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Amtsblatt der Stadt Bad Berka
Ausgabe 10/2024
Nichtamtlicher Teil
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Nichtamtlicher Teil

Foto © Jens Hauspurg für Klassik Stiftung Weimar

ETWAS FÜR DIE EWIGKEIT

„Etwas sehr Einfaches, bloß ein dem Bedürfnis gewidmetes Totenmagazin“ hatte sich Großherzog Carl August von seinem Oberbaudirektor gewünscht: „Das Gezierte wollen wir für die Wohnung der Lebenden sparen.“ Die Fürstengruft auf dem Historischen Friedhof Weimar gilt als Musterbeispiel des Klassizismus in Thüringen. Sie ist das bekannteste Werk des Architekten Coudray, der 1816 als Großherzoglicher Oberbaudirektor in Weimar antrat.

1828, im Jahr der Fertigstellung, wurde der Herzog in der Familiengruft bestattet. Nicht nur seine Vor- und Nachfahren fanden dort ihre letzte Ruhestätte, auch zwei schlichte, klassizistische Eichensärge für Weimars Dichterfürsten Schiller und Goethe haben einen Ehrenplatz.

Als Johann Wolfgang von Goethe 1832 mit 82 Jahren starb, war Clemens Wenzeslaus Coudray Zeuge seiner letzten Lebensstunden. Beide, den Staatsminister und den Baumeister in Weimars Diensten, verband eine enge Freundschaft. Sie teilten ästhetische Auffassungen und klassische Ideale; inspirierten einander und ließen visionäre Vorstellungen städtebauliche Realität werden. „Coudray ist einer der geschicktesten Architekten unserer Zeit“, bekannte Goethe. „Er hat sich zu mir gehalten und ich mich zu ihm, und es ist uns beiden von Nutzen gewesen. Hätte ich den vor 50 Jahren gehabt.“

Besucher aus aller Welt pilgern andächtig zu dem Memorialbau, der zum Ensemble Klassisches Weimar gehört und damit zum UNESCO-Welterbe. Beim Spaziergang über den Historischen Friedhof lesen sich die Inschriften verwitterter Grabsteine wie ein Who-is-Who der Stadtgeschichte. Staatskanzler und Hofräte sind hier begraben, Ärzte, Theologen und Künstler, Goethes Vertrauter Eckermann, die Frau von Stein …

Fast unscheinbar liegt ein von Efeu überwachsenes Grab an der Umfassungsmauer - dass des Architekten Clemens Wenzeslaus Coudray (1775 - 1845) und seiner Frau Veronica. Den grauen Stein mit schlichtem Kreuz hat er zu Lebzeiten noch selbst entworfen.

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