Nichtamtlicher Teil

Foto © Joseph Geyer

BÜRGERSCHULE WEIMAR

Draußen rauscht der Weimarer Stadtverkehr durch die Karl-Liebknecht-Straße. Drinnen heißt es: „Bitte Ruhe, Unterricht!“, Tonleitern, Flötentöne und Gitarrenakkorde erklingen. An der Pinnwand im Flur steht „Keyboarder gesucht“ oder „Klavierhocker zu verkaufen“. In der einstigen Bürgerschule, Baujahr 1825, üben heutzutage Musikschüler.

„Den III. September“ steht in goldenen Lettern über der linken Tür, dem früheren Knabentrakt, „MDCCCXXV“ über der rechten, durch das die Mädchen gingen: Die erste städtische Volksschule Thüringens war dem Großherzog Carl August zu Sachsen-Weimar-Eisenach zum 50. Regierungsjubiläum gewidmet.

Architekt des ambitionierten Projektes war Clemens Wenzeslaus Coudray (1775 bis 1845), großherzoglicher Oberbaudirektor, Vertrauter Goethes, seit 1816 verantwortlich für höfische Bauten, Stadt- und Dorfgestaltung, Straßen, Kirchen und immer wieder auch Schulen. Carl August, dem Geist der Aufklärung verpflichtet, förderte den Schulneubau, führte die Schulpflicht und Lehrpläne ein. In einer gebildeten Bevölkerung sah er den Schlüssel zu gesellschaftlichem Fortschritt und sozialem Frieden. Minister Goethe war maßgeblich an den Reformen beteiligt. Architekt Coudray gab den modernen Ideen vielerorts ihre typisch klassizistische Gestalt.

Das bekannteste Beispiel steht in Weimar. Den Bau der Bürgerschule begleitete Goethe als Berater rege mit und erschien persönlich zur Einweihung. Später schrieb er: „Das Gebäude bewirkt schon Cultur, wenn man es von außen ansieht und hineintritt. Die rohesten Kinder, die … in solch heiteren Sälen Unterricht empfangen, sind schon auf der Stelle aller düsteren Dummheit entrückt...“

Heute ist die Musikschule benannt nach dem einstigen Weimarer Hofkapellmeister Johann Nepomuk Hummel. Der Name des Architekten bleibt der Aula vorbehalten: Der prächtig restaurierte Coudray-Saal mit Säulen und Emporen, als Konzertsaal gefragt und für seine Akustik berühmt, ist das Schmuckstück des Hauses.