Marktplatz mit Michaeliskirche, Rathaus und Marktbrunnen um 1900
Erzengel Michael als Brunnenfigur des Buttstädter Marktbrunnens
Gußeisener Laufbrunnen Brühl - Rastenberger Straße um 1900
Der Besucher des großzügigen Buttstädter Marktplatzes ist beeindruckt von dem großen Rathaus, den Gebäuden des ehemaligen Stadtgutes, alter mehrstöckiger Wohn- und Geschäftshäusern und der Michaeliskirche. All diese Bauwerke umrahmen den Brunnen, welcher aus 16 Teilelementen besteht. Gehalten werden die Brunnenelemente von verschraubten Flacheisen.
Der Marktbrunnen diente zur Trinkwasserversorgung der Buttstädter Bevölkerung. Über jeweils drei Stufen an der West- und Ostseite, gesäumt von jeweils zwei Absetzsteinen aus Sandstein, gelangt man zum Brunnenrand und kann Wasser aus dem Brunnen entnehmen. Um den Marktbrunnen sind sechs Buchen gepflanzt, welche wahrscheinlich zur Schattenspende dienten.
In der Brunnenmitte steht als Brunnenfigur der Stadtheilige Erzengel Michael mit dem Flammenschwert, dem Schutzpatron der Kirche und der Stadt. Als besonderes Kennzeichen ist auf dem Wappenschild die Buttstädter Lilie und die Waage, die er in der Hand hält, zu sehen. In der einen Waagschale liegt ein Kind, in der anderen ein Mühlstein, an dem außerdem der Teufel mit aller Macht zieht, um die Waagschale mit dem Kind hochzubringen; es gelingt ihm aber trotz größter Anstrengung nicht, zum Beweis, wie viel schwerer ein Kind wiegt.
In der Sage „Gewogen und zu leicht befunden“ kann man nachlesen, was geschehen war.
Erstmalig wird der Bau eines Ziehbrunnens auf dem Marktplatz im „Regentenbuch der Stadt Buttstädt“ im Jahre 1571 erwähnt. Beim Brunnenbau soll es wahrscheinlich erhebliche Probleme mit dem Grundwasserspiegel gegeben haben. Aber schon nach
16 Jahren, im Jahre 1587, war die Ergiebigkeit des Brunnens so gering, dass an einer „entfernteren“ Stelle ein neuer Brunnen angelegt werden musste und das Wasser über eine Leitung zum Marktbrunnen geführt wurde. Im Regentenbuch wird erwähnt, dass das Brunnengemäuer 1678 ausrepariert werden musste.
Aus dem Regentenbuch ist weiter zu entnehmen, dass im Jahre 1712/13 eine hölzerne Wasserleitung errichtet wurde. Diese Leitung transportierte Wasser von Stiebsdorf nach Buttstädt. Der Bau der Leitung erfolgte auf Befehl „seiner Durchlaucht des Landesfürsten Wilhelm Ernst, Herzog von Sachsen“. Eine frühere, bestehende Wasserleitung soll im Krieg zerstört worden sein. Unklar ist, welcher Krieg gemeint war, vielleicht der 30-jährige Krieg von 1618 - 1648.
Mit dem Bau der Wasserleitung entsteht erstmalig die Voraussetzung für einen Laufbrunnen mit Becken, Säule und Brunnenplastik auf dem Marktplatz.
Über das zwischen Buttstädt und Nermsdorf gelegene Dorf Stiebsdorf gibt es nur wenige Aufzeichnungen. In verschiedenen Flurbezeichnungen kommt der Name noch vor. Der Ort wurde um 1450 im Bruderkrieg zerstört. Der Sächsische Bruderkrieg wurde zwischen den wettinischen Brüdern Kurfürst Friedrich II. und Herzog Wilhelm III. um die Landesteilung geführt. Die Einwohner übersiedelten nach der Zerstörung nach Nermsdorf, Nieder- und Oberreißen.
Unter der Leitung von Joh. Christ. Frohwein, Vogt dieser Stadt, wurde im Jahre 1712 ihre Wiederherstellung begonnen und am 8. April 1713 vollendet. „Stadtvoigt Frohwein hat die Anlegung der Röhrenfahrt dirigiert und viel Fleiß angewendet. Auch viel Geld vorgeschossen. Wozu auch seine Frau ihren „Mahlschatz versetzt und Geld darauf geborgt.“ (Der Mahlschatz bezeichnete im älteren deutschen Recht ein Angelt des Bräutigams an die Braut.
Beauftragt mit der Herstellung der „Rohrfahrt“ wurde der Zimmermeister Hanß Heyland aus Buttstädt. Tragischerweise ist Zimmermeister Heyland bei einem Langholztransport bei Auerstedt 1717 ums Leben gekommen.
Ursprünglich bezog man das Wasser aus mehreren offenen, sehr ergiebigen Quellen bei Stiebsdorf. Eine Brunnenstube wurde wohl erst später gebaut. Die Lage der Brunnenstube ist nicht mehr nachweisbar. Der Höhenunterschied zwischen den Quellen in Stiebsdorf und dem Marktplatz beträgt ca. 50 m und dadurch konnte das Wasser direkt zum Brunnen geführt werden. Weitere Brunnen, deren Standorte heute meistens nicht mehr bekannt sind, wurden mit dem Wasser versorgt. Ein Laufbrunnen aus Gußeisen befand sich am „Brühl - Ecke Rastenberger Straße“. Die Lage der Wasserleitung von Stiebsdorf nach Buttstädt ist nicht mehr bekannt.
Zusätzlich wurde mit dem reichlich vorhandenen Wasser eine Zisterne „Am Kleffer“ gespeist. Die Zisterne gibt es heute noch.
Ab Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in Buttstädt Wasserleitungen gebaut. Das Wasser kam aus dem „Tiefen Tal“ des Hardislebener Forstes. Ob zu dieser Zeit die Wasserver-sorgung aus „Stiebsdorf“ nicht mehr für Buttstädt ausreichend war, kann heute nicht mehr festgestellt werden.
Der Marktbrunnen wird heute mit einer Pumpe betrieben, wobei sich das Wasser im Kreislauf befindet.
E. Reiche
Verwendete Quellen:
| • | Amtsblatt Buttstädt 1994 |
| • | Aufzeichnungen Bürger Gärtner |
| • | Regentenbuch der Stadt Buttstädt |
| • | Ortschronik der Stadt Buttstädt 1931 |
| • | Geschichte über mein Geburtshaus, handschr. Aufzeichnungen |
| • | Stadtschule Buttstädt |
| • | Heimatbuch des Landkreises Weimar 1925 |
| • | Sammlung E.Reiche |