-Journal
Ausgabe 6/2023
Gestaltung Seite 2
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Gestaltung Seite 2

Jahresrückblick und Ausblick des Bürgermeisters Kay Goßmann

Liebe Bürgerinnen, liebe Bürger von Brotterode-Trusetal,

sehr geehrte Unternehmerinnen und Unternehmer,

es sollte ein Jahr mit weniger oder besser noch ganz ohne Hiobsbotschaften, ein Jahr abflauender Krisen und ganz besonders ein Jahr zu Ende gehender Kriege sein. Mit diesen und noch mehr Wünschen sind wir hoffnungsfroh gemeinsam ins Jahr 2023 gestartet. Leider haben sich für uns und unsere Stadt nicht alle erfüllt. Doch der Reihe nach:

Los ging`s mit einem Paukenschlag! Am 3. Januar erhielten wir aus den Händen von Staatssekretär Carsten Feller den lang ersehnten Zuwendungsbescheid zum Weiterbau des Mommelsteinradweges zwischen Trusetal und Brotterode in Höhe von knapp zwei Millionen Euro. Die Zuwendung ist das Ergebnis umfangreicher Vorbereitungen, die vor mehr als zwei Jahrzehnten durch eine Handvoll Radbegeisterte aus unserer Region ihren Anfang genommen haben.

Doch erst mit der Möglichkeit zum Erwerb aller dafür notwendigen Grundstücke war der Durchbruch geschafft! Seither geht es Schlag auf Schlag. Sämtliche Vermessungen und Planungen sind nahezu abgeschlossen.

Gegenwärtig befinden sich naturschutzrechtliche Belange und der landschaftspflegerische Begleitplan in der Abstimmung. Doch auch hier stehen die Zeichen gut. So gut, dass wir aktuell davon ausgehen, im kommenden Frühjahr ausschreiben und noch im gleichen Jahr mit den Bauarbeiten beginnen können.

Ein Winter, wie ihn die Älteren von früher noch kennen, den hatte leider auch 2023 wieder nicht im Gepäck. Aber immerhin reichten Schnee und Kälte, so dass durch fleißige ehrenamtliche Helfer die Skilifte in Brotterode und Laudenbach für einige Zeit in Gang gesetzt werden konnten.

Gleiches traf für die Natureistrasseweihnacht im Eisstadion zu; auch hier hatte das kleine eingespielte kleine Team aus fleißigen Freiwilligen kräftig Hand angelegt, damit die Freunde des Kufensports ihre Runden drehen können.

Doch nicht nur das, als traditioneller Wintersportort sind wir verantwortlich für fast 20 km Loipen und nahezu 30 km Winterwanderwege. Sie tadellos in Schuss zu bringen und zu halten, das ist der Anspruch unserer Mitarbeiter, die jeden Morgen, wenn Schnee liegt, zeitig raus auf die Piste fahren. Unter Wintersportfreunden aus nah und fern hat sich das attraktive Wegenetz in unserer oft großartigen Winterlandschaft längst herumgesprochen.

Der COC 2023 auf der Inselbergschanze hätte, wie jedes Jahr, wieder das sportliche Großereignis in unserer Stadt werden können. Doch die Wettkämpfe mussten kurzfristig abgesagt werden. Nicht der fehlende Schnee war es, der die Mühen der wochenlangen Vorbereitungen zunichte machte, sondern stark böiger Wind, der aus nordöstlicher Richtung kam und sichere Sprünge unmöglich machte.

Zum Volksfest wurde die Veranstaltung aber dennoch. Die über zweitausend Zuschauer, die gekommen waren, blieben in der Arena und erlebten zunächst eine würdige Verabschiedung der jungen Athletinnen und Athleten und im Anschluss daran zur großen Überraschung auch noch einen „Mini-COC“. Vereinsmitglieder bauten eilig einen kleinen Sprunghügel aus Schnee in den Auslauf, von dem schließlich die eilig zusammengerufenen Vorspringer in die Tiefe sprangen, mit echter Siegerehrung, versteht sich! So ging das Wochenende eben doch nicht ganz ohne Sprünge vorüber!

Genauso wenig, wie anlässlich der Veranstaltung die begeisterte Besuchermenge den symbolischen Knopfdruck zum Auftakt für den Neubau der Inselbergschanze erleben konnte. Wenige Tage zuvor erst hatte der Kreistag mit großer Mehrheit grünes Licht für das Finanzierungskonzept zum Neubau der Inselbergschanze gegeben, der Grundlage für künftige Schanzenzertifikate des Internationalen Skiverbandes FIS ist. Dabei ist keineswegs selbstverständlich, dass Landkreise Bauprojekte dieser Größenordnung fördern. Wir sind sehr dankbar über den Vertrauensbeweis und die dadurch erhaltene Möglichkeit, weiterhin hochkarätige Skisprungwettbewerbe nach Brotterode an den Standort unseres Talentleistungszentrums zu holen. Inzwischen steht die europaweite Ausschreibung für Planungsleistungen vor dem Abschluss, so dass noch vor Weihnachten mit deren Auftragsvergabe gerechnet werden kann.

Ehrensache, dass zum Gelingen der Biathlon-Weltmeisterschaft vom 6. bis 19. Februar in Oberhof auch viele Ehrenamtliche aus unserer Stadt beigetragen haben, allen voran natürlich die beiden Wintersportvereine mit ihren Mitgliedern. Die meisten von ihnen haben extra ihren dafür Urlaub genommen! Die sportliche Begeisterung, die in unserem Landkreis an allen Ecken gelebt wird, erfüllt uns mit Stolz.

Ganz planmäßig startete in diesem Jahr auch die Saison am Wasserfall - wie im Jahr zuvor mit einer großen Ostereiersuche, die bei bestem Wetter hunderte Besucher anzog. Seit einigen Jahren werten wir unser touristisches Aushängeschild fortwährend durch kleinere Investitionen auf. Sehr erfolgreich, wie uns seitens zufriedener Gäste immer wieder bescheinigt wird. Für das kommende Jahr haben wir vor einigen Wochen zweckgebundene Fördergelder mit einer nochmal sensationellen Förderquote von 90% für den Neubau zweier Fußwege und einer Bushaltestelle in Aussicht gestellt bekommen. Geplant ist, unter anderem den beliebten Trusepark mit Klangpfad durch einen verkehrssicheren Gehweg an das Wasserfallgelände anzubinden.

Nachmittage, an denen sich unsere Senioren treffen, erfreuen sich sowohl in Brotterode unter Leitung von Almut Rohmeiß und dem Deutschen Roten Kreuz als auch in Trusetal großer Beliebtheit. Ganz besonders freue ich mich, dass es durch großes Engagement um Margit Storch und Gabi Wackes in diesem Jahr in Trusetal wieder gelungen ist, feste Treffs zu etablieren, nachdem diese infolge der Coronazeit eingeschlafen waren. Einer der Höhepunkte war eine gemeinsame Busfahrt zum Baumkronenpfad in den Hainich.

Anfang Mai erreichte uns dann eine katastrophale Nachricht: Automotive Lighting schließt sein Werk zum 30. März 2024, 800 Arbeitsplätze sind betroffen! Was viele Jahre in Gesprächen hier und da befürchtet wurde, wurde in Sekunden zur traurigen Gewissheit! Mit einem Schlag stand das wirtschaftliche Auskommen hunderter Familien auf dem Spiel, mit ihr die Kaufkraft, auf die sich unsere Handwerksbetriebe und Geschäfte eingerichtet haben und schließlich die Attraktivität als Wohnstandort. Schnell war klar, die Entscheidung des Konzerns ist endgültig! Und so standen wir von Stunde an als Stadt an der Seite der Beschäftigten mit dem Ziel eines von den betroffenen Familien akzeptierten Verhandlungsergebnisses. Sowohl Gewerkschaft als auch Betriebsrat haben in den hitzigen Wochen einen kühlen Kopf bewahrt und eine ausgezeichnete Arbeit vollbracht. Auch wenn das Ende des Werkes einen großen Verlust für die Familien und eine ganze Region bedeutet, so haben die Beschäftigten mit einem guten Verhandlungsergebnis doch etwas Genugtuung erfahren können!

In die gleiche Zeit fiel der Thüringentag, der in diesem Jahr in Schmalkalden ausgetragen wurde. Selbstverständlich wurde er von unserer Stadt tatkräftig unterstützt, mit Arbeitseinsätzen durch Bauhof etwa, Material und mit der Teilnahme am Festumzug mit dem Bergbau- und Heimatverein Trusetal sowie der Volkstanz- und Trachtengruppe Brotterode.

Intensiv gepflegt wurden auch dieses Jahr wieder unsere Partnerschaften nach Bad Vilbel und Nentershausen. So kam es zu mehreren gegenseitigen Besuchen zu verschiedenen Anlässen. Zuletzt am Vortag des 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, als sich eine Schmalkalder Delegation mit Vertretern ihrer Partnerstadt Recklinghausen in Brotterode-Trusetal angesagt hatte, um die Sehenswürdigkeiten unserer Stadt kennenzulernen und wir sehr spontan gemeinsam mit unseren Gästen aus Bad Vilbel und Nentershausen hinzugekommen sind und am Ende jede Menge Gelegenheit für viele gute Gespräche hatten.

Kaum, dass sich der Tourismus in Brotterode-Trusetal nach langer Corona-Durststrecke auf den Weg zu alter Stärke gemacht hat, erreichte uns im Herbst - unerwartet - die Nachricht über die bevorstehende Schließung der Evangelischen Familienerholungs- und Bildungsstätte „Haus am Seimberg“ zum Jahresende. Ein schwerer Verlust! Das Haus ist mir seinen über 100 Betten ein Wirtschaftsfaktor und beherbergte in der Vergangenheit die meisten Urlauber in der Stadt. Jetzt kommt es darauf an, daran mitzuwirken, dass in den kommenden Monaten die Weichen für eine gute Zukunft des Hauses gestellt werden.

Ein besonderes Augenmerk gilt dem Zustand unserer kommunalen Straßen. Wir kennen ihren oft ungenügenden Erhaltungszustand sehr genau. Deshalb ist es wichtig, hier jedes Jahr Stück für Stück voranzukommen und in mehreren Straßen eine Deckensanierung vorzunehmen. In diesem Jahr konzentrierten sich die Arbeiten auf Wahles, Trusen und Laudenbach.

Sehr zur Freude der Anwohner konnten am Kohlbergweg auch gleich noch Kabel für die allseits gewünschte und in Kürze noch aufzubauende Straßenbeleuchtung mitverlegt werden. Während der grundhafte Straßenbau im Gartenweg bis auf wenige Handgriffe abgeschlossen worden ist, sollen die langerwarteten Arbeiten am Kirchberg und in der Friedensstraße im kommenden Frühjahr beginnen. Deren Abschluss ist für 2025 geplant.

Ebenfalls im Frühjahr werden wieder die Baugeräte am Truseradweg auf Höhe Wahles anrücken. Es ist geplant, in Verlängerung der schon bestehenden Ausbaustrecke weitere Streckenabschnitte in Asphaltbauweise auszuführen.

Eine ganz besondere Herausforderung ist die historische und ortsbildprägende Brücke in Wahles. Sie ist seit Jahrzehnten nur noch eingeschränkt nutz- und wegen vieler hinter ihr liegender Häuser und Grundstücke unverzichtbar. Inzwischen sind die Planungsleistungen für die Sanierung der Brücke vergeben, so dass, wenn alles gut läuft, noch in 2024 mit den Bauarbeiten begonnen werden kann. Ebenfalls los geht es 2024 mit dem 1. Bauabschnitt in der Teichstraße und, wie sich infolge einer vor wenigen Wochen ereigneten Havarie in der Mommelsteinstraße kurzfristig ergeben hat, mit der vollständigen Neuverlegung der Wasserleitung mit anschließender Wiederherstellung einer hochwertigen Straßendecke. Die Planungen für den grundhaften Straßenausbau Köhlerwiese werden voraussichtlich im 1. Quartal beginnen können. Schließlich sollen auch für die Stollenwiesenstraße die wasser- und abwasserseitigen Planungen bis hin zur Auftragsvergabe zur baulichen Umsetzung im kommenden Jahr erfolgen. Unser Ziel ist es, die Stollenwiesenstraße als Gemeinschaftsmaßnahme mit dem Wasserversorgungszweckverband GeWaS gemeinsam bauen zu können.

Erfolgreich vorangetrieben wurden in den vergangenen Monaten auch die Projekte „Energetische Sanierung Sporthalle Brotterode“ und „Sanierung Inselbergbad“. Um an europäische Fördermittel, die für unser Bad in Aussicht stehen, zu gelangen, ist zunächst die Erstellung eines Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) notwendig. Dieses ist beauftragt und befindet sich gegenwärtig in der Erstellung. Derweil bereitet uns die Technik im Bad regelmäßig Kopfzerbrechen. Diese ist seit 25 Jahren ununterbrochen im Einsatz, für heutige Verhältnisse nicht ausreichend wirtschaftlich und aufgrund Ihres Alters anfällig für Reparaturen. Erst vor wenigen Wochen galt es eine schwere Havarie am Hackschnitzelofen und der Brenngutzuführung in den Griff zu bekommen. Die Arbeiten dauerten eine Woche, in der das Bad geschlossen bleiben musste. Das zeigt, wie dringend notwendig eine zügige Modernisierung der Schwimmbadtechnik inzwischen geworden ist. Wir bleiben dran!

Mein besonderer Dank gilt den Kameradinnen und Kameraden der beiden Feuerwehren unserer Stadt. Sie sind es, die zu jeder Zeit, in jeder Notlage in die Stiefel und auf die Fahrzeuge springen, um Menschen, die Hilfe benötigen, zu helfen. Das erledigen sie ehrenamtlich, wie selbstverständlich! Und genau das ist es nicht! Mit Recht erwarten unsere Kameradinnen und Kameraden aber regelmäßig Investitionen in Gebäude und Technik. Dass das in den vergangenen Jahren wieder öfter gelungen ist, ist erfreulich, doch den Rückstand aufgeholt haben wir noch lange nicht. Das Feuerwehrgerätehaus in Brotterode ist dabei unser allergrößtes Sorgenkind. Schon lange erfüllt es seinen Zweck nur noch unter Einschränkungen. Umso wichtiger ist es für uns, im kommenden Jahr endlich den Durchbruch hin zu einer neuen Liegenschaft mit moderner Ausstattung zu schaffen! Demgegenüber stehen am Trusetaler Gerätehaus in diesen Wochen die Fassadensanierungs- und Malerarbeiten vor ihrem Abschluss. Diese wurden unterstützt von den Kameradinnen und Kameraden sowie der Firma Gerüstbau Luck. Ihnen gilt unser aufrichtiger Dank.

Investiert wird aktuell in den Forsthof in Brotterode und in die Bibliothek in Trusetal. Der Forsthof ist untergebracht in einer alten Lagerhalle aus DDR-Zeiten. Dessen Dach war zuletzt undicht genauso wie die Fenster, die elektrische Heizung unwirtschaftlich und die Sozialräume in schlechtem Allgemeinzustand. Das alles ändert sich nun.

Auch unsere beiden Bibliotheken erfahren eine Renovierung. Sie sollen zukünftig für die Nutzer wieder attraktiver und zu einem gern genutzten Begegnungsort werden. Während in Trusetal die Arbeiten am Laufen sind und noch vor Weihnachten die Wiedereröffnung erfolgt, werden sie in Brotterode voraussichtlich zur Jahresmitte 2024 umgesetzt sein.

Neben all den mit Bedacht getätigten Investitionen verlieren wir das Abtragen unserer Altschulden nicht aus dem Blick. Seit 2019 haben sich diese um fast zwei Millionen Euro auf nunmehr „nur“ noch 2.344.204,26 Euro verringert, was wiederum die Voraussetzung für mehr finanzielle Mittel für Investitionen ist!

Meine Aufzählung der Ereignisse aus den vergangenen Monaten vermag an dieser Stelle genauso wenig vollständig sein, wie es mir nicht möglich war, jedes Engagement unserer Vereine oder Einzelner aus unserer Mitte zu benennen obwohl sie alle genau das als Würdigung verdienen. Deshalb möchte mich bei allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich für den städtischen Zusammenhalt auf ganz vielfältige Weise einsetzen, von ganzem Herzen Dank sagen.

Persönlich wünsche ich Ihnen eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit, ein freudegeladenes Fest sowie für 2024 Gesundheit, Glück, Zufriedenheit und Zuversicht, eine Menge neuer Ideen und immer genügend Kraft zu deren Umsetzung. Uns allen wünsche ich, dass sich endlich der ersehnte Frieden auf der Welt ausbreiten möge.

Ihr Kay Goßmann

Bürgermeister

Stadt Brotterode-Trusetal