| Thema: | Der große Dichter und die kleine Marktstadt |
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| Ein Stadtrundgang lohnt sich |
Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich am Samstag, den 29. März 2025 um 14.00 Uhr am Rathausbrunnen in Buttstädt 34 interessierte Bürgerinnen und Bürger. Nicht nur aus Buttstädt, sondern auch aus umliegenden Orten und aus Weimar und Erfurt waren Besucher gekommen.
Zur Einstimmung erzählte Frau Gudrun Petri am Marktbrunnen die im Thüringer Sagenbuch nachzulesende Buttstädter Sage von der Mutterliebe, die den Teufel besiegt. Der Erzengel Michael ist ja der Schutzpatron unserer Stadt.
Das altehrwürdige Renaissancerathaus aus dem 16. Jahrhundert wurde in den letzten Jahren umfassend saniert. Eine Arztpraxis mit drei Ärzten für Allgemeinmedizin und der Einbau eines Aufzuges ist für alle in der Region ein großes Glück.
Goethe weilte nachweislich mehrfach in Buttstädt. Als Minister für Steuern beim Rat Reise im Eckhaus gegenüber. Als Kriegsminister um Soldaten zu requirieren war er dienstlich im Rathaus. Er nutzte auch die Gelegenheit und erklomm die 174 Stufen des Kirchturms und zum Pferdemarkt kam er nicht nur einmal.
Seine spätere Frau Christiane Vulpius war ebenfalls hier. Sie besuchte ihre Tante im Haus Brücktorstraße 10. Da wohnte die Familie des Stadtvogts Johann Heinrich Schmith. Johanna Friederike Antoinette Zeiss,geb. Schmith, war die Mutter von Carl Zeiss, der später in Jena berühmt wurde.
Die Gedenktafel am Eckhaus Markt/Brücktorstraße, ehemals Drogerie Preißer / später Weicht, macht auf Gustav Adolf von Schweden aufmerksam, der während des 30igjährigen Krieges in diesem Hause logierte.
Im Haus neben der Apotheke, Brücktorstraße 6, wurde Wilhelmine Bachstein geboren. Sie war die Tochter des Kupferschmieds. Mit 14 Jahren wurde sie Hausmädchen in Weimar bei der Gräfin Henckel-Donnersmarck. Als deren Enkeltochter Ottilie von Pogwisch, Goethes Sohn August 1817 heiratete, kam „Mienchen“ ins Haus am Frauenplan, das sie bis zu ihrem Tode 1884 nicht mehr verließ. Sie war die Kinderfrau der drei Enkel vom Dichter Johann Wolfgang von Goethe.
Am Platz vor dem ehemaligen Amtsgericht, dem späteren Internat der Erweiterten Oberschule Buttstädt, das gegenwärtig zu einem Haus für betreutes Wohnen umgebaut wird, gab es viel zu erzählen. Einige Gäste konnten aus eigenem Erleben aus der Zeit als das Gebäude Internat der EOS war, berichten.
Der Rundgang führte nun vom Topfmarkt über die Marktstraße zurück zum Markt. In der Mitte der Marktstraße erinnerte Frau Gudrun Petri an das Kino, das es in Buttstädt gab.
Auf dem Marktplatz beim Obelisken, errichtet nach dem Feldzug gegen Frankreich im Jahre 1871, wußte Frau Gudrun Petri aus eigenem Erleben von dem großartige Spektakel 2007 zu erzählen. Die Theatergruppe vom Karaschtheater Hamburg führte unter großer Anteilnahme der Buttstädter Bürger von Shakespeare das weltberühmte Theaterstück „Romeo und Julia“ auf. Wer dabei war, vergisst es nicht.
Vor der Kirche steht die Friedenslinde, sie ist 150 Jahre alt. Die Michaeliskirche ist nach der Grundsteinlegung im Jahre 1510 im Jahre 1551 geweiht worden. Der 56 m hohe Kirchturm ist nicht einsturzgefährdet. Er steht schon seit 300 Jahre 4,30 m aus dem Lot. Die Risse an Südwestfassade der Kirche sind durch den Gipskarst im Untergrund zum Problem geworden. Hier hat sich der Boden durch Aufquellung gehoben und die Wände in so weit verändert, das bereits die Fenster herausgenommen wurden, damit sie nicht zerspringen.
In der Kirche berichtete Frau Petri von dem sensationellen Fund des Huldigungsgedichts vom Superintendent Mylius, das von Johann Sebastian Bach vertont wurde.
Der Musikstudent Michael Maul entdeckte das Notenblatt mit der Handschrift von Johann Sebastian Bach 2004 in Weimar nach dem Brand in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek. In der Buttstädter Kirche wurden diese Bachnoten nach über 200 Jahren wieder von Musikern aus Weimar zum klingen gebracht. Das war eine Weltsensation.
Das Coudrayhaus, die ehemalige Bürgerschule, die 1828 eröffnet wurde, war von 1952 bis 1981 die Erweiterte Oberschule Buttstädt.
Auf dem Weg zum Campos Santo kamen wir in der Kirchstr. 11 am Haus der ehemaligen Lateinschule vorbei. Diese Schule war sehr wichtig, weil sie die Vorbereitung für die Studenten war, die Ärzte, Apotheker, Bontaniker, Rechtsanwälte, Richter oder Theologen werden wollten.
Dort gegenüber ist die Gedenktafel der Brandstifterin, aufgrund dessen 1684 große Teile der Stadt und auch die Kirche ein Raub der Flammen wurden.
Dazu gab es noch viel zu erzählen.
Zum Schluß waren wir auf dem Campo Santo. Das Gelände war 2022 Außenstelle der BUGA Erfurt und ist im vorigen Jahr Drehort für den Bachfilm gewesen.
Alle Teilnehmer waren angenehm überrascht über die vielen Informationen und interessanten Darstellungen und wünschten sich eine Fortsetzung.
Robert Kümmel ließ den Hut herumgehen und es wurde freudig gegeben. Davon gingen 40 € an den Michaelisförderverein e.V. und 40 € an den Förderverein des Campo Santo.
Am Samstag, den 19.07.25 wird die 2. Stadtführung 2025 mit Robert Kümmel um 14.00 Uhr stattfinden.
Treffpunkt: Hauptbahnhof Buttstädt
Thema: Industrie und Wirtschaft in Buttstädt damals und heute.