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Amtsblatt der Stadt Bad Berka
Ausgabe 12/2024
Nichtamtlicher Teil
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Nichtamtlicher Teil

Foto © I.Rühmann/ Löwenkämpferportal

NACH ALLEN REGELN DER GARTENKUNST

Goethes Gartenhaus in Weimar war sein Refugium, der Park an der Ilm die ideale Kulisse, Geist und Blick schweifen zu lassen. Das funktioniert bis heute: hohe Bäume, antikisierende Bauten wie das Römische Haus, Sichtachsen, Denkmäler - und hinter jeder Wegbiegung wartet eine neue Überraschung.

Das Löwenkämpferportal zum Beispiel: Es ist das Mundloch eines blinden Stollens, auf dem gängigen Parkplan gar nicht verzeichnet, aber leicht zu finden. Man muss nur an der Rückseite des Römischen Hauses ein paar Stufen hinabsteigen und ein kleines Stück dem Kiesweg folgen. Da schmiegt sich die säulengeschmückte Doppeltür in den moosbewachsenen Fels; auf dem Relief ringt Herakles mit dem Löwen. Ein dekoratives Element; gestaltet hat es kein Geringerer als Clemens Wenzeslaus Coudray, Goethes Mitstreiter und Freund, der als Oberbaudirektor des Großherzogtums Weimar-Sachsen-Eisenach das klassizistische Weimar geprägt hat.

Der Staatsminister und sein Architekt hatten stets viel zu besprechen: ambitionierte Projekte ihres Großherzogs, Behördenangelegenheiten, Kunstauffassungen, Neuerscheinungen … Was sie verband, ging weit über dienstliche Belange hinaus. Dem alternden Goethe war der Austausch mit einem Gleichgesinnten willkommen, denn viele seiner Weggefährten waren bereits tot. Nahezu wöchentlich kam Coudray zu Besuch.

Das Gartenhaus, ein Geschenk des Großherzogs, war 1776 bis 1782 Goethes erster Wohnsitz in Weimar, bevor er ins Haus am Frauenplan zog. Im Alter entdeckte er das Idyll wieder. 1830 ließ er sich von seinem Freund Coudray einladende neue Gartentore entwerfen, „gar architektonisch ansehnlich“ befand er das Ergebnis. Aus schwarzen und weißen Saalekieseln entstanden die Mosaiken im Eingangsbereich, nach pompejanischen Vorbildern. Goethe hatte die Idee, Coudray überwachte die Ausführung. An diesem Rückzugsort, den Park an der Ilm direkt vorm neuen Gartentor, teilten die beiden Zeit und Ideen. Ein idealer Platz, um die Gedanken und den Blick schweifen zu lassen …

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