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Amtsblatt der Stadt Bad Berka
Ausgabe 3/2024
Aus der Stadtgeschichte
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Aus der Stadtgeschichte

Foto Haase: Zeughaus 1999

Foto Haase: Zeughaus um 1930

Vor 25 Jahren, im März 1999, öffnete das Zeughaus nach mehr als fünfjähriger Bauzeit seine Türen als Bürgerhaus. Mit Stadtbibliothek und Stadtarchiv, Festsaal, Gaststätte und Kegelbahn wird es seither ausgiebig genutzt.

Unter Leitung des Bad Berkaer Ingenieurbüros Gebrüder Anacker begannen 1993 die umfangreiche Sanierung des Daches und die Entkernung des historischen Gebäudes, gefolgt vom Innenausbau, der denkmalgerechten Wiederherstellung der Fenster und Eingangsportale an den Stirnseiten sowie der farblichen Gestaltung. 5,8 Millionen DM flossen in die aufwändigen Arbeiten am Haus und noch einmal fast eine Million DM kosteten der Abriss der benachbarten Produktionshallen und die Gestaltung des Außengeländes.

Wegen brandschutztechnischer Probleme musste 2007 der Saal des Zeughauses allerdings gesperrt werden. Die Umbauarbeiten konnten erst 2011/12 erfolgen. Unter der Regie der Sanierungsfirma Bennert wurde der Saal entkernt. Auch die alte flache Decke samt Stahlträgern musste weichen, da sie im Fall extremer Hitze nicht standgehalten hätte. Eine größere Deckenhöhe gewährleistet nun auch eine bessere Akustik. Zum Neujahrsempfang im Januar 2013 war der Saal erstmals wieder öffentlich zugänglich.

Inzwischen ist das Zeughaus mit allen seinen Angeboten aus dem kulturellen Leben der Stadt Bad Berka nicht mehr wegzudenken.

Errichtet wurde das Gebäude ab 1732 aus Steinen des einstigen Schlosses auf dem Schlossberg auf Geheiß des damaligen Herzogs Ernst August. Nach seiner Fertigstellung 1739 diente es als Zeughaus zur Unterbringung der kostbaren Gerätschaften, die man damals zur Ausstattung der prunkvollen „Zeugjagden“ benötigte. Die wald- und sehr wildreiche Umgebung Bad Berkas war Jahrhunderte lang ein bevorzugtes Jagdgebiet der Weimarer Herzöge. Hier brachten sie nicht nur Hasen, Rehe und Wildschweine zur Strecke, sondern jagten bis in die Mitte des 19. Jh. auch kapitale Hirsche. Üblich war bis zu Beginn des 19. Jh. das sog. eingestellte Jagen, bei dem das vorgesehene Waldgebiet mit Jagdtüchern umstellt, d.h. verlappt wurde. Im Erdgeschoss des 59 m langen Hauses waren die herzoglichen Wagen, Schlitten, Kutschen und Stangen untergestellt. Im Obergeschoss hingen die Jagdtücher, Lappen und Netze. Seinen letzten Einsatz hatte das in Berka aufbewahrte Jagdzeug am 6. Oktober 1808 bei einer großen Jagd in Ettersburg, die Herzog Carl August zu Ehren der beim Erfurter Fürstentag anwesenden Kaiser Napoleon und Alexander I. von Russland veranstaltete.

Bis 1942 diente das Zeughaus dann verschiedenen anderen Zwecken: als Remise für Wagen, Kutschen und Schlitten, zur Einlagerung von Heu, Zapfen und Holz für die großherzogliche Holzspalteanstalt und als Schafstall.

Während des 2. Weltkrieges brachte man dann sogar die Bekleidung von Juden darin unter, die in die Konzentrationslager Deutschlands abtransportiert worden waren. Im Herbst 1945 kaufte zunächst der Unternehmer Horst Wesner das Gebäude und richtete eine Fabrik für Küchenmöbel und Polstergestelle darin ein. Nach mehreren Betreiberwechseln wurde die Möbelfabrik im Zeughaus in Volkseigentum überführt, in der rund 50 Angestellte bis 1990 Küchenmöbel herstellten.

1991 erwarb die Stadt Bad Berka das Zeughaus samt Umfeld von der Treuhand. Nachdem als Zwischenbelegung zunächst ein kleiner Einkaufsmarkt und eine Kartonagenfabrik im Zeughaus untergebracht waren, begann die Stadt Bad Berka 1993 mit der bereits eingangs geschilderten Sanierung.

Nach wie vor erfreuen sich alle Bereiche und Angebote des Hauses einer großen Beliebtheit - besonders, da die Stadtbibliothek im vergangenen Jahr einer umfangreichen Kur unterzogen wurde und sich auch die Kegler über Nachwuchs freuen dürfen.

Hella Tänzer

Ortschronistin