„Wohin gehen wir heute Abend zum Essen“ fragt mich meine Tochter. „Worauf hast Du Lust?“ Und wir überlegen: Pizza, Spagetti Bolognese, Gyros, Kebab, Pelmeni, Sushi….
So eine Fülle. Nicht nur in Halle, Berlin oder Hamburg - sondern auch in Weimar, Kölleda, Buttelstedt oder Buttstädt.
Noch vor 40 Jahren habe ich nicht gewusst, was sich hinter dem Begriff „Spagetti Bolognese“ überhaupt verbirgt. Und als ich zum ersten Mal Sushi gegessen habe, wusste ich gar nicht, wie ich die kleinen Reisrollen zu mir nehmen sollte. Ich war damals zu einem Geburtstag in München eingeladen.
Inzwischen kann ich auf vielen Märkten und Festivals die verschiedensten Speisen und Spezialitäten probieren. Und im Gewürzregal der Supermärkte gibt es die herrlichsten Gewürze aus aller Welt und in asiatischen Märkten kann ich Lebensmittel kaufen, um auch die Speisen selbst zuzubereiten, die mir so schmecken.
Ich muss nicht weit reisen, ich kann die Fülle und den Geschmack der weiten Welt vor Ort kennenlernen.
Manchmal komme ich ins Gespräch mit den Menschen die mir die Speisen, Gewürze oder Zutaten anbieten. Viele von ihnen sind nicht freiwillig nach Deutschland gekommen. Den Gastarbeitern aus Italien oder der Türkei bot sich hier, was sie in ihrem Land nicht finden konnten: Arbeit. Manche entschieden sich zu bleiben, holten ihre Angehörige nach. Aber oft waren es erst ihre Kinder und Kindeskinder, die sich hier wirklich zuhause fühlten.
Andere Menschen aus dem Iran oder der Ukraine sind vor Kriegen und Verfolgung geflohen. Viele von ihnen möchten hier arbeiten und etwas zurückgeben an das Land, das sie aufgenommen hat.
Welch ein Reichtum kann entstehen, wenn Menschen nach Deutschland einwandern, wenn sie willkommen geheißen werden und sich hier einbringen und ein gutes Miteinander gelingt.
Du, Ewiger lädst uns ein an deinen Tisch ohne zu fragen, woher wir kommen, was wir sind und ob wir denn auch bezahlen können. Schmecken dürfen wir Leben in Fülle. Danke für die Spannweite deiner Liebe, unter der wir Platz finden, woher wir auch kommen, von Nord und Süd, Ost und West.
Ich wünsche uns Freude daran, uns Neuem zu öffnen, um wieder und wieder deinen Horizont zu weiten.
Mit herzlichen Grüßen für Sie und Ihre Lieben
Ihre Pfarrerin Evelin Franke